Wut und Fassungslosigkeit: Trotz Quarantäne – Hebammen im Mutterhaus mussten weiter entbinden

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Symbolbild; dpa

TRIER. In einer Reportage des Deutschlandfunks am heutigen Donnerstagnachmittag, erhebt eine Hebamme aus dem Trierer Mutterhaus schwere Vorwürfe gegen das Trierer Mutterhaus sowie dem Gesundheits- und Ordnungsamt der Stadt Trier.

Trotz, dass alle 20 Hebammen des Krankenhauses Kontakt zu einer „positiven“ Person hatten, somit als sogenannte „1. Kontaktpersonen“ galten und eigentlich sofort in Quarantäne gemusst hätten, entschied das Gesundheitsamt und die Klinik anders. Nach Beratungen wurden die Hebammen nur in eine „Teil-Quarantäne“ geschickt. Ergo: Sie mussten zwar in der Klinik erscheinen und wurden mehrfach getestet, durften sich aber zwei Wochen lang nirgendwo in der Öffentlichkeit aufhalten und auch keine Hausbesuche bei Ihren Patientinnen machen, was die Hebammen schwer getroffen hat, da die allermeisten zusätzlich freiberuflich tätig sind.

Die Begründung der Kreisverwaltung Trier-Saarburg:

Thomas Müller, Sprecher der Kreisverwaltung Trier-Saarburg und Vertreter des Gesundheitsamtes, erläutert in der Reportage, dass die „Erlaubnis zunächst ein Einzelfall war“. So wäre es möglich gewesen, dass die Geburtsstation hätte geschlossen werden müssen, was wiederum zur Folge gehabt hätte, dass es im Umkreis von einer halben Millionen Menschen keine Möglichkeit gegeben hätte, ein Kind auf die Welt zu bringen, begründet Müller die Entscheidung.

Wie die Hebamme, die ihren Namen nicht nennen möchte, gegenüber dem Deutschlandfunk mitteilte, seien Hausbesuche jedoch gerade in der jetzigen Zeit besonders wichtig, da viele Patientinnen aus Angst vor Ansteckung die Entbindungsstation so schnell wie möglich wieder verlassen.

„Die lassen und im Kreissaal arbeiten, aber die Freiberuflichkeit wird runtergefahren, das macht mich zutiefst wütend – die lassen uns mal wieder hängen!“

Für Unverständnis sorgt daher besonders, dass entsprechende Hebammen zwar „Entbinden“ dürfen, der anschließende wichtige Kontakt zu Hause bei den Patienten allerdings verboten blieb. Es sei keine Alternative die „Frisch-Entbundene“ in eine ärztliche Praxis, zum Kinderarzt oder zum Gynäkologen zu schicken. Dort sei das Ansteckungsrisiko viel höher als bei einem Hausbesuch, so die wütende Hebamme.

Eine Anfrage des Deutschlandfunks beim Trierer Ordnungsamt blieb ohne Reaktion.

Thomas Müller begründet die Entscheidung mit „Vorsicht: „Die Logik ist, dass man nicht Kontaktpersonen die sich eigentlich in Quarantäne befinden, auch noch in Privathäuser lassen möchte, wo möglicherweise dann jetzt auch eine telefonische Beratung stattfinden kann und wenn es ein Problem gegeben hätte in der Nachbetreuung, hätte eben die gynäkologische Station des Krankenhauses zur Verfügung gestanden um hier zu helfen.“

Diese Gefahr, erneut und dazu mit einem Neugeborenen in eine Klinik oder Praxis zu gehen, schätzen die freien Hebammen jedoch weit größer ein als Hausbesuche. Inzwischen ist die Quarantäne der Hebammen wieder beendet, keine der Hebammen war positiv getestet und Hausbesuche dürfen wieder aufgenommen werden – doch die Situation kann sich jederzeit wiederholen.
In der MEDIATHEK könnt ihr euch die ganze Reportage unter dem Titel „Kreissaal statt Quarantäne – Hebammen in Trier“ anhören.

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15 Kommentare

  1. Das in einem KKH,mit „christlicher“
    Atitüde.
    Einfach wiederlich,aber passend in das derzeitige System der
    Schein(Heiligen).

  2. Es ist unfassbar, was den werdenden Müttern, den frischen Müttern und Babies zugemutet wird und auch den Hebammen. Bereits im Februar wurde von den zuständigen Politikern die 2. Welle prophezeit. Es scheint vor allem, um Angst zu schüren und nicht – wie es aber hätte sein müssen – entsprechende Vorkehrungen und Maßnahmen zu entwickeln.

    • Ich hatte bereits am Anfang der Corona Epidemie geschrieben, dass man nicht glauben solle dass jemand Danke für irgendetwas sagt oder dass die Politiker Entscheidungen treffen um den Menschen einen Gefallen zu tun. Wenn ihr hinterher das Nachsehen habt sagt keiner Entschuldigung.

      Das Gleiche ist die Forderung, die Jugend solle sich zurückhalten, um Solidarität mit den Alten zu üben.
      Wer verlangt das? Eine verhärmte kinderlose alte Frau, die an ihrer Macht klebt, weil sie sonst nichts anderers hat und ein verkalkter Innenminister namens Seehofer, der nicht mal richtig Hochdeutsch kann und seinerseits vom CIA laut Wikileaksunterlagen als „Provinzler mit beschränktem Horizont“ bezeichnet wurde.
      Man ist nur einmal jung und die Coronakrise kann Jahre dauern, deshalb keine falsche Zurückhaltung, geniesst das Leben und lasst euch von denn nix sagen. Die halten sich für euch auch nicht zurück, oder wer denkt ihr darf den Schuldenberg abarbeiten den die aufhäufen? Ihr

  3. Eine Rücksichtslosigkeit der Verantwortlichen, fast ohne Vergleich. Sollten sich schämen. Gut, dass es öffentlich wurde. Ich hoffe, die Verantwortlichen müssen Konsequenzen tragen (was wie immer nicht der Fall sein wird).

  4. Hier geht es nicht um Vorsicht oder Hilfe für die Mütter oder Säuglinge, es geht schlicht und einfach ums GELDVERDIENEN. Unter dem Deckmäntelchen der christlichen Nächstenliebe wird mit dem Leben gespielt.
    Die armen Hebammen sind die Spielbälle in diesem makaberen Spiel.

    • So ein Quatsch!
      Sie sind sicherlich ein Mann und haben NULL Ahnung.
      Ich wurde auch nach der Geburt meines 2. Kindes zu Hause von einer Hebamme betreut, sie war sehr nett u kompetent, aber unbedingt und absolut DRINGEND GEBRAUCHT hätte ich sie NICHT und einen Kinderarzt, oder Gynäkologenbesuch konnte ich mir durch die Betreuung einer Hebamme auch nich „sparen“ – also wem geht es hier ums „Geldverdienen“? Ja, ich gönne es den Hebammen, aber so unbedingt zwingend erforderlich ist diese Betreuung nicht und die sie am dringendsten brauchen, sie nehmen sie eh kaum bis selten in Anspruch.

  5. Das ist unglaublich!!
    Erst werden alle Möglichkeiten beseitigt, sein Kind in einem anderen Krankenhaus, als dem Mutterhaus zu entbinden. Und dann wundert man sich, dass es schon nach kurzer Zeit Schwierigkeiten gibt z. B. wenn eine oder alle Hebammen in Kontakt mit Corona kommen. Dann sollen die Hebammen aber nicht in Quarantäne, nein, sondern arbeiten kommen. Denn wo sollen die Frauen sonst entbinden… hmmmm… Hausgeburten werden den Hebammen ja leider auch sehr schwer gemacht. Die Versicherung ist teuer und der Rechtsschutz dürftig.
    Ja dann machen wir es uns doch ganz einfach und nehmen die halbe Quarantäne. Das klingt doch fast nach einer ganzen. So können sie arbeiten kommen und sonst sollen sie aber gefälligst zu Hause bleiben. Und was mit den frisch Entbundenen und vor allem den Erstgebährenden zu Hause passiert, das kümmert das Mutterhaus und das Gesundheitsamt wenig. Es ist völliger Quatsch, dass die gynäkologische Abteilung dafür zuständig sein soll. Also da kennt die Frau niemanden und hat kein Vertrauen. Ich hätte dort nach einer meiner 3 Entbindungen sicher nicht angerufen. Was in den ersten Tagen nach Geburt problematisch ist entdeckt die Hebamme sowieso erst, wenn sie die Frau besucht und die richtigen Fragen stellt. Erst dann bricht der ganze Stress und die Anspannung und das Problem kann behoben werden.
    Das ist eine Schande und ich bin entrüstet. Zum anderen erleichtert, dass ich meine 3 Kinder vor diesen völlig verrückten Corona Maßnahme zur Welt bringen durfte.

    • WAS genau soll den mit den „frisch Entbundenen“, oder „Erstgebärenden“ zu Hause geschehen?
      Was denken Sie denn? Mir ist nichts „geschehen“, Ihnen scheinbar auch nichts, meiner Schwester, mit 5 Geburten nichts und Risikopatientinnen, denen „etwas“ geschehen könnte, sollten dann halt noch besser ein paar Tage im Krankenhaus bleiben….
      WAS SOLL DIESES GEHETZE HIER, denn es ist nichts anderes als HETZEREI, was hier stattfindet.

  6. Die Frage sollte eher lauten: Wie kann es passieren, dass in einem einzigen Krankenhaus 20 Hebammen zu einer einzigen positiv getesteten Person Kontakt hatten?
    Oder ist der Text hier irreführend?
    Wie auch immer, das ist aus dem Mutterhaus nicht das erste mal, dass ich höre, dass Personen die Kontakt zu einer positiv getesteten Person hatten, ohne Test weiterarbeiten sollen.
    Der Fisch stinkt hier eindeutig vom Kopf!

  7. Was der Schwachkopf Peter schreibt, ist an Dummheit nicht mehr zu überbieten.
    Ihm kann ich nur wünschen, dass er jämmerlich an Corona verreckt.
    Mehr hat er nicht verdient.
    Von Mitgefühl und Solidarität hat dieses Wesen wohl noch nichts gehört.

  8. Das ist das hinkende Gesundheitssystem welches von der Gesellschaft immer hingenommen wurde…. Applaus statt Honorar, bringt weniger Personal.
    Weniger Personal bedeutet Unterversorgung und Schließung wichtiger Stationen. Versorgt werden wollen aber alle.

    Wenn tatsächlich alle 20 Hebammen einen Erstkontakt hatten, ist ja nicht nur der Kreissaal, die Entbindungsstation betroffen. Dann kommt das OP dazu, wegen Kaiserschnitt, OP bedeutet Kontakt zur Anästhesie, zu anderen Ärzten und Pflegeenden usw.usw.trägt sich rum. Und natürlich die Kontakte der Personen die versorgt wurden, entbunden wurden, Babies die von den Großeltern gehalten wurden…. die Kette hört nicht auf…

    Realistisch ist es nunmal so, es gibt zu wenig Krankenhauspersonal!!! Welches dann auch tatsächlich vom Arbeitnehmer gezwungen wird und wurde, siehe Medien, Verdi ist involviert, trotz Erkrankung arbeiten zu kommen.( Wo ist da bitte die Pflegekammer die helfen wollte?) Ohne Symptomatik von Covid, bei positiver Testung, wird aufgefordert arbeiten zu kommen. Leider haben viele Menschen Angst sich dagegen zu wehren, aus Angst den Arbeitsplatz zu verlieren etc.. Das sind bundesweite Probleme, nicht nur in Trier!

    Als die Hebammen übrigens um Hilfe in der Gesellschaft gebeten haben, als die Versicherung so dermaßen verteuert wurde, waren zu wenig Menschen bereit auch nur eine Unterschrift zu leisten, sich mit aufzulehnen gegen diese irren Preise, einfach diesen Wahnsinn zu stoppen.
    Somit mussten die vielen Hebammen wieder in das Krankenhaus zurück kehren und ihre Selbstständigkeit aufgeben. Leider hat das eben auch diese Konsequenz.

    Die Schreie um Hilfe, aus dem kranken Gesundheitssystem sollten endlich mal früher wahrgenommen werden!!!

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