Forscher betrachten auch Ahr-Hochwasser von 1804 und 1910

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Helfer des Technischen Hilfswerks (THW) errichten eine Behelfsbrücke für die Ahr. Foto: Thomas Frey/dpa/Archivbild

KARLSRUHE/BAD NEUENAHR-AHRWEILER. Schlimme Hochwasser hat es im Ahrtal in den vergangenen beiden Jahrhunderten schon mal gegeben. Und zwar 1804 und 1910. Forscher meinen, die Ereignisse müssten in Gefahrenkarten einbezogen werden.

Zur besseren Abschätzung von Hochwassergefahren sollten nach Ansicht von Katastrophenforschern historische Daten in Gefahrenkarten aufgenommen werden. So habe es im Ahrtal in der Vergangenheit bereits «zwei besonders bedeutende Hochwasserereignisse» gegeben – 1804 und 1910, teilten Forscher am Center for Disaster Management and Risk Reduction Technology (Cedim) des Karlsruher Instituts für Technologie mit.

Die beiden historischen Ereignisse würden jedoch bei der Gefährdungsabschätzung bisher nicht berücksichtigt, sagte der Erstautor des Cedim-Berichts zur Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen, Andreas Schäfer. Die aktuellen Hochwasserkarten für das Ahrtal basierten derzeit auf einer Abflussstatistik mit Daten seit 1947, da seit diesem Zeitpunkt homogene Messreihen zur Verfügung stünden.

Damit liege die aktuelle Schätzung eines hundertjährlichen Hochwassers als Bemessungsgrundlage für den Hochwasserschutz für die Ahr bei einem Abfluss von 241 Kubikmeter pro Sekunde (m³/s). Das diesjährige Ereignis könnte ein ähnliches Ausmaß wie das von 1910 mit einem Abfluss von 500 m³/s gehabt haben, schreiben die Forscher. Für das Hochwasserereignis von 1804 sei der Abfluss von der Universität Bonn sogar auf rund 1100 m³/s geschätzt worden.

Bei der Analyse der Daten müsse beachtet werden, dass sich sowohl Infrastrukturen als auch Hochwasserschutzmaßnahmen in den vergangenen Jahren verändert hätten. «Daher lassen sich die Messwerte direkt schwerer vergleichen, und wir sollten uns weniger auf die Pegelstände fokussieren», sagte Co-Autor James Daniell. Messwerte zum Abfluss, über die zeitliche Entwicklung und über die Niederschlagssummen seien für die Interpretation jedoch wichtiger.

Um die Überflutungsflächen in den am schwersten betroffenen Gebieten Kreis Ahrweiler und Rhein-Erft-Kreis abzuschätzen, werteten die Forscher Satellitendaten mit Luftaufnahmen von (Amateur-)Drohnen und Helikoptern sowie Fotos aus sozialen Medien aus. Demnach liegen nach Schätzungen knapp über 19.000 Gebäude mit einem Wert von rund neun Milliarden Euro in den Gebieten. In Verbindung mit empirischen Daten vergangener Hochwasserkatastrophen schätzte das Team den Gesamtschaden zwischen 11 und 24 Milliarden Euro.

Das Karlsruher Institut für Technologie ist nach eigenen Angaben eine «Forschungsuniversität der Helmholtz-Gemeinschaft». (dpa)

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