Wachsende Ungeduld: Frauen tragen Bischöfen Protest vor

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Thomas Sternberg, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK). Foto: Marius Becker/dpa/Archivbild

MAINZ. Die Deutsche Bischofskonferenz hat sich in Mainz versammelt, um einen neuen Vorsitzenden zu wählen. Katholische Frauen mischen sich ein, um ihre Forderung nach mehr Mitsprache in der Kirche zum Ausdruck zu bringen.

Mit einem weißen Schal haben katholische Frauen im Eröffnungsgottesdienst zur Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz gegen Ungleichbehandlung in der Kirche protestiert. Während die Geistlichen aus den 27 Bistümern in Deutschland in ihrem Ornat am Montag durch das romanische Gemäuer des Mainzer Doms zogen, folgten die kritischen Katholikinnen dem Aufruf der Bewegung Maria 2.0, auf diese Weise ihrer Forderung nach einer «geschlechtergerechten Kirche» Ausdruck zu verleihen.

Der scheidende Vorsitzende der Bischofskonferenz, der Münchner Kardinal Reinhard Marx, sagte in seiner Predigt, Kirche im Aufbruch müsse manches hinter sich lassen, was Vergangenheit sei und nicht zukunftsfähig sei. Hier wurde er von den Frauen mit Schal mit Applaus unterbrochen. Kirche müsse keine Angst haben vor dem säkularen Zeitalter, aber Antworten schöpfen aus dem Evangelium, forderte Marx die Bischöfe auf.

Zuvor hatte der Kardinal mehr als 130 000 Unterschriften mit der Forderung nach Gleichberechtigung in der Kirche entgegengenommen, zusammen mit dem Präsidenten des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg. Beide gehören dem Präsidium des Synodalen Weges an – dieser Reformprozess zu Zukunftsfragen der katholischen Kirche in Deutschland wurde vor einem Monat gestartet.

«Sie können davon ausgehen, dass ich mich sehr einsetzen werde, dass dieses Thema nicht beiseite geräumt wird», versprach Marx der Bundesvorsitzenden der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd), Mechthild Heil, und Birgit Mock vom Katholischen Deutschen Frauenbund (KDFB). «Nicht die Weihe von Frauen ist begründungspflichtig, sondern deren Ausschluss», sagte Sternberg und übernahm damit eine der Osnabrücker Thesen zu Frauen in kirchlichen Ämtern von 2017. «Es muss etwas geschehen und deswegen danke ich Ihnen für Ihren Protest.»

«Was wir nicht wollen, ist die eindeutige Rollenzuweisung: Frauen sind fürs Dienen da und Männer für die Macht», sagte Heil. «Frauen sind bereit, dienende Rollen einzunehmen. Wir fordern aber auch ein, Macht in unserer Kirche zu übernehmen.» Gegen die Mehrheit der Katholiken, werde auch die Amtskirche nicht angehen können. «Wir sind nicht diejenigen, die die Kirche spalten wollen, wir sind der Kern der Kirche.» Dies müsse auch dem Vatikan deutlich gemacht werden.

«Dieser synodale Weg geht gut weiter», versprach Marx zu Beginn der Frühjahrsvollversammlung der Bischöfe. Er sei zuversichtlich, dass damit ein Beitrag geleistet werde, die schon länger in Deutschland wie in der Weltkirche anstehenden Themen gründlich und in respektvoller Weise zu behandeln. «Nun wollen wir hoffen, dass wir einen guten Vorsitzenden finden und uns miteinander auf den Weg machen.»

«Personalangelegenheiten sind immer von einer besonderen Spannung und einem besonderen Interesse», sagte Marx, der überraschend seinen Verzicht auf eine weitere Kandidatur an der Spitze der Bischofskonferenz erklärt hat. In der für Dienstag angesetzten geheimen Wahl kann jeder der 68 Teilnehmer einen Namen auf den Stimmzettel schreiben. In den ersten beiden Wahlgängen ist eine Zwei-Drittel-Mehrheit nötig, ab dem dritten Wahlgang reicht die absolute Mehrheit. Chancen auf eine Nachfolge von Marx werden etwa dem Berliner Erzbischof Heiner Koch, dem Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer, dem Limburger Georg Bätzing und dem gastgebenden Mainzer Bischof Peter Kohlgraf eingeräumt.

In einem gemeinsamen Pressegespräch mit der Basisbewegung «Wir sind Kirche» verlangten Initiativen von Betroffenen sexueller Gewalt in der Kirche eine umfassende Entschädigung der Opfer. «Es geht nicht um eine Anerkennung, es geht um eine Entschädigung für den Schaden, der im Leben von Tausenden von Menschen angerichtet ist», sagte Matthias Katsch von der Betroffenenorganisation «Eckiger Tisch». Wenn weiterhin nichts passiere, stelle sich auch die Frage nach zivilem Ungehorsam. «Wir haben bislang davon abgesehen, Gottesdienste zu stören – das wäre eine Möglichkeit.» Er hoffe, dass die Vollversammlung nach intensiven Gesprächen mit Fachleuten Eckpunkte für eine Entschädigungslösung aufzeigen werde, sagte Marx.

Die europäische Staatengemeinschaft rief Marx dazu auf, ihrer Verantwortung für syrische Kriegsflüchtlinge gerecht zu werden. Es sei nicht akzeptabel, sich angesichts der aus Syrien über die Türkei nach Europa fliehenden Menschen heraushalten zu können», sagte Marx. «Da sind wir mit im Boot und da muss Europa eine Antwort finden.» Da es um Krieg und Kriegsflüchtlinge gehe, gehe es hier auch um rechtliche Verbindlichkeiten, die nicht einfach beiseite geschoben werden könnten.

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