Ansprache der Ministerpräsidentin zum Schulstart in Rheinland-Pfalz

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MAINZ. Mit demonstrativer Zuversicht trotz aller Corona-Bedenken sind Kinder und Jugendliche, Eltern und Lehrkräfte in Rheinland-Pfalz in ein neues Schuljahr gestartet. Ministerpräsidentin Dreyer (SPD) ging zum Schulstart in einer Fernsehansprache an die Rheinland-Pfälzer um 19.55 Uhr auf Schule in Corona-Zeiten ein. „Schule ist ein wichtiger Lebensort, für kein Kind darf Corona zu einem dauerhaften Nachteil werden“.

Für alle, die es verpasst haben, noch einmal die Rede hier im Wortlaut:

Liebe Rheinland-Pfälzer und Rheinland-Pfälzerinnen,

heute ist wirklich ein ganz besonderer Tag. Erstmals seit März gehen alle Schüler und Schülerinnen wieder gemeinsam in ihre Klassen. Endlich können sie wieder zusammen lernen und lachen. Und auch in den Kitas läuft – was für ein Glück – der normale Betrieb wieder voll an.

Die Landesregierung hat in den letzten Wochen mit den Schulträgern und Schulen hart daran gearbeitet, dass der Schulstart gelingt. Wir haben unseren Hygieneplan-Corona für den neuen Schulalltag zusammen mit Virologen, Kinderärzten und –ärztinnen, mit den Personal- und Elternvertretungen, der Landesschüler*innenvertretung, den Schulträgern und der Schulaufsicht weiterentwickelt.

Ich weiß, wieviel Arbeit die Umsetzung für die Schulen bedeutet, und ich danke allen, die mit ihrem Einsatz zum Erfolg beitragen!

Und ich verstehe sehr gut, dass einige dennoch besorgt fragen: Wie gut sind die Kinder und die Lehrkräfte vor dem Corona-Virus geschützt? Was passiert, wenn ein COVID-19-Fall auftritt?

Ich versichere Ihnen: Die Schutzmaßnahmen berücksichtigen alle verfügbaren Erkenntnisse. Zu Beginn des Schuljahres haben alle Lehrer und Lehrerinnen die Möglichkeit, sich testen zu lassen. Es gibt klare Hygieneregeln. Im Unterricht brauchen die Kinder derzeit keine Masken zu tragen, auch weil eine Infektionskette leicht nachvollziehbar wäre – aber dort, wo verschiedene Jahrgangsstufen aufeinandertreffen, also auf Gängen und dem Schulhof, sind Masken Pflicht.

Unser Konzept gibt genaue Antworten darauf, was passiert, wenn jemand an COVID-19 erkrankt. Ab dem ersten Fall werden die Klasse und die Lehrkräfte sofort getestet. Je nach Einzelfall wird entschieden, wer in Quarantäne muss und ob der Unterricht für eine bestimmte Zeit wieder im Wechsel zwischen Schule und Zuhause stattfindet.

Für das digitale Lernen hat die Landesregierung die Sommerferien intensiv genutzt. Wir haben viele neue Fortbildungen angeboten und die Lehrer und Lehrerinnen haben sie rege besucht. Es gibt jetzt ein einheitliches Videokonferenzsystem und wir stellen tausende Leihgeräte für Schüler und Schülerinnen bereit. Unser Ziel ist klar: Wir wollen möglichst viel Schule in der Schule. Denn die Schule ist auch ein wichtiger Lebensort. Corona darf für kein Kind zu einem dauerhaften Nachteil werden! Nur wenn es gar nicht anders geht, werden wir zeitweise zum alleinigen Fernunterricht zurückkehren. Selbstverständlich würde in einem solchen Fall wieder eine Notbetreuung eingerichtet.

Das Wichtigste bleibt nach wie vor, dass sich möglichst wenig Menschen mit dem tückischen Virus anstecken. Derzeit steigen leider die COVID-19-Fälle wieder stärker. In Rheinland-Pfalz sind aktuell etwa 700 Menschen infiziert, so viel wie zuletzt Anfang Mai. Deshalb, auch wenn es schwerfällt: Halten Sie weiter Abstand, waschen Sie sich regelmäßig die Hände, tragen Sie Alltagsmasken. Es kommt auf jeden und jede Einzelne an!

Ich setze fest auf Ihre Unterstützung, liebe Rheinland-Pfälzer und Rheinland-Pfälzerinnen. Wenn wir weiter aufeinander achtgeben, werden wir auch die nächste Etappe der Corona-Pandemie gut miteinander meistern.

Einen guten Start für Kita und Schule – Ihnen allen die besten Wünsche – bleiben Sie gesund!

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1 Kommentar

  1. Liebe Frau Dreyer,
    als Landesbeamtin, Mutter und Risikoperson (derzeit freiwillig wieder im Dienst) frage ich mich, welches Zeichen wir setzen, wenn wir Kinder und Lehrkräfte ungeschützt in Klassenräumen und Lehrerzimmern stundenlang beieinander sitzen lassen. Was sind Einzelne wert, wenn sie in Zeiten steigender Fallzahlen als „Wasserstandsanzeiger“ Coronagradmesser werden und im Zweifelsfalle eben für das große Ganze geopfert werden. Digitale Endgeräte sind wichtiger als Menschenleben, das ist derzeit die Botschaft. Unsere Kinder ganz hinten in der Schutzkette. Keine Fenster, die sich öffnen lassen, 1 Desinfektionsspender für 150 Schüler, eine Stoffmaske pro Kind, die nicht gegen Aerosole schützt, das ist der Schutz, den wir geboten bekommen. Jede Menge Hygienekonzepte, die sich selbst ad absurdum führen (AHA im Schulhof aber nicht am Klassenzimmertisch, Blockbildung im differenzierten Unterricht, Lehrerarbeitsplätze dicht an dicht ohne Ausweichmöglichkeit), nur damit im Falle von Infektionen und den damit verbundenen OPFERN gesagt werden kann, man habe alles „richtig gemacht“?!? Ich könnte zuhause bleiben….aber ich nehme den Bildungsauftrag ernst, der immer mehr zum Betreuungsauftrag wird. Vielleicht bezahle ich dies am Ende mit meinem Leben. Oder dem meines Kindes. Sich zu diesem „Auftrag“ zu motivieren, wird Tag für Tag schwieriger, wenn Investitionen (z.B. in Luftfilteranlagen) ausbleiben und die Problemfelder an Schulen stetig anwachsen. Da helfen auch gutgemeinte Reden und Anschreiben nicht, im Gegenteil, sie wirken zunehmend grotesk.
    Keiner von uns hat sich Corona gewünscht. Aber viele wünschen sich eine einheitliche Schulpolitik, in der Lehrer respektiert und Schüler gefördert werden, Eltern ernstgenommen und Ressourcen erhalten und erneuert werden. Besonders in Coronazeiten führt sich Bildungspolitik den Spiegel vor und das Bild ist nicht immer schön. Dennoch werde ich morgen wieder 120 Prozent in meinem Job geben, damit es nicht auffällt, dass ich damit 40 Prozent Notstand abdecke.
    Sie haben Recht. Heute ist ein besonderer Tag. Ich sage, was ich denke. Dieser Tag ist für mich nicht positiv besetzt. Sorge und Angst rauben mir den Schlaf. Und dennoch bin ich loyal.

    Ich wünsche Ihnen Gesundheit, genügend Abstand zum Virus und neue Ideen im Umgang mit der Pandemie und den Schulen.

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