TRIER. Jean Asselborn, langjähriger Außenminister Luxemburgs und einer der profiliertesten europäischen Diplomaten, war am Freitagabend zu Gast in der Europäischen Akademie des rheinland-pfälzischen Sports in Trier. Anlass: die Präsentation seiner Biographie „Die Tour seines Lebens“, geschrieben vom Trierer Journalisten Michael Merten.
An der Seite des 76-Jährigen: Malu Dreyer, ehemalige Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz. Gemeinsam sorgten die beiden überzeugten Europäer für einen Abend voller Leidenschaft, Humor und politischer Klarheit – und machten deutlich: Der Kampf für Europa und die Demokratie ist aktueller denn je.
Ein Abend der starken Stimmen für Europa
Asselborn, der 19 Jahre die Außenpolitik Luxemburgs prägte und dabei 134 Länder bereiste, zeigte sich in Trier volksnah und humorvoll. Anstatt im Regierungswagen kam er im privaten E-Auto – und verwandelte den Abend in ein wahres Heimspiel.
„Europa lebt vom Miteinander, nicht vom Gegeneinander“, betonte Asselborn vor dem Publikum.
Auch Malu Dreyer appellierte eindringlich, den Populisten nicht das Feld zu überlassen:
„Der Kampf für die Demokratie findet jetzt statt – jede und jeder ist gefragt.“
Von Schengen bis Mont Ventoux – das bewegte Leben des Europäers Asselborn
Autor Michael Merten begleitete Asselborn im Sommer 2024 auf einer über 1.000 Kilometer langen Radtour von Schengen bis zum Mont Ventoux in Südfrankreich.
Die Erlebnisse dieser „Tour seines Lebens“ bilden das Herzstück des Buchs – eine Mischung aus Reisebericht, Biographie und politischem Rückblick.
In Trier las Merten Passagen über Asselborns diplomatische Stationen, darunter seine Begegnungen mit Außenminister:innen aus aller Welt und seine Freundschaft zu Sergei Lawrow – eine Beziehung, die durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine tragisch belastet wurde.
„Wir wurden getäuscht. Das hat mich menschlich tief getroffen“, so Asselborn nachdenklich.
Politischer Klartext von Asselborn und Dreyer
Die Diskussion, moderiert von Marcus Stölb, spannte den Bogen von der Flüchtlingspolitik bis zu den Herausforderungen der Gegenwart. Asselborn verteidigte den berühmten Satz von Angela Merkel: „Wir schaffen das.“
„In dieser humanitären Krise war das die einzig richtige Haltung“, so der Luxemburger.
Auch Malu Dreyer betonte die Wichtigkeit der Willkommenskultur, verwies aber zugleich auf die Belastung vieler Kommunen:
„Integration ist gelungen – aber sie braucht Ordnung und Unterstützung.“
Beide Politiker machten deutlich: Wer Europa will, muss Demokratie aktiv verteidigen.
Ein Diplomat mit Herz, Humor und Haltung
Dass Jean Asselborn auch nach seinem Ausscheiden aus dem Amt nicht stillstehen kann, zeigte er auf und neben der Bühne. Trotz eines Bänderrisses nach einem Fahrradunfall in diesem Sommer blickt er bereits wieder nach vorne – sportlich wie politisch.
Die Vorsitzende der Sportakademie, Dr. Patricia Erbeldinger, zitierte in ihrer Begrüßung Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, der über Asselborn sagte:
„Er legt sich Zurückhaltung nicht auf, wo Empörung ihren Platz finden muss.“
Der Abend endete mit langem Applaus und dem Gefühl, einem der letzten großen europäischen Idealisten begegnet zu sein.
Fazit: Ein Abend zwischen Buch, Politik und gelebtem Europa
Jean Asselborns Biographie „Die Tour seines Lebens“ ist weit mehr als ein Rückblick – sie ist ein Plädoyer für Verantwortung, Haltung und Menschlichkeit. In Trier wurde sie zu einem Appell für Europa – getragen von zwei Persönlichkeiten, die ihren Glauben an Demokratie und Zusammenhalt nie verloren haben. Die Biographie „Jean Asselborn – Die Tour seines Lebens“ von Michael Merten ist im Buchhandel erhältlich.


















