COVID-19: Kleine Geschäfte öffnen in der Corona-Krise

Im Kampf gegen die Lungenkrankheit Covid-19 werden erste Regeln gelockert. Experten hoffen auf die Vernunft der Bevölkerung - und auf eine Fortsetzung der zuletzt positiven Entwicklung.

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Foto: DPA ARCHIV

REGION TRIER. Mit der Öffnung kleinerer Geschäfte hat in Rheinland-Pfalz eine wichtige Woche in der Corona-Krise begonnen. Bleibt der hoffnungsvolle Trend bei den Fallzahlen stabil – trotz mehr Menschen in den Innenstädten? Die Universitäten bleiben hingegen leer: Der Semesterstart begann digital. Die Tagesthemen im Überblick:

ÄRGER ÜBER OUTLET – Die im Zuge der gelockerten Corona-Maßnahmen erlaubte Öffnung des Fashion Outlet Centers in Zweibrücken sorgt im Saarland für Kritik. Er halte die Öffnung für einen Fehler, sagte der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) in Saarbrücken. «Es ist davon auszugehen, dass es dort einen großen Zulauf geben wird – damit werden all unsere Bemühungen konterkariert, große Menschenaufläufe zu verhindern.» Das Zentrum im rheinland-pfälzischen Zweibrücken nahe der Grenze zum Saarland ist seit Montag mit Einschränkungen wieder geöffnet. Bislang seien 15 von insgesamt 120 Shops offen, sagte ein Sprecher. Weitere Läden seien in Vorbereitung.

KEIN ANSTURM ERWARTET – Trotz der Lockerungen für den Einzelhandel in der Corona-Krise erwartet der Präsident des Handelsverbandes Mittelrhein-Rheinhessen-Pfalz keinen Ansturm auf die Innenstädte. «Wir rechnen eher nicht mit dem großen «Run», sondern einem verhaltenen Start», sagte Jan Willenberg-Sebastian, Präsident des Verbandes, am Montag der Deutschen Presse-Agentur in Mainz. Die Menschen seien nach wie vor verunsichert, und es solle aus Infektionsschutzgründen ja auch nur eine langsame Öffnung geben. Für den Einzelhandel werde es zunächst weiter schwierig bleiben, sagte Willenberg-Sebastian, der in Mainz ein Juwelier-Geschäft hat.

LANDESREGIERUNG VERTEIDIGT VORGEHEN – Die rheinland-pfälzische Landesregierung verteidigte die im Land geltenden Lockerungen für bestimmte Läden in der Corona-Krise gegen Kritik. Rheinland-Pfalz habe sich aus Gründen der Gleichbehandlung entschieden, allen Geschäften einen Verkauf auf bis zu 800 Quadratmetern zu ermöglichen, um das rechtliche Risiko der Grundrechtseingriffe durch die vierte Corona-Bekämpfungsverordnung zu minimieren, teilte der stellvertretende Regierungssprecher Janosch Littig mit.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte zuvor die Diskussion über weitergehende Lockerungen scharf kritisiert. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur aus Teilnehmerkreisen machte sie in einer Schaltkonferenz des CDU-Präsidiums deutlich, wie unzufrieden sie sei, dass die Botschaft vorsichtiger Lockerungen in einigen Ländern zu «Öffnungsdiskussionsorgien» geführt habe. Dies erhöhe das Risiko eines Rückfalls sehr stark.

DIGITALER SEMESTERSTART – Die rheinland-pfälzischen Hochschulen sind am Montag wegen der coronabedingten Einschränkungen digital ins Sommersemester gestartet. Ihre Lehre haben die Hochschulen dabei fast vollständig auf digitale Formate umgestellt, wie das Wissenschaftsministerium mitteilte. «Das digitale Sommersemester ist gut gestartet», sagte Wissenschaftsminister Konrad Wolf (SPD). Die Hochschulen hätten eine solide, technische Basis für die digitale Lehre. Über den Hochschulpakt werden Maßnahmen der Digitalisierung an den Hochschulen demnach mit rund 5,5 Millionen Euro unterstützt.

NEUE ZAHLEN – Die Zahl der bestätigten Corona-Infektionen in Rheinland-Pfalz ist dem Gesundheitsministerium zufolge innerhalb von 24 Stunden um 0,3 Prozent auf 5511 gestiegen. Dies ist nach Daten vom Montag die geringste tägliche Zunahme seit Beginn der Erhebungen zur Pandemie Anfang März. In der vergangenen Woche lag die tägliche Steigerungsrate zwischen 1,4 und 2,5 Prozent. Seit dem ersten Auftreten der Pandemie Ende Februar sind in Rheinland-Pfalz 114 infizierte Menschen gestorben. Das sind sieben mehr als am Sonntag.

APPELL GEGEN MASSENKAUF – Die Deutschlandchefin des Pharmakonzerns Boehringer Ingelheim, Sabine Nikolaus, hat in der Corona-Krise vor möglichen Folgen von massenhaften Medikamentenkäufen gewarnt. Die Einkäufe sollten auch in diesen Zeiten sowohl auf Großhändler- als auch auf Patientenebene in den üblichen Mengen mit kühlem Kopf erfolgen, sagte Nikolaus der Deutschen Presse-Agentur in Mainz. «Etwaige Bevorratungseffekte sollten nicht dazu führen, dass wir künftig eine Verknappung von Arzneimitteln haben.» Derzeit sieht sie die nicht. «Im Moment ist alles im normalen Bereich, und solange in üblichen Mengen eingekauft wird, ist das für uns machbar.»

TELEFONSEELSORGE GEFRAGT – Die Anrufe bei der Telefonseelsorge Mainz-Wiesbaden sind in der Corona-Krise um fast 25 Prozent gestiegen. «Corona ist nicht unbedingt der Anlass der Anrufe», sagte Christopher Linden vom Leitungsteam der ökumenischen Einrichtung der Deutschen Presse-Agentur in Mainz. Gut 40 Prozent der Seelsorgegespräche am Telefon kreisten aber darum. Dabei verbänden sich die Ängste und Einsamkeitsgefühle vieler Menschen mit Corona. Es gehe oft um die Angst vor Ansteckung und darum, Verwandte nicht treffen zu können. Die Krise bereite vielen Menschen große Sorgen.

BELIEBTE ONLINEWACHE – Die Onlinewache der Polizei ist in der Corona-Krise besonders gefragt. «Die Eingaben haben sich in den vergangenen dreieinhalb Wochen verdreifacht», sagte der Sprecher des Landeskriminalamts, Bastian Kipping, der Deutschen Presse-Agentur in Mainz. Zwischen dem 16. März und dem 6. April etwa seien fast 300 Meldungen erfasst worden – pro Tag durchschnittlich etwa 134. Seit dem Start im Dezember 2018 bis Mitte März waren es täglich etwa 42. Vor Corona ging es meist um Betrug (40 Prozent der Eingaben).

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