Trier: Handschrift mit spannenden Details zu jüdischem Leben im Mittelalter

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Das Einkünfteverzeichnis bietet unter anderem Infos zur Erweiterung des mittelalterlichen Judenviertels in Trier. Foto: Stadtarchiv Trier

TRIER. Unter der Signatur Hs. 1663/356 8° bewahrt die Wissenschaftliche Bibliothek in Trier ein Einkünfteverzeichnis der bedeutenden Abtei St. Maximin aus dem 14. bis frühen 15. Jahrhundert auf, das sie zu den noch bis 27. April laufenden Jüdischen Kulturwochen als Objekt des Monats präsentiert.

Unter den etwa 170 kurzen Einträgen gibt es einige mit Details zur Geschichte der jüdischen Gemeinde im Mittelalter. Auf Seite 8 steht beispielsweise, dass der Jude Muskinus (Muskin Iudeus) für ein Haus in der Jakobsgasse einen Zins an die Abtei zahlte. Die Notiz aus der Zeit zwischen 1331 und 1336  zeugt von der Erweiterung des Judenviertels, das damals seine größte Ausdehnung und Bevölkerungszahl hatte, ehe die Juden bei einem Pest-Ausbruch 1349 einem schweren Pogrom zum Opfer fielen.

Der Jude Muskinus (eine Form des Namens Mose) ist auch ansonsten gut bekannt. Er war in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts eine der wichtigsten Persönlichkeiten der Trierer Gemeinde.

Seit 1323 bis zu seinem Tod 1336 war er als Unterhändler in der Finanzverwaltung von Erzbischof Balduin von Luxemburg tätig. Ihm unterstand die erzbischöfliche Zentralkasse, deren Buchungen in Hebräisch verfasst und am Ende des Rechnungsjahres ins Lateinische übertragen wurden. Unterstützt wurde Muskinus zeitweise von seinem Knecht Baruch. In Gemeindeangelegenheiten trat er vielfach als Vorsteher der Juden hervor. Er führte ein Siegel, dessen Stempel im Landesmuseum zu sehen ist. Der Siegelstempel kam 1988 bei archäologischen Grabungen auf dem Viehmarktplatz zum Vorschein. Dort befand sich im Mittelalter der jüdische Friedhof in Trier.  Weitere Informationen zum Programm der Jüdischen Kulturwochen: https://t1p.de/1hfmd

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