KOBLENZ. Der Präsident des Bauern- und Winzerverbands Rheinland-Nassau hat neue Proteste der Landwirte nicht ausgeschlossen. «Ich sehe, dass die Traktoren spätestens im Oktober wieder ans Rollen kommen – der Ruf in der Landwirtschaft danach wird lauter», sagte Marco Weber der «Rhein-Zeitung» (Koblenz). Er sprach von Marktpreisen während der Ernte im Getreideanbau, «die bei weitem nicht kostendeckend» seien. «Die wirtschaftliche Situation der Ackerbaubetriebe ist sehr angespannt – bis hin zur Existenzgefährdung.»
Bei Weinbaubetrieben herrsche ebenfalls schon seit mehr als einem Jahr eine angespannte Lage bei den Kosten. In der Tierhaltung, gerade im Milchviehbereich, sehe es ein wenig besser aus, sagte Weber. «Aber dort haben wir die Herausforderung, dass die Futterqualität aufgrund der Wetterlage sehr schlecht ist. Somit steigen die Erzeugungskosten der Milch.» Er beobachte, «dass das Stimmungsbarometer in der Landwirtschaft steigt».
Ukraine ein «schwieriges Thema»
Der Verbandspräsident betonte, bei den Getreideimporten müsse innerhalb der EU Chancengleichheit bestehen. «Seit zwei Jahren haben wir innerhalb der EU massive Probleme mit ukrainischem Getreide – ich weiß, das ist ein schwieriges Thema. Aber durch den Import haben wir schlechte Weltmarktpreise für unser Getreide.» Bei allem, was in der von Russland angegriffenen Ukraine geschehe, müsse man darauf achten, dass landwirtschaftlichen Betrieben kein Wettbewerbsnachteil entstehe.
«Und wenn es doch so kommt, muss den Betrieben, wie im vergangenen Jahr in Polen, eine Ausgleichszahlung geleistet werden – über die normalen Ausgleichszahlungen, die von der EU kommen, hinaus», sagte Weber. «Ich glaube, wir sind an dem Punkt, wo wir auch in Deutschland sagen müssen: Stopp – wir haben eine Situation, in der wir unsere landwirtschaftlichen Produkte nicht mehr konkurrenzfähig vermarkten können.»
(dpa)