
LANDAU. Im Prozess um einen Machetenangriff auf eine Polizeiwache in Linz hat ein Polizist vor dem Landgericht Koblenz von der Nacht des Angriffes berichtet.
«In dem Moment war ich mir zu 100 Prozent sicher, dass er gleich die Scheibe durchschlägt», sagte der 27-Jährige zum Angriff im vergangenen September. In seinem Kopf sei der Gedanke gewesen: «Er oder ich.»
«Mir war klar in dem Moment, einer von uns beiden mindestens wird hier gleich sterben.» Dazu kam es jedoch nicht, der Angreifer wurde von Spezialkräften mit einem Taser überwältigt und festgenommen. Der Polizist berichtete, dass der Angeklagte in dieser Nacht unvermittelt mit der Machete auf die Schleuse eingeschlagen habe. Er selbst habe dann seine Dienstwaffe gezogen, Kollegen informiert und mit einem Knopfdruck die Eingangstür verschlossen.

Gespräche und Gebet
Er habe während der Tat mehrfach versucht, sich mit dem Angeklagten zu unterhalten, sagte der Polizist. Auch auf Albanisch hätten sie kurz gesprochen, da der Beamte selbst albanischer Herkunft sei. Seiner Aussage nach habe der Angeklagte in der Schleuse augenscheinlich auch gebetet und dabei die Machete und den linken Zeigefinger nach oben gerichtet. Auch habe er sich im Verlauf des Angriffes das T-Shirt ausgezogen.
Ein Beamter des Landeskriminalamtes berichtete als Zeuge von einem Zettel, den der Angeklagte während der Tat an die Scheibe gehalten haben soll. Darauf habe unter anderem «ISIS» und «Koran» gestanden.
Der Angeklagte mit albanischer Staatsbürgerschaft soll im September 2024 mit einer Machete in eine Polizeiwache in Linz im Landkreis Neuwied gegangen sein. Die Klinge der Machete habe rund 47 Zentimeter Länge.
«Ich gehe gleich zu Gott.»
Er habe geplant, «gleich nach dem Betreten der Dienststelle» mit der Tötung zu beginnen, sagte die Vertreterin der Generalstaatsanwaltschaft bei der Anklageverlesung. Der 29-Jährige soll demnach versucht haben, aus niedrigen Beweggründen zu töten.
Über einen Zeitraum von mehr als zwei Stunden habe er mit gestrecktem Bein und mit der Machete auf die Tür eingewirkt. Dabei habe er laut Zeugen wörtlich gesagt: «Ich töte euch. Allahu Akbar, Allahu Akbar. Ich gehe gleich zu Gott», hieß es in der Anklage. «Allahu Akbar» steht für «Gott ist groß».
An der Schleuse entstand laut Generalstaatsanwaltschaft ein Schaden von 70.000 Euro. Laut Anklage soll der Mann mit der Machete auch gegen die Decke geschlagen haben, drei Deckenlampen seien dabei herausgefallen.

Oberstaatsanwalt: IS-Flagge in Wohnung gefunden
Er habe bei dem Angriff zudem gesagt, er sei hier, um Polizeibeamte zu töten und werde nicht aufhören, bis er selbst tot sei, hieß es in der Anklage. Die Polizei vertrete eine Gesellschaftsordnung und Politik, die nicht seinen Weltvorstellungen entspreche. Der Angeklagte soll mit der Ideologie der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) sympathisiert haben.
Bei den Ermittlungen seien dem Mann acht unterschiedliche Profile im Internet zugeordnet worden, sagte der erste Polizeibeamte. Außerdem seien etwa 15 Videos der Tat ausgewertet worden.
In der Wohnung des Angeklagten sei eine Fahne des IS gefunden worden, sagte Oberstaatsanwalt Christopher do Paço Quesado vor dem Prozess. Der Mann habe Anfang 2024 angefangen, sich religiös zu radikalisieren. Er habe zudem Inhalte des IS konsumiert und sich als Sympathisant geäußert.
Laut do Paço Quesado soll er sich unmittelbar vor der Tat mit dem Anschlag am 5. September 2024 in München beschäftigt haben. Damals war es nahe dem israelischen Generalkonsulat in München zu einem Schusswechsel zwischen einem 18-jährigen Österreicher und der Polizei gekommen.
Angeklagter schweigt am ersten Prozesstag
Der 29-Jährige verfolgte die Anklageverlesung mit verschränkten Armen und Kaugummi-kauend. Eine Übersetzung der Anklageschrift durch seine Dolmetscherin lehnte er ab, auch während einer Zeugenaussage verzichtete er auf eine Übersetzung.
Sein Anwalt sagte, er wolle sich weder zur Sache noch zu seiner Person äußern. Auch sei er nicht bereit, sich von der psychiatrischen Gutachterin untersuchen zu lassen. In dem Verfahren sind bislang vier weitere Verhandlungstermine angesetzt. Weiter geht es am Mittwoch.