Problem: Feuchte Toilettentücher – Immer mehr Einsätze der Verbandsgemeindewerke Saarburg

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Die in die Toiletten geworfenen Feuchttücher wickeln sich um die Laufräder und bringen diese zum Stillstand. Bereits mehrfach ist dadurch ein Motorschaden an den Pumpen entstanden.

SAARBURG. Mit einem ebenso unappetitlichen wie hartnäckigen, arbeits- und kostenaufwendigen Problem haben die Mitarbeiter der Verbandsgemeindewerke Saarburg seit einiger Zeit immer häufiger zu tun: Feuchttücher heißt das Wort, das den Männern die Schweißperlen auf die Stirn treibt und zahlreiche kurzfristige Einsätze beschert. Das Problem besteht nicht allein in der Verbandsgemeinde Saarburg. Bundesweit bereiten in die Toiletten geworfene Feuchttücher den Werken beziehungsweise privaten Kanalreinigungsfirmen handfeste Probleme.

„Das Thema Feuchttücher ist zum echten Problem geworden“, sagt Franz Petri, Werkleiter der Verbandsgemeindewerke Saarburg. Seit etwa drei bis vier Jahren werde das feuchte Toilettenpapier vor allem in Privathaushalten deutlich häufiger verwendet. Wenn das Papier dann nach Benutzen in der Toilette statt im Abfalleimer landet, führt das regelmäßig dazu, dass die Pumpen und Anlagen verstopfen, nicht mehr funktionsfähig sind und ausfallen. Wie ein Zopf beziehungsweise ein Strick wickeln sich die Tücher um die Laufräder der Pumpen, berichtet Abwassermeister Jürgen Becker. Ist das Laufrad beziehungsweise die Pumpe dann zugesetzt mit den Tüchern, müssen die Mitarbeiter der Werke dieses mühsam von Hand entfernen. „Das ist äußerst unangenehm, weil das Ganze so ineinander verschlungen ist, dass man es mit Hilfe von Schraubenziehern, mit den Fingern oder einer Zange entfernen muss.“

Allein dreimal am vorvergangenen Wochenende musste Becker, der zu diesem Zeitpunkt Bereitschaftsdienst für die VG-Werke hatte, ausrücken, um Pumpen von den Feuchttüchern zu befreien und sie wieder zum Laufen zu bringen. Dass die Pumpen stillstehen, erfahren Becker und seine Kollegen über das elektronische Überwachungssystem der Werke. Jedes der 42 Pumpwerke in der VG ist mit einem Notfall-System ausgestattet. Bei einer Störung beziehungsweise einem Ausfall geht ein Signal an die Kläranlage in Saarburg, von wo aus ein elektronischer Hinweis auf das Handy des jeweiligen Bereitschaftsdienstes der Werke gesendet wird.
„Wenn eine Pumpe stillsteht, rücken wir innerhalb einer halben Stunde nach Störungsmeldung aus“, erläutert Becker. Gut zwei Stunden dauere der Einsatz vor Ort in der Regel.

Als Störfaktor Nummer eins bezeichnet Werkleiter Petri die in die Toiletten geworfenen Feuchttücher. Sie hätten schon mehrfach einen Motorschaden an den Anlagen verursacht. „Das ist natürlich schlecht für die Anlagen, zudem aber auch kostspielig“, sagt Petri. Bezahlt würden solche Einsätze von der Allgemeinheit über die Gebühren. Wer in seinem Privathaus eine verstopfte Abwasserleitung hat, merke dies in der Regel daran, dass sich das Wasser im Boden – meist im Keller – hochdrücke. Wer dann eine private Kanalreinigungsfirma rufen müsse, sei häufig mit 1000 bis 2000 Euro gefordert.
Dabei sei das Problem definitiv vermeidbar: Die Feuchttücher müssten in Abfalleimer und nicht in die Toiletten geworfen werden.

Bundesweit sind die in die Toiletten geworfenen Feuchttücher in der jüngsten Zeit verstärkt zum Problem geworden. Auch der Fachverband und die entsprechende Industrie kennt die Problematik. Petri: „Der Punkt ist, dass diese Feuchttücher aus einer Faser bestehen, die sich nicht zersetzt.“

Irreführend sind laut Petri zudem die Hinweise auf einigen Produktverpackungen. „Da wird über ein entsprechendes Piktogramm suggeriert, man könne bis zu zwei Tücher pro Toilettengang in die Toilette werfen. Aber es gehört definitiv kein einziges Papier da hinein, weil sich dieser Abfall im Kanalsystem summiert und dann eben verklumpt.“

Solange kein Produkt auf den Markt kommt, was das Problem löst, hilft laut Werke nur eines: Möglichst breit darüber informieren, dass die Feuchttücher und anderer Abfall nicht in die Toiletten gehören.

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