Giftmischerin: Studentin aus Rheinland-Pfalz gesteht Giftanschlag an Uni

Erst langwierige Ermittlungen zum Giftanschlag an der TU Darmstadt brachten die Ermittler auf die Spur einer Studentin, die als psychisch krank gilt. Vor Gericht räumt sie nun ein, die Chemikalien in Lebensmittel gemischt zu haben. Sie habe aber niemanden umbringen wollen.

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Ein Blaulicht leuchtet auf dem Dach eines Polizeiwagens. Foto: David Inderlied/dpa/Symbolbild

DARMSTADT/KOBLENZ. Im Verfahren um einen Giftanschlag an der Technischen Universität Darmstadt hat die beschuldigte Frau vor Gericht gestanden, Chemikalien in Lebensmittel gemischt zu haben.

Bei der Tat am 23. August 2021 waren sieben TU-Angehörige vergiftet worden, ein Wissenschaftler schwebte kurzzeitig in Lebensgefahr. Die Staatsanwaltschaft hat die Giftattacke als versuchten Mord angeklagt.

Bei der angeklagten deutschen Staatsangehörigen hatten Ärzte schon vor Beginn des Prozesses eine paranoide Schizophrenie diagnostiziert. Im laufenden Schwurgerichtsverfahren geht es daher vor allem darum, ob die Frau für eine mehrjährige Therapie in einer geschlossenen Fachklinik für Psychiatrie untergebracht wird.

In der Erklärung, die ihr Anwalt am Dienstag vor dem Landgericht Darmstadt verlas, schilderte die 33-Jährige, dass sie in den Jahren 2020 und 2021 Stimmen gehört, sich verfolgt und ausspioniert gefühlt habe – von Angehörigen des Fachbereichs Materialwissenschaften, ihren Nachbarn und während ihrer Zeit als Werkstudentin beim Darmstädter Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung (GSI).

Seine Mandantin habe diesen Menschen, von denen sie sich drangsaliert fühlte, «eine Lektion erteilen» wollen, erklärte der Verteidiger. «Da entschloss sie sich, Gefahrstoffe in den Kaffeeküchen zu verteilen», sagte der Rechtsanwalt. Die 33-Jährige habe aber auf keine Fall jemanden dauerhaft schädigen oder gar töten wollen. Die Chemikalienmischung mischte sie demnach in Honig, H-Milch und Wassertanks von Kaffeemaschinen.

Die ehemalige Studentin gab über ihren Anwalt weiter an, dass sie davon ausgegangen sei, dass das von ihr unter anderem verwendete Bromanilin in geringer Dosis ungefährlich sei. Auf dem Gefäß habe nur das Gefahrensymbol für reizende Stoffe gestanden. Bromanilin stört die Sauerstoffversorgung der Organe.

Der Rechtsanwalt erklärte weiter für seinen Mandantin, dass sie inzwischen keine Stimmen mehr höre, sich nicht mehr verfolgt fühle und weiter behandelt werden wolle.

Der psychiatrische Gutachter Sergiy Davydenko von der Uni Mainz bestätigte vor Gericht, dass die Frau eine paranoide Schizophrenie mit akustischen Halluzinationen habe. Nach seiner Diagnose waren die Steuerungsfähigkeit bei ihr zur Tatzeit komplett und die Einsichtsfähigkeit teilweise aufgehoben.

«Es gibt zur Unterbringung keine Alternative», sagte der forensische Psychiater. Die Frau müsse in eine geschlossene Fachklinik, weil sie ihre Therapie erst anfange. Die Medikation habe die Symptome reduziert, müsse aber noch optimiert werden, sagte der Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie. Der Prozess wird am kommenden Dienstag (6.12.) fortgesetzt.

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