Fußball-Oberliga: Dritte Salmrohrer Niederlage – Linz ist „etwas ratlos“ – „Borussen-Fans“ sorgen für Eklat

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SALMROHR. Der Fehlstart des FSV Salmrohr in die Saison 2015/16 der Fußball-Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar ist endgültig perfekt. Gegen den von Insolvenz bedrohten VfR Borussia Neunkirchen unterlag der FSV vor 260 Zuschauern mit 2:4 (1:2). Nach der dritten Niederlage im dritten Saisonspiel laufen die Salmtaler wie schon im Vorjahr der Konkurrenz zunächst einmal hinterher.

Das Statement von Trainer Paul Linz in der Pressekonferenz nach dem Spiel war bezeichnend. „Ich gebe zu, ich bin etwas ratlos“, begann der sichtlich bediente Coach seinen Kommentar zum Spiel. Und fügte dann hinzu: „Wir hatten viele Positionen neu besetzt, aber die Fehler, die gemacht wurden waren dieselben.“ Er hätte auch so antworten können, wie nach dem Spiel gegen Karbach. „Wir machen vorne die Dinger nicht rein, aber hinten kassieren wir sie.“ Da hat auch der beste Trainer kein Patentrezept parat.

Dabei begann es fast ideal für die auf fünf Positionen veränderten Salmtaler. Fabian Helbig gewann nach einem klasse Steilpass von Gianluca Bohr das Laufduell mit seinem Gegenspieler und schloss flach zur Führung ein. Aber – schon zwei Minuten zuvor hatte der von Meliani Saim glänzend frei gespielte Timo Heinz den Ball freistehend in die Wolken gejagt. Wenig später verfehlte ein Schlenzer von Helbig knapp sein Ziel.

Kurz danach nahm das Unheil seinen Lauf. Daniel Braun unterlief in der Vorwärtsbewegung ein fataler Fehlpass. Er spielte Markus Schmitt den Ball direkt in die Füße, der lief noch ein paar Schritte und schloss dann eiskalt zum Ausgleich ab. Dann verfehlte Timo Heinz nach einer Ecke von Ricardo Couto Pinto mit einem Kopfball knapp den Neunkircher Kasten, ehe der an sich schussstärkste Salmrohrer, eben Timo Heinz, nach einer Kombination von Kohns über Helbig aus kurzer Distanz das leere Tor nicht traf.

Der FSV hatte noch eine Chance zur Führung. An einer gut getimten Flanke von Bohr, dem wohl besten Salmrohrer an diesem Tag, flogen sowohl Helbig als auch Saim vorbei. Und auch das eine Parallele zum Karbach-Spiel: praktisch im Gegenzug nutzten die Saarländer ihre zweite Chance zum zweiten Treffer. Daniel Bartsch leistete sich einen Fehlpass, Neunkichen schaltete sofort um, und Cordt Andreas Flätgen lief mit dem Ball zwischen Marc Inhestern und Pascal Meschak hindurch. Seinen Schuss konnte Daniel Ternes zwar abwehren, aber Moussa Dansoko versenkte den Abpraller zum 1:2.
Was immer sich die Hausherren auch in der Halbzeitpause vorgenommen hatten, es ging daneben. Inzwischen hatte sich wohl auch der sonst so sicher Schlussmann Ternes von der Nervosität seiner Vorderleute anstecken lassen. Er konnte einen harmlosen Kopfball nicht festhalten – Flätgen staubte zum 1:3 ab.

Erst jetzt, scheinbar aussichtslos zurückliegend, übernahm der FSV wieder das Kommando. Die Aktionen wurden immer druckvoller und strukturierter und führten dann auch in der 61. Minute zum verdienten Anschlusstreffer, den Tim Hartmann nach einer präzisen Flanke von Couto Pinto erzielte. Jetzt hatte jeder Zuschauer im Stadion das Gefühl, dass die Partie noch kippen würde. „Dann kam die Aktion die fast zum Abbruch geführte hätte“, sagte Linz, „sie hat uns nur geschadet, denn danach haben wir den Faden verloren.“ In der Tat: der FSV fand trotz totaler Offensive nicht mehr ins Spiel zurück und kassierte kurz vor Schluss nach einem Foul des offensichtlich übermotivierten Deniz Siga durch einen Strafstoß von Yannik Bach noch das 2:4.

Damit ist der FSV noch schlechter aus den Startlöchern gekommen, als im Vorjahr. „Wir müssen einfach mal ein Spiel gewinnen“, formulierte Linz seine größte Hoffnung auf Besserung. Auch im nächsten Spiel werden die Salmtaler es schwer habe, denn am kommenden Freitag gastieren sie im Stadion Oberwerth (20 Uhr) beim Regionalligaabsteiger TuS Koblenz.

[td_text_with_title custom_title=“Extra“] Von hirnrissigen Aktionen irgendwelcher Ultras bleibt die Fußball-Oberliga in der Regel verschont. Dass aber auch die fünfte Liga keine Insel der Glückseligen ist, wies eine Gruppe Neunkirchener „Fans“ in Salmrohr nach. Eine etwa 20-köpfige Gruppe, die wohl der Ultra-Szene zuzurechnen ist, machte schon gegen Ende der ersten Halbzeit mit Sprechchören auf sich aufmerksam, die aber zunächst noch im Rahmen blieben. „Vorstand-raus-Rufe“ und der Slogan „Wir sind Borussen, und ihr nicht“ waren angesichts der Tatsache, dass der saarländische Traditionsverein von der Insolvenz bedroht ist, noch verständlich.

Mehrere solcher Bengalos hatten nicht gezündet und wurden von der Polizei sichergestellt. Foto: lokalo
Mehrere solcher Bengalos hatten nicht gezündet und wurden von der Polizei sichergestellt. Foto: lokalo

Das änderte sich ohne Vorwarnung Mitte der zweiten Halbzeit. Obwohl die eigene Elf mit 3:2 vorne lag, begannen sich die teilweise vermummten Fans völlig daneben zu benehmen. Ein Vorstandsmitglied wurde als „Hurensohn“ tituliert ehe Böller krachten, Pyrotechnik gezündet wurde und Rauchbombern geworfen wurden. Nach wenigen Sekunden unterbrach Schiedsrichter Bauer die Partie, beließ die Akteure aber zunächst noch auf dem Feld. Spieler, Trainer und Betreuer der Borussen, versuchten den Mob zu besänftigen – vergeblich.

Daraufhin schickte der Referee die Akteure in die Kabinen. Seine unmissverständliche Ansage: „Wenn sich die Lage in fünf Minuten nicht beruhigt hat, breche ich ab.“ Es war weniger diese Drohung als die Tatsache, dass dem Haufen die Munition ausging, dass das Feuerwerk beendet wurde und der Pulk abzog. Bauer pfiff wieder an, die längst verständigte Polizei kam aber erst im Salmtalstadion an, als die Übeltäter, die wohl individuell angereist waren, das Salmtal bereits verlassen hatten. Die Ermittlungen sind aber bereits aufgenommen.
FSV Salmrohr – VfR Borussia Neunkirchen 2:4 (1:2)

FSV Salmrohr: Daniel Ternes – Daniel Braun, Pascal Meschak, Marc Inhestern, Michael Kohns (60. Deniz Siga) – Daniel Bartsch, Timo Heinz – Gianluca Bohr, Ricardo Couto Pinto, Meliani Saim (60. Tim Hartmann) – Fabian Helbig

Tore: 1:0 (7.) Fabian Helbig, 1:1(22.) Markus Schmitt, 1:2 (43.) Moussa Dansoko, 1:3 (50.) Cordt Andreas Flätgen, 2:3 (63.) Tim Hartmann, 2:4 (79.) Yannick Bach (Foulelfmeter)

Schiedsrichter: Torsten Bauer (Seesbach) – Zuschauer: 260Salmrohr_Logo

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2 Kommentare

  1. Böse böse ultras… Wenn beim Skispringen oder in Südeuropa in den Stadien Pyro gezündet wird, spricht man von super Stimmung. Hier in Deutschland wird sowas an den Pranger gestellt. Schade. Übrigens: wo sind die Schreiber, die gegen Pyro bei der Rallye hetzen? Ach ne, gute Stimmung.

    • Huahaha, der war gut. Ich möchte mal ein Skispringen sehen, bei dem Zuschauer Pyros zünden und in der Zuschauermenge damit hantieren… 😀

      Ultras gehören nicht ins Stadion, Ultras sind Terroristen und Anarchisten, das müssen die Vereine erkennen und sich knallhart von diesen Schwachmaten distanzieren (inkl. Stadionverbot etc.).

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