„Stimmchen, hab‘ Dank“: Was Promis aus RLP zum „Jahr der Stimme“ sagen

Es stimmt: Die Stimme ist das «Instrument des Jahres 2025». Einige verdienen ihr Geld damit. Die Deutsche Presse-Agentur hat sie befragt.

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Für Guildo ist die Stimme das persönlichste Instrument. Foto: Rolf Vennenbernd / dpa / Archiv

TRIER/KOBLENZ/LUDWIGSHAFEN. Sie ist das älteste Instrument der Welt, und so ziemlich jeder hat sie: die Stimme. Sie ist extrem vielfältig. Gute Gründe für die Landesmusikräte in Deutschland, die Stimme jüngst zum «Instrument des Jahres 2025» zu küren. Wie blicken Menschen in Rheinland-Pfalz, denen Ton und Sprache auch Beruf und Berufung sind, auf diese Wahl?

Was sagen Prominente über ihre Stimme?

«Zuerst einmal lebe ich von meiner Stimme: Stimmchen, hab´ Dank, dass Du mich so gut ernährst», sagt der gebürtige Trierer Musiker Guildo Horn. «Dann ist die Stimme das persönlichste Instrument, das es auf Erden gibt. Jeder von uns hat seinen eigenen Sound. Das ist wie ein Fingerabdruck und noch mehr.»

Und weiter: «Wenn wir singen, sind wir Klangerzeuger und Resonanzraum in einem. Die Stimme ist der Ausdruck unserer Gefühle. Freude, Angst, Wut, Liebe, Hoffnung, Begierde, all das lässt sich mit unserer Stimme nach Außen transportieren.»

Für Popsänger Thomas Anders ist jede Stimme einzigartig. «Jeder Mensch hat seine eigene Stimme mit dem eigenen Timbre», betont er in Koblenz.

Ähnlich sieht es Sängerin Julia Neigel («Schatten an der Wand»). «Andere Instrumente sind nicht Teil deines Körpers, die Stimme aber schon, sie ist Kommunikationsmittel zur Außenwelt, Spiegel der Persönlichkeit und zugleich Arbeitsmaterial», sagt die Musikproduzentin in Ludwigshafen. «Sie ist nicht austauschbar und gehört zur Individualität des Menschseins.»

Thomas Anders singt sich auch im Hochsommer mit einem Weihnachtslied ein. Foto: Hendrik Schmidt / dpa / Archiv

War das Instrument schon mal «verstimmt»?

Guildo Horn erzählt: «Als ich noch ungezügelt und wild war, habe ich viel zu viel gefeiert und obendrein Kette geraucht. Auf Tour dann nach drei bis vier Gigs nebst ausgelebter Zügellosigkeit war da öfter mal plötzlich die Stimme weg, und wir mussten notgedrungen weitere Konzerte absagen.» Heute sei er mit 61 Jahren mittelalt und weise. «Ich habe jede Party schon gefeiert, rauche nicht mehr, und meine Stimme dankt mir für die artgerechte Haltung mit einer unnachahmlichen Geschmeidigkeit.»

Bei Thomas Anders sind es eher Viren, die die Stimme K.O. setzen. «Bei jeder Erkältung lässt mich meine Stimme im Stich», scherzt er. «Ansonsten kann ich mich ganz gut auf meine Stimme verlassen.» Oft seien es die äußeren Bedingungen, die das Singen erschwerten. «Ganz besonders bei Bühnennebel, der sich wie ein Ölfilm über die Stimmbänder legt.»

Neigel, die über einen Stimmumfang von mehr als drei Oktaven verfügt, erzählt von einem Grippeinfekt. «Mir blieb fast die Stimme weg, das war unschön, aber wenn man Glück hat, kann man mit Technikübungen trotzdem ein Konzert singen.» Auch heiser könne man singen, wenn man wisse, wie. «Man sollte das nicht zu oft machen, weil das die Stimmbänder sehr belastet.»

Wie sieht es mit der Pflege des Instruments aus?

Der frühere ESC-Teilnehmer Horn (1998: «Guildo hat euch lieb!») sagt, er mache sich nicht zu viel Stress: «Kein Einsingen oder Opernschals oder heiße Elixiere oder ständiges Mimimi. Ich übertreibe es nicht mit dem Feiern und bleibe beim Singen innerlich tiefenentspannt. Dann passiert auch nichts! Oft zeugen Stimmprobleme von einer angespannten Psyche.»

Neigel vergleicht Singen mit Leistungssport. «Die Muskulatur der Stimmbänder muss täglich trainiert und gepflegt und das Körpergefühl für jeden Ton in Erinnerung gerufen werden. Dafür nehme ich mir mit Übungen jeden Tag Zeit.» Vor dem Konzert singe sie sich ein und arbeite alle Gesangstechniken durch. «Nach dem Konzert ist es mir ebenfalls wichtig, die Stimme abkühlen zu lassen und nicht mehr viel zu reden. Reden ist dann gefährlicher als Singen.»

Neigel: Als Instrument führst du die Stimme immer mit dir, wo auch immer du hingehst. Foto: Robert Michael / dpa / Archiv

Gibt es besondere Plätze, an denen die Promis gesungen haben?

Ungewöhnliche Orte zum Singen gebe es für Guildo Horn nicht, er singe – wenn er «Bock» habe – überall. Für Thomas Anders war es etwas Besonders, 1999 vor 250.000 Menschen in Budapest zu singen. Das Ex-Mitglied von Modern Talking erinnert sich auch an einen Auftritt im russischen Jekaterinburg: «Ungewöhnlich war mal eine Open-Air-Show bei minus 25 Grad. Das mögen die Stimmbänder gar nicht.»

Gibt es Lieblingslieder oder umgekehrt Songs zum Vergessen?

Nie wieder singen will Horn die erste Strophe der deutschen Nationalhymne. Was sein Lieblingslied ist? «Ich habe mehrere hundert Lieblingslieder, ach was sage ich, Tausende und Abertausende.»

Für Anders gibt es kein Lied, dass er nie wieder singen wolle. «Es gibt aber Lieder, die ich gar nicht singen kann, weil sie nicht zu meiner Stimme passen. Sollte ich mal versuchen, einen Song von AC/DC zu singen, dann bin ich für die kommenden zwei Wochen heiser», sagt er.

Zum Einsingen geht es bei ihm besinnlich zu: «Ein Lied, das für mich perfekt zum Einsingen ist, ist ein Weihnachtsklassiker: ‚The Christmas Song‘», sagt er. «Damit mache ich meine Techniker im Hochsommer immer wahnsinnig.»

Wie entsteht überhaupt «Stimme»?

«Für Sprache benutzen wir Strukturen, die gar nicht primär dafür gedacht waren», sagt die Logopädin Simone Krück aus Ramstein. «Lunge, Zwerchfell, Bronchien: das ist für die Atmung und der Kehlkopf zur Schluckfunktion. Dazu Lippen, Zähne, Zunge, die für unsere Ernährung gedacht sind. Wir machen daraus Sprache, Feinstmotorik in Höchstgeschwindigkeit. Deshalb ist dieses System so fehleranfällig.»

Die Stimme sei nicht sichtbar wie ein Oberschenkelmuskel. «Das ist in der Therapie interessant, weil man im Prinzip eine Muskulatur bearbeitet, die man weder sieht noch fühlt», erzählt Krück. Der Logopädin begegnen zum Beispiel Stimmprobleme nach der Pubertät bis hin zu Tumorerkrankungen. «Eine Kollegin arbeitet ganz viel mit der Anpassung von Transstimmen. Ein Mensch, der sozusagen seine Identität anpasst, will das auch stimmlich tun.»

Sie selbst mag eine ganze Bandbreite. «Dazu gehören auch Stimmen, die von der Erzeugung nicht einwandfrei sind – etwa die heiseren Stimmen von Rod Stewart oder Joe Cocker.» Wichtig sei die Stimme auch zur Einschätzung des Gegenübers, etwa am Telefon. «Das ist etwas ganz Unwillkürliches. Wir haben ja sonst keine Informationen. Und bei Bekannten merkt man am Telefon oft am ersten Hallo, wie es ihm geht: Man schätzt sich anhand der Stimme ein.» (Quelle: Birgit Reichert, Mona Wenisch und Wolfgang Jung, dpa)

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