30 Grad und volle Käfige: Tierheime „an Belastungsgrenze“

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Symbolbild; Eine junge Katze. Foto: Fredrik von Erichsen/ (dpa)Archiv

Für Tierheime ist der Sommer die anstrengendste Zeit des Jahres: Nicht nur die Hitze ist ein Problem. Insbesondere vor der Urlaubszeit werden viele Tiere abgegeben und danach nicht mehr abgeholt. Zudem sorgen auch eher seltene Bewohner für volle Käfige.

MAINZ/KOBLENZ/TRIER (dpa/lrs). Während der Sommer für viele die schönste Zeit des Jahres ist, haben die Mitarbeiter in Tierheimen alle Hände voll zu tun: Volle Käfige und hohe Temperaturen machen Tieren und Pflegern zu schaffen. «Die Tierheime sind an der Belastungsgrenze», stellt Andreas Lindig vom Tierschutzbund fest – «vor allem auch finanziell». Er sieht dabei auch die Kommunen in der Verantwortung, die sich seiner Einschätzung nach zu sehr auf Ehrenämtler verlassen. «An Personal mangelt es nämlich nicht», sagt der Verbandsvorsitzende.

Unterdessen kämpfen die Pflegekräfte vor Ort mit den teils hohen Temperaturen – und greifen zu ungewöhnlichen Mitteln, um den Tieren eine Erfrischung zu verschaffen. In Mainz werden die unter der Hitze besonders leidenden Hunde extra früh am Morgen ausgeführt – und dürfen mittags baden: «Wir stellen kleine Plastikmuscheln mit Wasser auf, in denen sich die Hunde abkühlen können», sagt Vanessa Kappesser, die das Tierheim leitet.

Auch im Koblenzer Tierheim können sich die Vierbeiner bei Temperaturen über 30 Grad erfrischen. «Die Mitarbeiter haben extra einen Spendenaufruf für Planschbecken gestartet», sagt Heimleiterin Kristin Höfer. Dort können sich die Hunde nun abkühlen – und nebenbei ein «Eis» schlecken. Denn wenn es warm ist, bekommen die Vierbeiner im Koblenzer Heim in Frischkäse eingefrorenes Hundefutter.

Während der Sommermonate wird aber nicht nur die Hitze zum Problem, sondern auch der Platzmangel. Zwar würden nicht mehr so viele Tiere ausgesetzt und dann quasi als Findelkinder ins Heim gebracht werden, stellt Andreas Lindig vom Tierschutzbund Rheinland-Pfalz fest. «Voll sind die Heime aber trotzdem.» Das liegt nach Einschätzung der Mainzer Heimleiterin Kappesser unter anderem an den Tieren, die vor der Urlaubszeit abgegeben, danach aber nicht mehr abgeholt werden.

Dieses Schicksal trifft immer häufiger alte und kranke Tiere, die im Heim sitzen gelassen werden, wie Kristin Höfer in Koblenz beobachtet hat. Erst vor kurzem sei ein 17-jähriger Pudel mit stark vereitertem Gebiss ins Heim in Koblenz gekommen. «Diese Tiere können aber nicht einfach zu einer Gruppe von jüngeren Artgenossen gesteckt werden, sondern brauchen einzelne Käfige.» Die Fürsorge sei aufwendig, die Weitervermittlung schwierig.

In den Sommermonaten finden in den Heimen zudem Tiere Unterschlupf, denen man sonst eher im Wald begegnet: Wildtiere. «Im Frühjahr kommen viele Junge zur Welt, aber die Wildtierstationen sind eben auch irgendwann überlastet», sagt die Koblenzer Heimleiterin Höfer. Reh, Eichhörnchen oder Igel kommen dann ins Tierheim – und verschärfen dort die sowieso schon angespannte Platzsituation. «Allein im Frühjahr mussten wir in Koblenz vier junge Füchse versorgen», sagt Heimleiterin Höfer.

Neben alten und kranken Tieren oder solchen aus dem Wald müssen die Tierheime im Land zudem immer öfter auch exotische Arten wie Reptilien aufnehmen. Problematisch daran ist nicht die Haltung an sich, sondern die Suche nach einem neuen Zuhause. Das Tierheim in Mainz beherbergt schon seit Längerem eine Handvoll Bartagamen – «Dauerinsassen», wie Heimleiterin Vanessa Kappesser sagt, denn die Echsen seien nur schwer an neue Besitzer zu vermitteln. «Die Bartagamen sind nicht die typischen Kuscheltiere, sondern vergleichsweise langweilig.» Sie seien eher etwas für Liebhaber und fänden daher nicht so leicht ein neues Zuhause.

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