Nerven liegen bei der Belegschaft blank: Warten auf Entscheidung für Ford-Standort

Die saarländische Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) reist am Mittwoch zu Gesprächen über die Zukunft des Ford-Standorts nach Detroit. In Saarlouis liegen die Nerven bei der Belegschaft blank.

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Foto:dpa-Archiv

SAARLOUIS. Wenige Wochen vor der Entscheidung des Automobilherstellers Ford, ob ein künftiges Elektroauto in Saarlouis oder im spanischen Valencia produziert wird, ist die Anspannung unter den Beschäftigten groß.

«An unserem Standort sind alle in sehr, sehr großer Angst um ihren Arbeitsplatz», sagte der Betriebsratsvorsitzende Markus Thal am Dienstag im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur.

Die Ungewissheit dauere nun schon «eine ganze Weile: Das zehrt an den Menschen und macht einige auch krank.» Auch die Ankündigung von Ford-Europachef Stuart Rowley, dass der Zuschlag für den einen nicht automatisch das Ende für den anderen Standort bedeuten müsse, könne nicht für Erleichterung sorgen: «Was das bedeuten soll, hat man nicht gesagt», so Thal.

Die Entscheidung, ob im Saarland über das Jahr 2025 hinaus produziert werde, soll Ende Juni fallen. Mit 4600 Beschäftigten gilt Ford als einer der größten Arbeitgeber im Saarland. Am Mittwoch wird die saarländische Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) mit ihrem Stellvertreter, Wirtschaftsminister Jürgen Barke (SPD), zu Ford nach Dearborn (Detroit) in den USA fliegen. Dort wollen sie die Bedeutung des Standortes Saarlouis für Land und Unternehmen hervorheben und über eine Perspektive für das saarländische Werk sprechen.

Der Ford-Betriebsrat in Saarlouis fordert im Kampf um den Erhalt von Arbeitsplätzen jedoch auch Unterstützung von Bundeskanzler Olaf Scholz und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. «Wir begrüßen, dass Frau Rehlinger unserem Aufruf gefolgt ist und zu Ford in die USA fliegt. Aber es fehlen noch zwei Personen im Flugzeug», sagte Thal. Er wolle daher Scholz und von der Leyen anschreiben und auffordern, ebenfalls persönliche Gespräche mit Konzernchef Jim Farley zu führen.

«Letztendlich ist es eine gesamteuropäische Geschichte», so Thal. «Es geht nicht um Saarlouis oder Valencia, sondern um Saarlouis UND Valencia.» Es sei Aufgabe der Politik, wenn sie Transformationen begleite, für Arbeitsplätze, Sicherheit und Zukunft zu sorgen – über einen einzigen Standort hinaus.

Derweil berichtete die spanische Zeitung «Valencia Plaza» von Unstimmigkeiten zwischen valencianischen Gewerkschaftsorganisationen. Protokolle des Betriebsrates seien angefochten und ein neuer Tarifvertrag nicht unterzeichnet worden. Die deutsche Gewerkschaft wolle dies als Trumpf ausspielen, um Zweifel an der valencianischen Vereinbarung zu säen.

Gegenüber der Deutschen Presse-Agentur wollte der Saarlouiser Betriebsrat diese Meldungen nicht kommentieren. Markus Thal: «Für uns ist wichtig, dass wir als IG Metall und Gesamtbetriebsrat eine Sprache sprechen. Wir sind in Deutschland vier Standorte, und wir kämpfen gemeinsam.»

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