“Ada-Evangeliar” ist Welterbe: Kostbare Trierer Handschrift jetzt Erbe der Menschheit

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Fotos: Wissenschaftliche Bibliothek der Stadt Trier

TRIER. Trier ist um ein Welterbe reicher. Wie die UNESCO jetzt mitgeteilt hat, ist das Ada-Evangeliar, das sich in der Wissenschaftlichen Bibliothek der Stadt Trier befindet, offiziell als UNESCO-Weltdokumentenerbe anerkannt worden.

„Damit würdigt die UNESCO einen der Höhepunkte der Kunst des Mittelalters“, unterstreicht Triers Oberbürgermeister Wolfram Leibe den „herausragenden kulturellen und historischen Stellenwert dieser Handschrift für die gesamte Menschheit“. Leibe weist mit Blick auf die offizielle Anerkennung durch die UNESCO darauf hin, dass Trier damit jetzt zwei Handschriften besitze, die in der Liste des Weltdokumentenerbes geführt werden.

Bereits seit 2004 ist der ebenfalls in der Wissenschaftlichen Bibliothek aufbewahrte Egbert-Kodex Weltdokumentenerbe. „Was Handschriften betrifft, ist Trier eine absolute Weltstadt. Wir spielen da weltweit in der Champions League“, sagt Leibe und weist auf die große Zahl an wertvollen Büchern aus dem Mittelalter und der frühen Neuzeit hin, die sich in Trier befinden.

Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer betont den Wert der Handschrift: „Das Ada-Evangeliar ist ein Meisterwerk der karolingischen Buchmalerei, das uns einen Einblick in die kulturelle Blütezeit unter Karl dem Großen gibt. Dass das Evangeliar in Trier ausgestellt ist, ist ein großer Schatz für die Stadt, aber auch für das gesamte Land. Die heutige Auszeichnung durch die Unesco zeigt einmal mehr, welches große kulturelle Erbe in Rheinland-Pfalz beheimatet ist.“

Wie bedeutend die Handschriften Triers und vor allem das jetzt ausgezeichnete Ada-Evangeliar auch im weltweiten Vergleich sind, unterstreicht Kulturdezernent Markus Nöhl. „Unser 2017 von der Ministerpräsidentin Malu Dreyer initiierte Antrag bei der UNESCO galt ja nicht nur für unser Evangeliar, sondern für alle Werke der so genannten Hofschule Karls des Großen“, erklärt Nöhl, der auch Prof. Dr. Michael Embach, dem ehemaligen Leiter der Wissenschaftlichen Bibliothek und des Stadtarchivs, für dessen Engagement und Initiative um die Anerkennung des Evangeliars dankt.

Zehn Handschriften dieser Hofschule des berühmten Kaisers seien bekannt und würden über Europa verteilt aufbewahrt: in Paris, London, Wien, Bukarest, im Vatikan und eben in Trier. „Unser Trierer Ada-Evangeliar ist aber das Hauptwerk dieser Gruppe und bei weitem das prächtigste und wertvollste Buch. Das ist auch einer der Gründe, wieso wir stellvertretend für alle den Antrag eingereicht haben.“ Bei der Beschreibung des Evangeliars gerät der studierte Historiker Nöhl ins Schwärmen. „Die mit goldener Tinte geschriebenen, reich verzierten und illustrierten Texte ziehen jeden, der sie auch nur betrachtet, unweigerlich in ihren Bann.“ Die Mönche, die dieses Buch in jahrelanger Arbeit anfertigten, seien „wirkliche Meister ihres Fachs“ gewesen. An diesem prachtvollen Werk werde der „imperiale Anspruch“ des mächtigsten fränkischen Herrschers deutlich. „Karl sah sich in der Tradition der römischen Kaiser und war der Wegbereiter einer gemeinsamen europäischen Kultur.“

Entstanden um das Jahr 800 am Hofe Karls des Großen

PD Dr. Francesco Roberg, Leiter der Wissenschaftlichen Bibliothek und des Stadtarchivs Trier und damit Hüter der bibliophilen Kostbarkeiten der Stadt, erläutert die Entstehungsgeschichte der Handschrift: „Entstanden ist das Ada-Evangeliar nach jetzigem Stand der Forschung um das Jahr 800 wahrscheinlich am Hofe Karls des Großen, vermutlich in der Aachener Kaiserpfalz.“ Es sei mit goldener Tinte auf Latein in den Schriftarten Unziale, Capitalis rustica und karolingischer Minuskel geschrieben und beinhalte auf 172 Pergament-Seiten die vier Evangelien des Neuen Testaments. Roberg weist auf eine Besonderheit hin: „Der prächtige Buchdeckel besteht aus Gold und Edelsteinen und wurde nachträglich im Jahre 1499 angefertigt.“ In der Mitte ziere ein so genannter „Kameo“, ein geschliffener Stein, den Buchdeckel. „Dieser Stein stammt aus der Spätantike und zeigt Kaiser Konstantin den Großen, der in Trier residierte, samt Familie“, sagt Roberg.

Benannt ist das Buch nach Ada, deren Identität nicht ganz klar ist. Früher nahm man an, sie sei die Schwester Karls des Großen gewesen, heute gehen Forscher davon aus, dass Ada eine fränkische Adelige war, vielleicht Äbtissin eines Klosters, das dem Kaiser verbunden war. Sie stiftete das Buch wohl der mächtigen und reichen Trierer Benediktinerabtei St. Maximin, wo es bis zur Aufhebung des Klosters durch die Franzosen 1802 blieb.

Neben den beiden als Welterbe ausgezeichneten Handschriften gibt es eine Vielzahl von weiteren kostbaren Werken, die ebenfalls in der Schatzkammer der Wissenschaftlichen Bibliothek in der Weberbach zu sehen sind. „Das ist ein kleines aber feines Museum mit weltweit einzigartigen Büchern, schauen Sie sich diese Kostbarkeiten einmal an“, lädt Oberbürgermeister Leibe ein. Neben dem Ada-Evangeliar und dem Egbert-Kodex gehöre die „Trierer Apokalypse“ und ein gedruckter Fisch-Kalender, der bisher weltweit nur in Trier nachgewiesen ist, zu den dort zu sehenden Werken.

Das internationale „Memory of the World“-Register der UNESCO ist ein weltumspannendes digitales Netzwerk mit ausgewählten herausragenden Dokumenten: Weltweit standen bisher 432 Dokumente auf der Liste, 24 davon in Deutschland.

Zusätzlich zu den jetzt zwei Weltdokumentenerben gibt es in Trier auch acht Bauwerke, die zum Weltkulturerbe zählen. Neben der Porta Nigra sind das die Barbarathermen, die Römerbrücke, das Amphitheater, die Kaiserthermen, die Konstantinbasilika, sowie Dom und Liebfrauenkirche.

Weitere Informationen zum Ada-Evangeliar im Internet unter www.stadtbibliothek-weberbach.de

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