Drama am Theater – Schließung statt absurden Rettungsversuchen

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TRIER. Das finanzielle Drama der vergangenen Wochen am Theater Trier beschäftigt nicht nur die Menschen in der Region. Auch der Rheinland-pfälzische Bund der Steuerzahler kritisiert die Ereignisse scharf und fordert eine Schließung des Theaters, statt absurde Rettungsversuche.

Auf der Internetadresse des Steuerzahler- Bundes heißt es wörtlich:

„Wann fällt der Vorhang im Theater Trier?

Seit Jahren steckt das Theater Trier in einer tiefen Krise. Doch in den letzten Wochen machte das defizitäre und sanierungsbedürftige Theater am Augustinerhof fast regelmäßig Schlagzeilen. Das Experiment um den Intendanten Karl Sibelius ist kläglich gescheitert. Die hohen Betriebskosten kriegt Trier einfach nicht in den Griff. Es wäre an der Zeit, das Theater endlich abzuwickeln.

Schon im Jahr 2012 wurde im hochverschuldeten Trier über die hohen Kosten des Theaters diskutiert. Dem Theater Trier wurden diverse Sparmaßnahmen auferlegt, um im Ergebnis eine Million Euro einzusparen. Da die Ausgaben aber immer noch zu hoch waren, wurde die Wirtschaftlichkeit des Drei-Sparten-Hauses untersucht. Es wurde u.a. überlegt, einzelne Sparten aus Kostengründen zu streichen. Doch das Ergebnis der Untersuchung ergab, dass selbst die Einsparung einer Sparte nicht viel bringen würde. Das Theater blieb daher beim Drei-Sparten-Haus mit eigenem Ensemble für das Ballett, Musiktheater und Schauspiel.

Die Stadt Trier startete dann im Herbst 2013 einen weiteren Versuch, die Wirtschaftlichkeit des Theaters zu verbessern. Bislang hatte der Intendant des Theaters nur die künstlerische Verantwortung für das Haus zu tragen. Doch der neue Intendant sollte zusätzlich noch die finanzielle Verantwortung übernehmen. Auf diese Weise sollten die Betriebskosten gesenkt werden. Für diesen anspruchsvollen Job wurde Karl Sibelius aus Österreich gewonnen. Seit August 2015 hat er die Theater-Leitung inne.

Doch der Hoffnungsträger hat die Erwartungen enttäuscht. Anstatt die Kosten zu senken, werden sich diese im Jahr 2016 sogar von ursprünglich geplanten 13,2 Mio. Euro auf 14,2 Mio. Euro erhöhen. Gleichzeitig werden die ursprünglich angesetzten Gesamterträge von 7,9 Mio. Euro auf etwa 7,6 Mio. Euro sinken. So ergibt sich ein voraussichtliches Defizit von 1,3 Mio. Euro! Als das bekannt wurde, zog Oberbürgermeister Wolfram Leibe die Notbremse. Sibelius wurde die kaufmännische Leitung wieder entzogen und einem Verwaltungsdirektor übertragen. Allerdings hatte solch eine Doppelspitze bereits in Vergangenheit keinen Erfolg.

Neubau, Sanierung oder beides?

Doch nicht nur die laufenden Ausgaben des Theaters machen der Stadt große Sorgen. Der 50 Jahre alte Augustinerhof ist außerdem stark sanierungsbedürftig. Aber ein Neubau ist ziemlich teuer. War zu Beginn der Planungen noch von 30 Mio. Euro die Rede, folgte erst eine Korrektur auf 50 Mio. Euro und zuletzt eine auf 100 Mio. Euro. Im April 2015 wurde der Neubau schließlich auf Eis gelegt. Nun konzentriert sich die Stadt auf eine Gebäudesanierung. Doch selbst diese soll mindestens 20 Mio. Euro verschlingen.

Laut einer von der Stadt in Auftrag gegebenen Machbarkeitsstudie soll das Theater Trier aber nicht nur saniert, sondern könnte auch erheblich vergrößert werden. Derzeit weist das Theatergebäude eine Fläche von über 9.600 qm aus. Im Zuge der Sanierung könnte diese Fläche durch einen Anbau um rund 1.100 qm bis 1.400 qm erweitert werden. Außerdem ist ein Neubau an einem zweiten noch nicht festgelegten Standort in der Überlegung. Dieser Neubau soll ca. 6.000 qm Fläche z.B. für die Werkstätten, das Depot und die Probebühnen umfassen. Die konkrete Kostenermittlung wird noch erfolgen, aber bereits jetzt werden die Neubaumaßnahmen grob auf zusätzliche 50 Mio. Euro veranschlagt. Und ob das vergrößerte Theater am Ende wirtschaftlicher laufen würde, ist gleichfalls höchst fraglich.

Als hätte das Theater noch nicht genug Probleme, platzten auch manche Projekte grandios. Für großes Aufsehen in Trier sorgte der Fall Tanja Gräff. Die Studentin war im Jahr 2007 spurlos verschwunden. Erst im Jahr 2015 wurden die sterblichen Überreste an einer roten Sandsteinklippe gefunden. Der Schauspielleiter Ulf Frötzschner wollte die Geschichte auf die Bühne bringen. Der Titel: „Die rote Wand“. Nachdem die Mutter von Tanja Gräff damit nicht einverstanden war und sich übergangen fühlte, wurde das Stück abgesagt und der Schauspielchef Mitte 2016 gefeuert. Ein weiterer großer Flop war das geplante Open-Air-Spektakel „Nero Hero“. Im Rahmen des Nero-Jahres in Trier sollte Anfang August 2016 das Antikenfestspiel „Nero Hero“ vor der Porta Nigra stattfinden. Das Budget für die Veranstaltung lag bei 377.000 Euro, wobei die Stadt 70.000 Euro beisteuerte. Aufgrund fehlender Sponsoren und einer schlechten Vorbereitung im Marketing sah sich die Stadt gezwungen, das Spektakel abzusagen. Trotz des Verzichts der Aufführung bleibt Trier auf Kosten in Höhe von 130.000 Euro sitzen.

BdSt-Fazit:

Das Theater in Trier steht vor dem finanziellen Abgrund. Da hilft selbst der jährliche Landeszuschuss von fast 6 Mio. Euro nicht weiter. Auch haben bislang alle Bemühungen der Stadt im Ergebnis wenig gebracht. Anstatt weitere Millionenbeträge in absurde Rettungsversuche zu investieren, sollte sich die Politik endlich eingestehen, dass Trier kein eigenes Theater benötigt. Kultur ist wichtig und sollte gefördert werden, aber gewiss nicht um jeden Preis! Die Theaterliebhaber müssten übrigens bei einer Schließung nicht völlig auf Kultur verzichten. Alleine in dieser Saison fährt ein Shuttlebus zu fast 80 Veranstaltungen nach Luxemburg. Das kostet rund 45 Minuten an Zeit und drei Euro an Fahrtgeld. Zum Vergleich: Alleine mit den geschätzten Ausgaben für die reine Theater-Sanierung könnte die Stadt Trier ihren Kulturfreunden alternativ rund 6,7 Millionen Gratisfahrten nach Luxemburg finanzieren – und nebenbei noch millionenschwere Betriebsdefizite einsparen.“

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4 Kommentare

  1. So jetzt hab ich grad mal durchgezählt:
    Das Theater Trier beschäftigt 88, jawohl, Mitarbeiter in der Verwaltung, hat aber nur 12 Schauspieler im Ensemble.
    Also Verhältnis Künstler zu Verwaltung knapp 1:9

    Zum Vergleich: Das Theater Koblenz ca 120 Verwaltungsmitarbeiter und 60 Schauspieler und Künstler, also Verhältnis
    Künstler zu Verwaltung 1:2

    Jetzt ist aber Koblenz wirklich eine Grossstadt und historisch auch so gewachsen, während Trier nur deswegen 100tausend ist, weil man künstlich umliegende Ortschaften wie Quint oder Ehrang eingemeindet hat, während Kerntrier vielleicht grade mal 50tausend Einwohner hat. Entsprechend weniger städtisches Bürgertum gibts, das ins Theater geht.

    Schon klar dass da eine Menge Leute ein schönes warmes Plätzchen auf Kosten der Allgemeinheit haben

  2. ein Schlag ins Gesicht für die ganze Region ! ´´Kultur kann man ja in Luxembourg genießen´´ Die Region auf dem Bundesabstell – /abschiebegleis….. die Bahn hat das schon längst umgesetzt – mit der Bimmelbahn nach Trier , gearbeitet wird sowieso schon ´´drüben ´´ – getankt und eingekauft auch – Neuansiedlung von Arbeitsplätzen : Fehlanzeige – die Infrastruktur ländlich , neue Straßen und mehr Brücken fehlen seit Jahren , für Konzerte fährt man sowieso ´´rüber ´´ , denn hier läuft nur Volksmusik und eine C Riege an Unterhaltung . Bitte alle Schwimmbäder schließen – die Region kann schließlich in der Mosel schwimmen – kostet dann nix . Die Stadt überlassen wir dann ganz den Touristen und seinen Römerresten – aber bitte dann endlich mit der ´´ Bettensteuer´´

  3. Es wird Zeit, die Reißleine zu ziehen, man kann sich dieses „Millionengrab“ nicht mehr schön reden – , es ist nicht nur unwirtschaftlich, die Personalkosten sind unverschämt hoch und das Haus kann auch von den wenigen zahlenden Besuchern nicht ansatzweise finanziert werden- besser eine Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.

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