Brüderkrankenhaus Trier: Nachhaltigkeitsrichtlinie für Notfallmedizin – Ressourcen schonen

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David Mager (links), Fachkrankenpfleger für Intensivpflege und Professor Dr. med. Guido Michels, Chefarzt des Notfallzentrums, waren an der Erstellung der Leitlinie "Nachhaltigkeit in der Intensiv- und Notfallmedizin" beteiligt. Foto: Katrin Schaffrath / BBT-Gruppe

TRIER. Die Intensiv- und Notfallmedizin gehört zu den ressourcenintensivsten Bereichen im Krankenhaus. Eine Studie aus Australien errechnete die wöchentliche Abfallmenge einer 10-Betten-Intensivstation auf 540 Kilogramm, wovon 60 Prozent hätten recycelt werden können.

Um Ressourcen zu schonen und den ökologischen Fußabdruck des Gesundheitswesens weiter zu verringern, wurde nun eine von der Deutschen Gesellschaft für internistische Intensiv- und Notfallmedizin (DGIIN) initiierte Leitlinie der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF) mit zehn weiteren Fachgesellschaften/Berufsverbänden verabschiedet. Diese gibt Empfehlungen zur Förderung nachhaltiger Praktiken im Krankenhausalltag. Zwei Experten aus dem Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Trier beteiligten sich an deren Erstellung.
 
Das Gesundheitswesen ist global der Dienstleistungssektor mit den höchsten Treibhausgasemissionen. In Deutschland hat es mit einem Anteil von 5,2 Prozent maßgeblichen Einfluss auf die nationalen Treibhausgasemissionen. Die vom deutschen Gesundheitswesen verursachte Klimabelastung ist somit nur unwesentlich geringer als die der Stahlindustrie mit 6 Prozent. Um die Klimaschutzziele des Pariser Abkommens und des deutschen Klimaschutzgesetzes zu erreichen, liegt es auf der Hand, dass es in Zukunft weitere Empfehlungen und Maßnahmen für mehr Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen geben sollte.

Die Intensiv- und Notfallmedizin hat in den letzten Jahrzehnten dramatisch zum verbesserten Überleben von schwerstkranken Patientinnen und Patienten beigetragen. Die genutzte High-Tech-Medizin in der Intensiv- und Notfallmedizin benötigt einen hohen technischen und materiellen Aufwand, der gleichermaßen mit einem hohen Verbrauch unterschiedlicher Ressourcen und einer erhöhten Abfallproduktion einhergeht. „Der genaue Anteil der Intensiv- und Notfallmedizin an der Gesamtemission des Gesundheitssystems ist zwar noch nicht ermittelt, aber es ist einer der ressourcenintensivsten Bereiche im Krankenhaus, der eine ökologisch verantwortungsvolle Praxis notwendig macht. Schätzungsweise werden etwa die Hälfte der von den deutschen Krankenhäusern herbeigeführten Emissionen von energieintensiven Abteilungen wie Anästhesie, OP und Intensivmedizin verursacht“, sagt David Mager, Fachkrankenpfleger für Intensivpflege im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Trier. Er ist ebenso wie Professor Dr. med. Guido Michels, Chefarzt des Notfallzentrums im Brüderkrankenhaus, Mitautor der neuen Leitlinie „Nachhaltigkeit in der Intensiv- und Notfallmedizin“ der Deutschen Gesellschaft für internistische Intensiv- und Notfallmedizin (DGIIN). Die 21 Autoren der Leitlinie aus den Bereichen Notfallmedizin, Intensivmedizin, Intensivpflege, Hygiene und Apotheke sprachen sich für deren Notwendigkeit aus.

In der Leitlinie werden Studien angeführt, die aufzeigen, in welchen Punkten nachhaltiges Handeln wichtig ist. In einem systematischen Review von Gaetani et al. wurden 13 Studien ausgewertet, die 36 Intensivstationen umfassen. Die geschätzten Kohlenstoffemissionen der Intensivstationen liegen zwischen 88 und 178 kg CO2 pro Patient und Tag. Die Quellen der Kohlenstoffemissionen sind vor allem dem Strom- und Gasverbrauch sowie Verbrauchsmaterialien zuzuordnen. Professor Michels und David Mager befassten sich im Rahmen der Leitlinienerstellung mit dem Schwerpunktbereich „Ressourcen- und Energiemanagement“. Hier ging es zum Beispiel um die Erfassung des Energieverbrauchs, mögliche Recyclingpläne, die korrekte Abfallentsorgung, den Einkauf von wiederverwendbaren Medizinprodukten und Verbrauchsmaterialien, die digitale Patientenakte und ein digitales Speisenbestellsystem. Weitere Schwerpunktthemen, anhand derer verschiedene Arbeitsgruppen Vorschläge erarbeiteten sind die Organisationstrukturen im Krankenhaus, der Hygienebereich sowie die Patientenversorgung.

Insbesondere an den Schnittstellen Notfallzentrum und Intensivmedizin sollten wir an das Thema Nachhaltigkeit denken, indem wir zum Beispiel die durch Inhalation, Injektion oder Infusion zu verabreichenden Medikamente einheitlich fertigstellen und verabreichen – Stichwort Arzneimitteltherapiesicherheit. Hierzu wurde 2024 mit verschiedenen Abteilungen des Krankenhauses ein ´Arzneimittelpocket´ entwickelt. Zudem sollte zukünftig zur Aufnahmevermeidung von kritisch Kranken von der Notaufnahme auf die Intensivstation idealerweise das sogenannte Emergency Critical Care Konzept (ECC) zur frühestmöglichen Versorgung kritisch kranker Patient*innen auf hohem Niveau nach Ende der Schockraumversorgung umgesetzt werden. Dieses Konzept wirkt sich auf den Workflow, den Ressourcenverbrauch sowie auf das Behandlungsergebnis aus“, sagt Professor Michels. (Quelle: BBT-Gruppe Region Trier)

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4 Kommentare

  1. Guten Tag,
    ich würde bis gestern im Brüder Krankenhaus behandelt worden. Ich bekam dreimal täglich eine Infusion.Nach der Infusion wurde mein Zugang mit Kochsalz durchgespült.Man benutze eine Fertigspritze.Der Inhalt der Kochsalzlösung wurde nur jeweils zur Hälfte verbraucht.
    Jedesmal nahm das Pflegepersonal eine neue Fertig spritze aus der Plastikverpackung und nutze diese nur zur Hälfte,wie bereits erwähnt.
    Vielleicht könnte man an diesem Vorgehen etwas verändern.Das ist nicht nur zu kostenintensiv, es fällt dadurch aus zu viel Plastikmüll an.

  2. Wenn man dieser Logik folgt dann ist die klimafreundlichste Notfallmedizin, wenn man jedem Notfallpatienten den Gnadenschuss gibt und ihn anschliessend CO2-neutral in einer tiefen Grube unter Sauerstoffabschluss versenkt, damit beim Verwesen kein CO2 frei wird.
    Notfallmedizin ist für den Menschen da und wenn bei einer Notfallbehandlung 300kg Abfall anfallen, die dann verbrannt werden, dann ist das scheissegal, anders kann man das nicht sagen. Man kann zur Kostenreduzierung die entsprechenden Materialien optimieren, das wars dann schon aber mit so einem Käse wie da noch was abzwacken und hier anfangen, das grenzt an kriminell.

    Nur mal ein Beispiel welchen Irrsinn die ganze CO2-Diskussion mittlerweile auch bei Ernährung und Gesundheit angenommen hat: Wieviele Eier pro Woche sind gesund:
    „Die gerade veröffentlichten Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für
    Ernährung sprechen von einem Ei pro Woche“, sagt Karsten Köhler, Profes-
    sor für Bewegung, Ernährung und Gesundheit an der TU München. Lebens-
    mittel, die Eier enthalten, werden dabei nicht mitgezählt. Die DGE-
    Empfehlung berücksichtigt allerdings neben gesundheitlichen erstmalig
    auch Umwelt- und Klima-Aspekte. Zu gesundheitlich unbedenklichen Eier-
    menge gebe es „keinen wissenschaftlichen Konsens“, so Köhler.
    In anderen Worten: die Deutsche Gesellschaft für Ernährung gibt also keine rein gesundheitsorientierten Ernährungsempfehlungen mehr heraus sondern lässt in ihre Ernährungsratschläge auch politisch beeinflusste Ratschläge zum Thema Klimaschutz einfliessen, die aber keineswegs tatsächlich stichhaltig sein müssen. Das heisst es kann sogar sein, da die DGE nicht mehr die individuelle Gesundheit im Vordergrund hat, dass ihre politisch beeinflussten Ernährungsratschläge sogar (vor allem für Kinder) gesundheitsschädlich sind.
    Weiteres Beispiel und finde den Fehler:
    Trifft man irgendwo auf einen Infostand von selbsternannten Klimaaktivisten, wird man oft zu einem Spiel eingeladen: Teste deinen ökologischen Fussabdruck, man gibt also ein wie oft man verreist, Fleisch ist usw. und dann kommt das Ergebnis, lautet meistens, Moment ich machs mal, kann auch jeder selber machen:
    https://oekologischer-fussabdruck.climatehero.org/
    Kommt bei mir raus: Klimaschurke, scheiss ich aber drauf ich sag euch auch warum:
    Die Erdbevölkerung wächst permanent und jeder will logischerweise einen gewissen Wohlstand, die Leute in Nigeria z.B. auch.
    Hätte ich denselben Test vor 10 Jahren gemacht, wäre ich noch kein Klimaschurke gewesen, ganz einfach weil die Weltbevölkerung noch mindestens eine Milliarde weniger war und mehr Ressourcen pro Einzelperson zur Verfügung standen.
    Folgt man der Einschränkungslogik solcher Tests so ist iwann der Punkt erreicht wo wir nur mehr einmal pro Tag atmen dürfen und uns in alte Zeitungen kleiden müssen mit denen wir uns am Ende noch den Hintern abwischen um die Klimaziele zu erreichen.
    Tun die selbsternannten Klimaaktivisten was um z.B das Bevölkerungswachstum in Afrika einzudämmen, wo die Leute noch stolz auf Kinderreichtum sind ode lassen sie sich wenigstens selber sterilisieren um nicht noch mehr kleine Klimaaktivisten in die Welt zu setzen? Nein. Also.
    Damit ist dieses Thema für mich schon seit langem durch. Die Zukunft ist ein komplexes Modell und das Klima auf der Erde war nie gleich oder stabil. Und es steht auch nicht geschrieben dass die Menschheit ewig existieren muss. Wobei ich es für unwahrscheinlich halte dass sie ganz ausstirbt. Ich tue das was ich heute und jetzt will und ein schlechtes Gewissen lasse ich mir von keinem einreden deswegen.

    • P.S.: Was ich noch sagen wollte:
      Fortschritt ist oft auch Umweltschutz und Fortschritt erzielt man nicht durch Unterdrückung der Meinungsfreiheit und eine Angst-Gebot-Verbot-Kultur.
      Als man vor Jahrzehnten Dampflokomotiven durch Diesellokomotiven ersetzt hat tat man das nicht weil mand dachte, oh, das sind Feinstaubschleudern, sondern weil sie technisch veraltet waren.
      Die Speichertechnologie macht zur Zeit rasante Fortschritte, es liegt durchaus im Bereich des Möglichen dass es binnen 20 Jahren Batteriespeicher gibt, mit denen man Elektrizität über Wochen speichern kann, dann ist das Problem: Überfluss an Ökostrom bei Wind und Sonne, Flaute bei Nebel und Windstille gelöst und es wird E-Autos geben mit Reichweiten von 1500km und mehr, dann sind Verbrenner eh erledigt.
      Für solche Innovationen braucht man aber eine freie in alle Richtungen denkende Gesellschaft, kein Denken a la Farm der Tiere: Manche Tiere sind gleicher als andere und deshalb dürfen sie bestimmen was die anderen zu tun haben.
      Heisst auf Habeck und grünes co gemünzt
      https://www.welt.de/wirtschaft/article255348690/Robert-Habeck-Zu-Fuss-ins-Ministerium-Den-inneren-Schweinehund-ueberwinde-ich-nicht-rechtfertigt-Habeck.html
      Sein O-Ton: „Ich habe ja soviel zu tun deshalb schaffe ich es nicht auch noch zu Fuss oder mit dem Fahrrad in die Arbeit zu fahren und nutze regelmässig die Flugbereitschaft.“ aber alle anderen (Krankenpfleger die um 4Uhr aufstehen, Polizisten, Ärzte auf der Intensiv,…) arbeiten nix und haben nicht soviel zu tun sondern essen in der Arbeit Donuts oder sonstwas, deshalb sollen sie gefälligst mit dem Fahrrad fahren und den Grünen gehorchen und deshalb dürfen wir für sie auch bestimmen was gut und schlecht ist und was in den Medien gesagt werden darf und was nicht.
      Zu welchen fatalen Konsequenzen dies führt sieht man am Kommentar weiter oben von Jeautard -Marloth:
      Der fordert allen Ernstes wenn er nächstes Mal eine Infusion kriegt dass man die gleiche Einwegspritze mehrfach verwendet. Gute Idee, machen Droge nabhängige auch.

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