Nach Corona: Trierer Konsumforscher erwartet keinen Kaufrausch

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Inga Kjer

Keinen großen Kaufrausch erwartet ein Trierer Konsumforscher nach Ende der Corona-Krise. Im Gegenteil: Die Menschen würden mehr auf Sicht fahren und verantwortungsvoller einkaufen als vorher. Und mehr auf Sicherheit setzen, also sparen.

Nach der Corona-Krise werden die Menschen in Deutschland ihr Geld mehr zusammenhalten: «Sie werden vorsichtiger werden und den Euro öfter umdrehen», sagte der Professor für Soziologie und Präsident der Universität Trier, Michael Jäckel, der Deutschen Presse-Agentur. Durch die Erfahrungen in der Krise habe sich «ein neues Knappheitsbewusstsein» entwickelt. Zudem sei einem «die Verletzlichkeit der Art und Weise, wie wir leben, wie wir wirtschaften, deutlich vor Augen geführt worden».

Daraus ziehe man die Lehre, nicht in einen übersteigerten Konsum überzugehen: «Man ist ein bisschen geerdet worden», sagte der Experte für Konsumforschung. Und: «Ich erwarte, dass dieses neue Gefühl zu einem etwas verantwortungsvolleren Umgang führt – mit der Art und Weise, wie wir uns ernähren, wofür wir und wo wir unser Geld ausgeben, auch wo die Produkte herkommen», sagte der Professor. Das derzeit «verdrängte Thema Klimakrise» könne dann hoffentlich «zu den Gewinnern der Neuausrichtung» gehören. Das wäre ein langfristiger Solidarbeitrag.

Dass es nach dem Ende der Pandemie zu einer «Explosion der Lebensfreude» komme, glaubte der Experte nicht. «Man wird schon sehr zufrieden sein damit, dass eine Situation wiederhergestellt wird, die einigermaßen – und das wird schwierig sein angesichts der vielen Schicksale, von denen wir jetzt schon wissen – an den Status quo vor der Pandemie heranreichen können», sagte er. «Ich glaube, nach dieser Krise wird der Konsument in dieser Hinsicht auch sehr geduldig sein.»

Natürlich gebe es «Aufschubphänomene»: Man konnte nicht ins Kino gehen, kein Theater besuchen und nur begrenzt am öffentlichen Leben teilnehmen. «Aber ich würde sagen, dass bei den alltäglichen Dingen, die wir konsumieren, der Unterschied zwischen der alten und der danach erlebbaren Normalität wahrscheinlich nicht so groß sein wird.» Eine «Explosion der Nachfrage» generell erwarte er nicht.

Nach der Krise werde es aber «zunächst einmal einen hohen Bedarf nach kleinen Aufmerksamkeiten» geben. «Man möchte vielen einen Gefallen tun. Es wird also kleine Geschenke geben.» Das bedeute aber nicht, «dass da schon so ein kleines Weihnachten auf uns zukommt, bevor Weihnachten eigentlich ist». Die Erfahrungen der ersten Lockerungen zeigten, «dass es ein großes Bedürfnis gibt, sich relativ schnell mit der neuen Form des Alltags zu arrangieren» – nicht aber im Sinne: «Jetzt wird noch mehr konsumiert», sagte Jäckel.

Auch in der Wirtschaft und bei den Einzelhändlern werde es künftig mehr um Nachhaltigkeit und einen bewussten Umgang mit der Umwelt gehen, prognostizierte der Uni-Präsident. «Ein Konjunkturprogramm ohne diese Komponenten kann ich mir nicht vorstellen.» Auch in der Reisebranche werde darauf noch stärker der Fokus liegen. «Das Fliegen wird sicher teurer werden.»

Dass in Zukunft aber, wenn sich die Lage wieder normalisiert habe, weniger gereist wird, vermutete Jäckel nicht. «Ich glaube nicht, dass es da einen starken Knick nach unten geben wird.» Aber «diese kleinen Ausflüge, also mal eben hierhin oder dorthin fliegen: Das wird jetzt noch stärker über den Preis gesteuert werden», sagte er. «Die Ungleichheit ist in Phasen des Wohlstands weniger deutlich spürbar. Aber nach einer Krise tritt sie besonders deutlich hervor.»

(dpa)

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1 Kommentar

  1. Ich freue mich um jeden Gastronom, welcher in die Knie geht, in diese dann leeren Geschäftsräume gehen hoffentlich attraktiver Handel, Trier wird zur Fressgasse, ich muss nur den Kopf schütteln, vom Döner bis zur Eiscreme, Von der Waffel zur Fruit. Teure Preise, lasst Euch doch nicht verarschen.

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