MAINZ. Der rheinland-pfälzische Gesundheitsminister Clemens Hoch (SPD) tritt für eine Änderung der seit 2012 bestehenden Regelung ein, dass Organspenden nur mit Zustimmung der Spender oder ihrer Angehörigen möglich sind.
Er kämpfe weiter für die Widerspruchslösung, sagte Hoch drei Tage vor dem bundesweiten Tag der Organspende in Mainz. Wenn die Organentnahme nur bei ausdrücklich erklärtem Widerspruch nicht möglich wäre, hätten mehr Menschen die Chance, ein lebensnotwendiges Organ zu erhalten.
Dass es in der laufenden Wahlperiode des Bundestags dazu kommt, sieht Axel Rahmel von der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) allerdings skeptisch. Er erwarte, dass die Gesetzgebung nun zunächst die Erfahrungen mit dem beschlossenen Online-Zentralregister für die Bereitschaft zur Organspende abwarten wolle, anstatt «schon wieder etwas Neues zu machen». Das ursprünglich zum 1. März geplante Register hat sich allerdings verzögert.
Von dem Aktionstag am Samstag in Mainz solle eine Aufbruchsstimmung ausgehen, damit sich jeder und jede persönlich für die Organspende entscheide und auch dokumentiere. Bei offenen Fragen seien die DSO ebenso wie die Hausärzte gute Ansprechpartner, sagte Hoch. Der von Patientenverbänden und Betroffenen ins Leben gerufene Tag der Organspende wird zum 40. Mal begangen.
«Jeden Tag sterben Patienten, denen man mit einer Organspende hätte helfen können», sagte Rahmel. «Das darf nicht aus den Augen verloren werden.» Die Dokumentation der eigenen Entscheidung zur Organspende sei auch eine Entlastung für die Angehörigen.
Die Bankmanagerin Silvia Peisl sagte, sie sei dankbar, dass sie vor 24 Jahren nach lediglich kurzer Wartezeit eine Spenderleber erhalten habe. «Ohne die Organspende würde es auch die drei lieben Racker nicht geben», sagte die dreifache Mutter.
Der «Tag der Organspende» steht unter dem Motto «Zeit, Zeichen zu setzen». Die Veranstaltungen in Mainz beginnen mit einem ökumenischen Gottesdienst in der Kirche St. Quintin. Geplant sind außerdem eine Ausstellung und Themenzelte auf dem Gutenbergplatz. Organempfänger wollen Plakate hochhalten, auf denen die Zahl der Lebensjahre steht, die sie seit ihrer Transplantation gewonnen haben. In der Nacht sollen Gebäude angeleuchtet werden.
Zu Beginn dieses Jahres gab es einen unerwarteten Einbruch der Organspendezahlen in Deutschland wie in Rheinland-Pfalz. Die Zahl von bundesweit 239 Organspendern in den ersten vier Monaten war um 26 Prozent geringer als im gleichen Vorjahreszeitraum, was auf die Auswirkungen der Corona-Pandemie zurückgeführt wird. Die Zahl der Transplantationen im Zeitraum von Januar bis April sank im Jahresvergleich um nahezu 22 Prozent auf 801. Diese Entwicklung sei für die nahezu 9000 Patienten auf den Wartelisten für Spenderorgane äußerst dramatisch, erklärte das Gesundheitsministerium.