Nationalpark Hunsrück-Hochwald: Wildnis-Ziel wird früher erreicht als geplant

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Ein Plakat der Verwaltung des Nationalparks Hunsrück-Hochwald weist auf die Entstehung eines Moors hin. Foto: picture alliance/Peter Zschunke/dpa/Archivbild

MAINZ. Zwischenbilanz sechs Jahre nach der Gründung: 45 Prozent der Fläche im Nationalpark Hunsrück-Hochwald sind als Naturzone eingestuft. Eine Untersuchung weist seltene Vogelarten wie Wasseramsel und Steinschmätzer nach.

Die Vorgabe von drei Viertel unberührter Natur im Nationalpark Hunsrück-Hochwald könnte nach Einschätzung des Umweltministeriums schneller verwirklicht werden als bei der Gründung vor sechs Jahren geplant. Das Ziel eines Anteil von mindestens 75 Prozent bis zum Jahr 2045 «wird voraussichtlich deutlich früher erreicht», antwortete das Ministerium auf eine Landtagsanfrage der Grünen-Fraktion.

Ende dieses Jahres werde die Naturzone 45 Prozent der Gesamtfläche des Nationalparks einnehmen, erklärte Klimaschutz- und Umweltministerin Anne Spiegel (Grüne). Bei der Gründung im Jahr 2015 waren es erst 25 Prozent. «In jedem Fall wird das Ziel, nach zehn Jahren bei 50 Prozent zu liegen, eingehalten.»

Der Wegeplan mit einer vorgesehenen Verringerung der Waldwege um ein Drittel oder rund 100 Kilometer werde wie vorgesehen umgesetzt, erklärte Spiegel. Auch werde die Wildruhezone im Kerngebiet ausgedehnt. «Damit kommt man dem nach Bundesnaturschutzgesetz vorgegebenen Ziel für Nationalparks, einen störungsfreien Prozess der naturdynamischen Entwicklung zu ermöglichen, in großen Schritten näher.»

Eine Erhebung zur Vogelfauna im September konnte nach Angaben des Ministeriums 63 Arten nachweisen, unter ihnen seltene und gefährdete Vögel wie Wasseramsel, Steinschmätzer, Schwarzstorch oder Fischadler. Die bisher vorgenommenen Studien zur Pflanzenwelt ergaben bisher rund 400 Pilzarten. Unter ihnen ist etwa die extrem seltene Ockerfarbene Hydrabasidie (Thanatephorus ochraceus), ein auf Totholz lebender Pilz, der eine enge Beziehung zu Orchideen wie dem Stattlichen Knabenkraut (Orchis mascula) eingeht. Untersuchungen zu weiteren Pflanzen- und Tiergruppen sind geplant.

Nahezu beendet sind nach Auskunft des Ministeriums die Arbeiten im EU-Life-Projekt «Hangmoore im Hochwald», das Ende dieses Jahres abgeschlossen wird. Dabei wurden bisher an über 1700 Stellen Gräben verschlossen, um die jahrzehntelange Entwässerung des Gebiets für die Forstwirtschaft zu stoppen. Einige Autoren von Beiträgen für den ersten Forschungsband zum Nationalpark betrachten den mit dem Projekt verbundenen Kahlschlag von Fichten wegen der damit verbundenen erhöhten Sonneneinstrahlung allerdings auch kritisch.

Der Grünen-Abgeordnete Fabian Ehmann zeigte sich als waldpolitischer Sprecher seiner Landtagsfraktion nach der Antwort des Ministeriums auf die Anfrage überzeugt, dass «Aktivitäten wie der Schutz und die Wiederherstellung von Mooren nicht nur einen Gewinn für den Klimaschutz bringen, sondern auch die Artenvielfalt im Nationalpark weiter stärken». (dpa)

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