“Kunst gegen das Vergessen”: Flut-Mahnmal als Zentrum einer bundesweiten Kampagne

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Der aus Kunstharz gegossene Würfel mit dem Titel «museum of modern ahrts» steht in der katholischen Kirche St. Laurentius, die von der Flut am 14.07.2021 verwüstet wurde. Foto: Thomas Frey/dpa/Archivbild

BAD NEUENAHR-AHRWEILER. Gut eineinhalb Jahre nach dem tödlichen Ahr-Hochwasser erinnert ein neues Flut-Mahnmal als Zentrum einer bundesweiten Kampagne an die Flutkatastrophe. Die am Freitagabend (10.2.) geplante Enthüllung eines künstlerischen großen Würfels in Bad Neuenahr-Ahrweiler soll Auftakt sein für eine Info- und Kunstkampagne auf Plakattafeln und im Vorprogramm von Kinos sowie im Fernsehen und Internet. Starten soll die Aktion des Vereins «AHR – A Wineregion needs Help for Rebuilding» am 16. Februar (momahr.de). Das teilt Mitinitiator Daniel Koller der Deutschen Presse-Agentur mit.

Nach Angaben des Marketingexperten aus dem Raum München mit Familie im Ahrtal hat der aus Kunstharz gegossene Würfel namens «museum of modern ahrts» eine Kantenlänge von 1,407 Metern, symbolisch gewählt für das Flutdatum am 14.07.2021. Damals sind mindestens 134 Menschen getötet und rund 9000 Häuser verwüstet worden. Weitere 49 Menschen starben in Nordrhein-Westfalen.

Auch in der katholischen Kirche St. Laurentius in Ahrweiler, in der der 3,5 Tonnen schwere Würfel auf niedrigen Stelzen steht, stieg das Wasser mehr als einen Meter hoch. «Die Kirche sieht außen tipptopp und innen bis heute wie ein Rohbau aus», sagt Koller. Der bläulich schimmernde Kunstharzwürfel birgt in seinem Inneren symbolträchtige Exponate der Flut, die von unten mit LED-Lichtern erleuchtet werden können. Dazu zählen etwa eine stehengebliebene Luxus-Armbanduhr, ein lädiertes Autokennzeichen und eine Moderationskarte einer TV-Spendengala.

Für das Projekt sind laut Koller zudem 25 Ahr-Anwohner, Helfer und Experten schwarz-weiß fotografiert und interviewt worden. Zu ihnen gehören Thomas Pütz, Mitgründer eines einstigen Helfershuttles, sowie der flutbetroffene Buchautor und Polizeibeamte Andy Neumann. Die Porträts des Fotografen Tomaso Baldessarini und die Gespräche sollen sich in der digitalen Kampagne finden lassen. «Wir verkaufen außerdem zunächst 200 von langfristig 1407 Würfeln als NFT für je 150 Euro», sagt Koller. NFT steht für «non fungible token» – ein digitaler Vertrag, der die Einmaligkeit eines Digitalkunstwerks belegt. Mit dem Erlös soll künftige Erinnerungskultur an der Ahr unterstützt werden.

«Mit dem «museum of modern ahrts» haben wir ein einzigartiges Mahnmal erschaffen, das die Geschichten der Flut und der ‚Solidahritätsbewegung‘ als Zeitkapsel künstlerisch aufbewahrt und für die Ewigkeit konserviert», erläutert Koller. Mit Hilfe von Sponsoren solle die Aktion «#momahr» bundesweit «auf die Situation im Ahrtal aufmerksam machen und den Dialog fördern, wie Katastrophen und ihre Folgen in Zukunft besser bewältigt werden können». Es gehe um «Kunst gegen das Vergessen». (Quelle:dpa)

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5 Kommentare

      • Wenn man die Chronologie des Geschehens inkl.passendem Wording verfolgt, könnte man zu der Schlussfolgerung kommen,dass Sie recht haben. Da die Menschen im Ahrtal aber weitgehend klaglos stillhalten, könnte man auch zu der Schlussfolgerung kommen, dass alles in Ordnung ist.

        Dieses Signal senden die Betroffenen doch den zuständigen Politikern, ich habe nichts von Aufruhr aus dem Ahrtal gehört. Also ist doch alles in Butter.

  1. Dieses ganze Ahr-Gedöns geht einem mittlerweile ganz schön auf die Nerven. Es ist ja schlimm, was da passiert ist und wie unsere Fürstregentin mit ihren Hoflakaien mit der Katastrophe umgegangen ist und noch umgeht, aber dieses dauernde Geschwafel und Getue hilft den Betroffenen auch nicht weiter. Vielleicht sollte man es einmal mit Klatschen vom Balkon versuchen(das ist Sarkasmus!) Niemand brauch einen Silikonwürfel mit verschlammten Utensilien, um der Katastrophe zu gedenken. Aber auch hier gilt, wie überall: das Leben geht weiter, auch ohne die Profilierungs-Sucht von pseudo-empathischen Übereiferern.

    • @Jekyll

      “ ohne die Profilierungs-Sucht von pseudo-empathischen Übereiferern “

      Ja so kann man das natürlich sehen. Ich frage mich warum die Leute im Ahrtal ruhig halten wenn das alles doch schlimm ist..

      Ihre Zuschrift hat mich nachdenklich gemacht. Ok, es sind ein paar Leute hilflos abgesoffen weil sie von den zuständigen Behörden nicht gewarnt wurden. Das war dumm gelaufen.

      Sie schreiben: “ aber dieses dauernde Geschwafel und Getue hilft den Betroffenen auch nicht weiter. … “
      Die Betroffenen scheinen doch ganz zufrieden zu sein. Die Landesregierung hat umgehend auf die grössten Probleme reagiert und Impfbusse geschickt. Das war prima und dokumentiert die Fürsorge der Politik! Der Aufbau scheint ebenfalls prima laufen, sonst würden wir doch viel mehr aus dem Ahrtal hören. Da nichts an Protesten kommt, sind die Betroffenen doch offensichtlich zufrieden

      Die logische Schlussfolgerung: unsere heftig kritisierte Landesmutter und ihre Gefolgschaft haben alles richtig gemacht. Ich bitte unsere edle Führung deshalb um Verzeihung für mein pseudo-empathisches Geschwafel.Ich bereue zutiefst ….

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