RLP: Platz für Masken & Co. – Das ist das neue Materiallager

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Im neuen Landesmateriallager in Andernach werden ab Sommer Masken, Handschuhe & Co. auf den Ernstfall warten. Foto: Thomas Frey / dpa

ANDERNACH. Ein großes, graues Gebäude soll Rheinland-Pfalz im Fall einer neuen Pandemie helfen. Im neuen Landesmateriallager in Andernach werden ab dem Sommer Masken, Handschuhe & Co. auf den Ernstfall warten.

Das Lager wird gerade am Standort des Landeskrankenhauses in Andernach bei Koblenz gebaut. Erst seit Juni vergangenen Jahres laufen die Bauarbeiten, abgeschlossen sollen sie schon Ende Mai sein. Am 30. Juni soll das Lager offiziell eröffnet werden. Bau und Ausstattung des Materiallagers kosten das Land rund 9,3 Millionen Euro.

Von außen führen drei große Tore ins Innere. Hier können Lastwagen die Ware später anliefern und die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen alles entgegennehmen. Weiter hinten führen drei andere Tore aus dem Lager heraus – hier kann die Schutzausrüstung dann abgeholt werden.

Insgesamt hat das Gebäude mit einem Hochregallager 1.700 Palettenstellplätze.
Foto: Thomas Frey / dpa

Wie viel Platz bietet es?

Das Gebäude umfasst rund 3.200 Quadratmeter. Noch fehlen die Regale in dem weitläufigen Raum, der in der Mitte mit einer Mauer für den Brandschutz unterbrochen wird. Die Decke ist hoch, es ist Platz für sieben Meter hohe Regale. Fenster bieten auch beim Arbeiten etwas Tageslicht.

Insgesamt bietet das Gebäude 1.700 Palettenstellplätze – hier können dann Masken, Brillen, Handschuhe und Kittel aufbewahrt werden. 24 Regalreihen sollen bald Tausende von Schutzausrüstungen beheimaten. Vor den Regalen kann die Ware abgefertigt, sortiert sowie ausgegeben und verpackt werden.

So könnte es aussehen: 24 Regalreihen sollen bald Tausende von Schutzausrüstungen beheimaten.
Foto: Thomas Frey / dpa

Warum wurde das Materiallager gebaut?

«Das ist eine direkte Lehre aus der Corona-Pandemie», sagt der Geschäftsführer des Landeskrankenhauses, Alexander Wilhelm. «Ich selbst war sehr eng eingebunden damals in die Bekämpfung.» Als Landesimpfkoordinator hat Wilhelm die Probleme zur Anfangszeit der Pandemie hautnah miterlebt.

«Katastrophenschutz war in Deutschland irgendwie in Vergessenheit geraten», sagt er. Am eindrücklichsten sei für ihn damals gewesen, dass kaum Schutzausrüstung vorhanden war. «Plötzlich schrien alle nach Schutzausrüstung.» Die Situation von damals habe er lange mit sich herumgetragen. «Da muss man was tun, und zwar dauerhaft», beschreibt Wilhelm seine Gedanken. Das Land habe sich dazu entschlossen, ein solches Lager zu bauen – es sei nur unklar gewesen, wo.

Warum wurde es in Andernach gebaut?

Man habe sich zusammengesetzt und sich geeinigt. «Für den Standort Andernach speziell hat dann gesprochen: Wir hatten unmittelbar verfügbar ein Grundstück», sagt Wilhelm. «Das wiederum verkehrsgünstig gelegen ist.» In der Nähe der Autobahn, der Flughäfen und mit einem Hafen in Andernach sei das Lager gut erreichbar.

Die Situation von damals habe er lange mit sich herumgetragen, sagt der Geschäftsführer des Landeskrankenhauses, Alexander Wilhelm.
Foto: Thomas Frey / dpa

Außerdem gebe es hier die Möglichkeit, Auszubildende oder Praktikanten aus dem Maßregelvollzug in die Arbeit im Lager einzubinden, erklärt Andreas Jülich, der das Lager mit seinem Team später leiten wird.

Was wird hier für wen gelagert – und reicht das?

Masken, Handschuhe, Schutzanzüge und -kittel sowie Brillen sollen in dem Gebäude bereitliegen. «Also alles, was der persönlichen Schutzausrüstung dient, wird bei uns im Prinzip in entsprechenden Mengen eingelagert», sagt Jülich. Allerdings: Es gibt kein Desinfektionsmittel. Dafür brauche es nämlich besondere Voraussetzungen bei der Lagerung, erklärt Wilhelm.

Der Vorteil an der langfristigen Planung: Alle Waren sind zertifiziert und kommen im regulären Betrieb aus Deutschland. So wisse man, dass die Ware sicher sei, sagt Wilhelm.

Links ist der Lagerplatz, oben rechts sind Büroräume, Duschen und ein Serverraum.
Foto: Thomas Frey / dpa

Im Pandemiefall sollen wichtige Einrichtungen des Gesundheitswesens und der kritischen Infrastruktur mit der Schutzausrüstung versorgt werden. Dazu zählen unter anderem:

– Krankenhäuser

– Alten- und Pflegeheime

– Arztpraxen

– Polizei

– Feuerwehr

– Rettungsdienste

– Stromversorger

– Justiz

«Wir können im Extremfall, das heißt der Pandemie, drei Monate lang im Prinzip in Rheinland-Pfalz autark die Gesundheitseinrichtungen beliefern», sagt Wilhelm. Danach müsse Nachschub kommen. Doch mit diesem Zeitraum habe man schon viel gewonnen; danach normalisiere sich der Markt wieder etwas.

Was passiert mit den Sachen, wenn es keine Pandemie gibt?

Auch Masken & Co. haben ein Ablaufdatum. Damit die Sachen im Normalbetrieb nicht weggeworfen werden müssen, sollen sie kurz vor dem Ablauf an die Einrichtungen verteilt werden. Das Lager wird also auch zur Normalzeit immer wieder neu befüllt. Einrichtungen können sich in Zukunft in ein Portal eintragen, um ihren Bedarf anzumelden. Noch befindet es sich im Aufbau.

Wie sieht die Arbeit in dem Lager während einer Pandemie aus?

Im Normalbetrieb arbeiten laut dem Geschäftsführer des Landeskrankenhauses rund vier Menschen in dem Lager – das Personal könne im Pandemiefall auf bis zu 15 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aufgestockt werden.

Noch hängen die Kabel von der Decke; bis Sommer soll hier der Serverraum für das Lager entstehen.
Foto: Thomas Frey / dpa

Neben dem großen Lagerraum, Büros und einem Serverraum verfügt das neue Gebäude auch über mehrere Räume, die für den Notfall gedacht sind: So gibt es etwa auch Duschräume. «Eben für die Mitarbeiter, die dann hier vermutlich im Pandemiefall rund die Uhr im Einsatz sein werden», sagt Wilhelm. Auch ein großer Krisenraum steht zur Verfügung, in dem Besprechungen abgehalten werden können.

Sind wir dadurch besser auf eine neue Pandemie vorbereitet?

«Noch sind wir nahe dran und haben noch eine Menge Erfahrungswerte», sagt Wilhelm. Je weiter die Corona-Pandemie in die zeitliche Ferne rücke, desto mehr gingen diese Erfahrungen verloren. Deswegen sei es gut, so eine Institution wie das Landesmateriallager zu haben.

«Man hat eine Einheit, die befasst sich damit», fügt Jülich hinzu. Diese Einheit werde nichts anders tun, als die Schutzausrüstung während einer Pandemie zu organisieren und die Beschaffung und Versorgung sicherzustellen. «Das ist, glaube ich, das größte Plus der Zukunft.» (Quelle: Mona Wenisch, dpa)

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