Wissenschaftler: Negative Impfreaktionen könnten auf Einbildung basieren

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Eine Impfling bekommt seine Corona-Impfung mit dem Wirkstoff von Biontech. Foto: Marijan Murat/dpa/Archivbild

CAMBRIDGE/MARBURG. Es ist ein bekanntes Phänomen: Verabreicht man Versuchspersonen testweise ein vermeintlich wirksames Medikament, das in Wirklichkeit gar keinen Wirkstoff enthält, tritt häufig gefühlt eine Verbesserung des Gesundheitszustandes ein. Man nennt dies Placebo-Effekt – der Glaube kann Berge versetzen, wie der Volksmund sagt. Doch es gibt auch den gegenteiligen Effekt: Glauben Menschen, dass die Anwendung eines Medizinproduktes bestimmte Nebenwirkungen auslösen kann, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sie diese Nebenwirkungen an sich wahrnehmen. Dies ist der Nocebo-Effekt. Nach neueren Erkenntnissen könnte er für einen Großteil der von Patienten gemeldeten Impfreaktionen auf Corona-Vakzine verantwortlich sein, wie der Nachrichtensender n-tv auf seiner Website berichtet.

Laut n-tv kommt ein Forscherteam der Harvard Medical School und der Philipps-Universität Marburg zu dem Resultat, dass rund drei Viertel der Patientenmeldungen zu Impfreaktionen nach der ersten Dosis und noch immer gut die Hälfte der Meldungen nach der zweiten Dosis auf den Nocebo-Effekt zurückzuführen sind. Die von der Wissenschaftlern vorgenommene Auswertung von zwölf Studien zu Corona-Impfstoffen mit insgesamt über 45.000 Probanden zeigte u.a.: 35% der Testpersonen, die ein Scheinpräparat gespritzt bekommen hatten, beklagten Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen und Ermüdungserscheinungen, bei der zweiten Dosis mit Scheinpräparat waren es immerhin noch 32%.

Wie man von Beipackzetteln bei Medikamenten weiß, können, sobald die mögliche Nebenwirkungen bekannt sind, psychologische Effekte eintreten, die bewirken, dass diese tatsächlich wahrgenommen werden: „Es gibt Hinweise darauf, dass diese Art von Information dazu führen kann, dass Menschen übliche tägliche Hintergrundempfindungen dann fälschlicherweise auf die Impfung zurückführen, oder Sorgen und Nervosität auslösen, die die Menschen hypersensibel im Hinblick auf mögliche Nebenwirkungen machen“, zitiert n-tv einen der Harvard-Wissenschaftler.

Dies liegt daran, dass im Frontalhirn angesiedelte Erwartungen die Reizverarbeitung auf tieferen Ebenen des menschlichen Nervensystems beeinflussen können. Die Wissenschaftler empfehlen daher, im Vorfeld der Impfungen auch über die Möglichkeit des Auftretens des Nocebo-Effekts aufzuklären.

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