Aktuelle Umfrage: Große Unzufriedenheit mit Landesregierung in Flutgebieten

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Mit schwerem Gerät wird im Ahrtal die Bahnstrecke wieder aufgebaut. Foto: Thomas Frey/dpa

MAINZ/BERLIN. Drei Jahre nach der Flut an der Ahr und in der Eifel ist die Mehrheit der Menschen in den Flutgebieten unzufrieden mit dem Krisenmanagement der Landesregierung. Zu dem Ergebnis kommt eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungs-Instituts Infratest dimap mit Sitz in Berlin im Auftrag des SWR. Dabei gaben 71 Prozent der Befragten an, unzufrieden mit dem Krisenmanagement der Landesregierung in den Tagen nach der Hochwasserkatastrophe zu sein, lediglich ein Fünftel (20 Prozent) kommt zu einem positiven Urteil.

Vier von zehn Befragten (39 Prozent) machen die Landesregierung für Versäumnisse nach der Flut 2021 verantwortlich. Ein knappes Drittel (31 Prozent) lastet die Versäumnisse in erster Linie den Landkreisen an. Im Landkreis Ahrweiler verorten die Menschen die Verantwortung stärker auf der regionalen als auf der Landes-Ebene: Fast jeder Zweite (48 Prozent) macht insbesondere die Kreisverwaltung Ahrweiler verantwortlich für Versäumnisse, die Landesregierung sieht dort nur ein gutes Viertel (28 Prozent) in der Hauptverantwortung.

Kritik auch an Landesregierung auch beim Wiederaufbau an Ahr und in der Eifel

Nicht nur das Krisenmanagement der Regierung kritisieren die Bewohner der betroffenen Kreise. Auch beim Wiederaufbau sehen die Menschen in den Kreisen Ahrweiler, Bernkastel-Wittlich, Bitburg-Prüm, Vulkaneifel, Trier-Saarburg und in der Stadt Trier Probleme. Im besonders stark betroffenen Kreis Ahrweiler sagen sogar 72 Prozent der Befragten, die Landesregierung werde ihrer Verantwortung für den Wiederaufbau nicht gerecht. Von allen Befragten sagen dies 65 Prozent. Lediglich 28 Prozent bewerten den Wiederaufbau positiv.

Mehrheit sieht Land schlecht auf künftige Katastrophen vorbereitet

Mehr als die Hälfte (57 Prozent) der Befragten sagt, Rheinland-Pfalz sei weniger gut oder schlecht auf zukünftige Katastrophen vorbereitet. Knapp ein Drittel (30 Prozent) sind aber der Meinung, das Land sei dafür gewappnet. Um sich in Zukunft besser vor Hochwasser zu schützen, wünscht sich die Mehrheit (53 Prozent) in den Flut-Gebieten bauliche Maßnahmen wie Dämme, Schutzmauern, Überschwemmungsflächen aber auch ein besseres Frühwarnsystem und ein besseres Krisenmanagement.

Staatsanwaltschaft stellt Ermittlungen ein: Mehrheit ist unzufrieden mit rechtlicher Aufarbeitung

Kurz nach der Flut im Ahrtal hatte die Staatsanwaltschaft Koblenz Ermittlungen gegen den damaligen Landrat von Ahrweiler, Jürgen Pföhler (CDU), aufgenommen. Es ging um die Frage, ob mit früheren Warnungen Menschenleben hätten gerettet werden können. Im April 2024 stellte sie die Ermittlungen gegen ihn ein. Das sorgte im Land und im Ahrtal für heftige Kritik. Wie aus der Infratest dimap-Umfrage, die der SWR in Auftrag gegeben hat, nun deutlich wird, ist die große Mehrheit (82 Prozent) der Befragten im Kreis Ahrweiler mit der rechtlichen Aufarbeitung der Katastrophe unzufrieden. Nur 8 Prozent geben sich zufrieden. In allen betroffenen Kreisen zusammen sind 60 Prozent der Befragten mit der rechtlichen Aufarbeitung unzufrieden, nur 21 Prozent finden die Entscheidung der Staatsanwaltschaft zufriedenstellend.

Flutkatastrophe hat Menschen an Ahr und in Region Trier stark belastet

In der Nacht vom 14. auf den 15. Juli 2021 sind in Rheinland-Pfalz 136 Menschen ums Leben gekommen, tausende Häuser wurden zerstört oder schwer beschädigt. Das hat bei den Menschen Spuren hinterlassen, wie aus der Umfrage für den SWR hervorgeht. 71 Prozent der Betroffenen haben die Situation nach der Flutkatastrophe als persönlich belastend empfunden. Im Kreis Ahrweiler geben sogar fast alle Betroffenen (93 Prozent) an, dass sie die Situation belastet hat. Dennoch haben nur insgesamt 10 Prozent von ihnen (Kreis Ahrweiler 9 Prozent) psychologische Hilfe in Anspruch genommen. Ein Großteil (30 Prozent) sieht dafür bei sich keine Notwendigkeit.

Trotz Unzufriedenheit: Großer Zusammenhalt in den Flut-Regionen

Die Menschen vor Ort sind mit der Arbeit der Landesregierung und der rechtlichen Aufarbeitung unzufrieden. Doch das Miteinander vor Ort seit der Flut bewertet eine große Mehrheit (82 Prozent) als sehr gut (36 Prozent) oder gut (46 Prozent). Im Eifelkreis Bitburg-Prüm (89 Prozent) und im Kreis Ahrweiler (88 Prozent) wird der soziale Zusammenhalt besonders stark hervorgehoben.

Repräsentative Befragung in den Flut-Regionen

Die Daten basieren auf einer repräsentativen Telefon- und Online-Befragung des Meinungsforschungs-Instituts „Infratest dimap“ im Auftrag des SWR. Befragt wurden 1.184 deutschsprachige Einwohner über 18 Jahren der Kreise Ahrweiler, Bernkastel-Wittlich, Eifelkreis Bitburg-Prüm, Vulkaneifel, Trier-Saarburg und der Stadt Trier. Erhebungszeitraum: 18. bis 27. Juni 2024. (Quelle: SWR Aktuell)

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2 Kommentare

    • Die dümmsten Kälber wählen ihre Schlächter selber. Das weiß auch die Krake Politik. Es gibt hier kein zurück mehr, nur noch weg, wer sich das leisten kann. Bevor jmd. doof nach Alternativen fragt, die gibt es, individuell natürlich.

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