Dehoga RLP: Wirte sollen gestiegene Kosten voll an Gäste weitergeben

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Foto: Tom Weller/dpa/Symbolbild

MAINZ. Der Branchenverband Dehoga rät Wirten, ihre gestiegenen Kosten «in voller Höhe» an die Kundschaft weiterzugeben. Wenn Gäste wollten, dass es ihr Lieblingslokal auch in Zukunft noch gebe, müssten sie auch höhere Preise akzeptieren, sagt Landesvorsitzender Haumann.

Die Gastronomie steckt in einem Dilemma. Auf der einen Seite sind die Ausgaben für Personal, Lebensmittel und Energie erheblich gestiegen. Auf der anderen Seite gibt es Befürchtungen, dass Gäste wegbleiben, wenn die Wirte ihre Preise für Essen und Trinken erhöhen, da bei vielen Menschen angesichts der Preisexplosion bei Energie, Sprit und Nahrungsmitteln das Geld nicht mehr so locker sitzt.

Von Überlegungen in der Branche, die gestiegenen Kosten nicht über die Speisekarte, sondern beispielsweise über eine Art «coperto» nach italienischem Vorbild weiterzugeben – also eine Pauschale für Eindecken und gereichtes Brot – hält der rheinland-pfälzischen Hotel- und Gaststättenverband nichts. «Das ist ein mutloses Ablenkungsmanöver», sagte der Landesvorsitzende des Branchenverbandes Dehoga, Gereon Haumann, der Deutschen Presse-Agentur.

«Auf solche Ideen kommt nur jemand, der nicht den Mut hat, sein Bier für 50 Cent mehr zu verkaufen, weil die Brauereien die Preise angehoben haben und die Energie auch teurer geworden ist», sagte Haumann. «Wir müssen unseren Gästen klar machen, dass auch wir Kosten haben und dass die erwirtschaftet werden müssen.»

Er ermuntere alle Gastronomen, «mutig zu sein und Kostensteigerungen in voller Höhe weiterzugeben», sagte Haumann. Die Betriebe müssen muss nach seiner Ansicht ihre Kosten ehrlich analysieren: Pacht, Steuern, Lebensmittel, Energie, Personal «plus einen auskömmlichen Unternehmerlohn». Auf dieser Basis müssten sie dann ihre Preise für die Speise- und Getränkekarte kalkulieren.

«Es darf keinen ruinösen Preiskampf geben, den die Betriebe niemals gewinnen können, weil ihre Kassen nach den coronabedingten Schließungen leer sind», warnte er. Es sei ein Irrweg einiger Wirte, nur auf den Umsatz zu schauen. «Was habt ihr davon, wenn ihr 100 Schnitzel mit einem Euro Verlust verkauft? Verkauft doch besser nur fünf Schnitzel mit fünf Euro Gewinn», rate er in solchen Fällen immer, erklärte der Verbandschef.

Die Gäste könnten ihre «Wertschätzung» für ihre Wirtinnen und Wirte zeigen, indem sie auch bei Preiserhöhungen weiter in die Lokale kämen, sagte er weiter. Wenn die Menschen dazu nicht bereit seien, werde es flächendeckend dazu kommen, dass Restaurants, Gaststätten und Lokale schließen müssten.

Er habe Verständnis dafür, dass sich Verbraucher in Zeiten, in denen alles teurer werde, über möglicherweise sogar sinkende Preise in der Gastronomie freuten. «Aber es ist ein Pyrrhus-Sieg für den Gast, wenn er im Herbst sein Lieblingsrestaurant, seine Kneipe oder Weinlokal nicht mehr haben wird.» Qualität dürfe ihren Preis haben, und die allermeisten Gäste akzeptierten das auch.

Generell sei die Lage der Gastronomie nicht schlecht. Viele Menschen hätten nach den Corona-Beschränkungen wieder große Lust, das Leben zu genießen und auszugehen, sagte Haumann. Im Moment bremsten aber die fehlenden Mitarbeiter – nicht nur Fachkräfte, sondern auch ungelernte Aushilfen – den Wiederaufschwung der Gastronomie. 25 Prozent der Mitarbeiter sind Haumann zufolge während der Pandemie in andere Branchen abgewandert.

«Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht und die Arbeitsbedingungen deutlich verbessert, um sie zurückzugewinnen, und die Tariflöhne zum 1. April zwischen 30 bis zu 68 Prozent angehoben», sagte Haumann. Dennoch wollten viele abgewanderte Mitarbeiter nicht in die Gastronomie zurückkehren aus Sorge, dass die Betriebe auch künftig wegen Corona wieder geschlossen werden könnten. Daher sei nun ein «klares Signal» aus der Politik notwendig, dass es keine pauschalen Schließungen in der Gastronomie mehr geben werde – «egal wie sich die Infektionszahlen entwickeln». (dpa)

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7 Kommentare

  1. Haumann dieser Schwätzer, nur zu da werden sich einige Wirte wundern wieso keiner mehr kommt, ich zahle nicht jeden Preis für oft nur mittelmässiges Essen und schlechten Service , da koche ich lieber zuhause

  2. Wir machen alles mit, ist doch egal. Nein, ich gehe dann nur noch selten oder wenn mir das zu teuer wird, gar nicht mehr ins Restaurant. Hat während Corona in Nachbars Gartenteheke mit Grill auch gut funktioniert. An- und Abfahrt werden dann auch noch gespart, was sonst mit Taxi oder Bus gemacht wurde.

  3. Wie ist oben vom Vorsitzenden der Dehoga zu lesen zu lesen: „Wir haben die Hausaufgaben gemacht und die Löhne zwischen 30% und 68% erhöht“.
    Diese Aussage ist für mich ein Indiz, dass wohl etliche Gastronomiebetreiber bis dato seine Angestellten wie billige Tagelöhner gehalten, sie mit mit einem Hungerlohn abgespeist und sich selbst die Taschen gefüllt haben.
    Was die Verteuerung der Speisen und Getränke anbelangt, so ist das Portemonnaie der Kunden ebenfalls schmäler geworden und mancher wird sich zweimal überlegen, ob es zu Hause nicht wesentlich preiswerter, in manchen Fällen auch schmackhafter ist als im Lokal.

  4. Es gibt eh Fachkräftemangel und die Umschulung zahlt für die ehemaligen Gastwirte das Amt. Netzwerkadministratoren sind grade sehr gesucht zum beispiel.

  5. Dehoga ein Verband alle Verbandsfunktionäre schwimmen im staatl. Mainstream, sprechen sie dagegen sind sie weg vom Fenster.

  6. Gilt dieser Tarifvertrag für alle Gastronomie ab 01.04.22 oder nur für Verbandsmitglieder.
    Das wäre mal gut zu erfahren. Da nicht alle Gastronomie dies weiter gibt.

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