29. Bitburger Tennis-Grand-Prix: Maximilian maximal – Neuchrist gewinnt beide Titel in Trier

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TRIER. Der König des 29. Bitburger Tennis-Grand-Prix auf der Anlage des TC Trier heißt Maximilian Neuchrist. Der Österreicher gewann nicht nur das Einzelfinale gegen den Koblenzer Jan Choinski mit 6:7, 6:4, 6:3 sondern auch den Doppeltitel mit seinem deutschen Partner George von Massow gegen die Luxemburger Formation Ugo Nastasi/Mike Scheidweiler mit 6:4, 5:7 und 10:8. Für Neuchrist war es im Einzel der sechste, im Doppel der 18. Titel in seiner Karriere.

Nach einigen besorgten Blicken zum Himmel und der Kontaktierung des Wetterdienstes hatten sich die Verantwortlichen das Regenrisiko so gering eingeschätzt, dass sie das Wagnis eingingen, die Finals auf der Außenanlage des TCT auszutragen. Und sie taten gut daran, denn es gab nur einige kurze bange Momente, in denen ein paar Tropfen Regen fielen. „Wir haben eines der besten Finals der letzten Jahre gesehen“, stellte Turnierdirektor Markus Grundhöfer fest – er hätte sogar von einem der besten in der Geschichte des Turniers sprechen dürfen.

Trotz der unsicheren Wetterlage hatten sich rund 300 Besucher eingefunden, die ein hochklassiges Match zu sehen bekamen. Beide Finalisten waren ohne Satzverlust ins Endspiel eingezogen, dennoch ging Neuchrist als leichter Favorit in das Duell und schien diese Rolle auch ausfüllen zu können. Vor allem dank seines bärenstarken Aufschlags – ihm gelangen allein im ersten Satz acht Asse – dominierte der 24-Jährige zu Beginn nach einem frühen Break. Nachdem Jan Choinski ausgeglichen hatte, gewannen beide Akteure jeweils ihre Aufschlagspiele. Choinski returnierte aber zunehmend besser und hatte auch bei den langen Ballwechseln meist leichte Vorteile. Letztlich transportierte er das Minibreak zum 3:1 im Tiebreak bis zum Gewinn des ersten Satzes.

Auch im zweiten Satz startete Neuchrist mit 2:0. Nach Choinskis Anschluss zum 3:2 gelang ihm das Re-Break. Danach vergab er einige große Chancen frühzeitig alles klar zu machen. Beim Stand von 5:3 hatte er mehrere Möglichkeiten zu einem weiteren Break, die er aber leichtfertig vergab. Im letzten Aufschlagspiel ging es sechs Mal über Einstand, ehe der Satzausgleich perfekt war.

Der Dominator:  Maximilian Neuchrist räumt beim ITF-Turnier in Trier beide Titel ab: Foto: Markus Grundhöfer
Der Dominator: Maximilian Neuchrist räumt beim ITF-Turnier in Trier beide Titel ab: Foto: Markus Grundhöfer

Dieses Spiel hinterließ Spuren bei Choinski. Der 19-Jährige kassierte sofort ein Break und schmetterte seinen Schläger zu Boden. Er fing sich aber schnell wieder und ging sogar mir 2:1 in Führung, warf den Schläger nach einem Doppelfehler aber erneut durch die Gegend. Mit einer Verwarnung kam er glimpflich davon. Dennoch stellte dieses Aufschlagspiel die Weichen. Nicht das so genannte „verlixte siebte“, sondern das achte Spiel des Satzes entschied die Partie. Neuchrist führte 4:3 und startete bei eigenem Aufschlag mit 0:40. Mit zwei Assen und einem Service-Winner zog er seinen Kopf zunächst aus der Schlinge, wehrte noch drei weitere Breakbälle ab und erhöhte auf 5:3. Damit war Choinskis Widerstand gebrochen, der sein letztes Aufschlagspiel verlor und dann seinem Schläger noch den Garaus machte.

Schirmherr Andreas Ludwig (Sportdezernent der Stadt Trier) und TCT-Chefin Roswitha Schmitt-Lonien. Foto: Markus Grundhöfer
Schirmherr Andreas Ludwig (Sportdezernent der Stadt Trier) und TCT-Chefin Roswitha Schmitt-Lonien. Foto: Markus Grundhöfer

Im gesamten dritten Satz hatte der Sieger mit einem Handicap zu kämpfen. Er hatte sich beim Kontakt mit dem roten Sand den Ringfinger der Schlaghand aufgerissen. Aber auch diese Verletzung konnte ihn nicht mehr stoppen. Nach 2:18 Stunden sank Neuchrist erleichtert zu Boden – er hatte ein von ersten Ballwechsel an ausgeglichenes und hochklassiges Match für sich entschieden, in dem Nuancen ausschlaggebend waren. „Max hat den Sieg verdient, weil er in den entscheidenden Situationen besser war als ich“, lautete das knappe Statement des Verlierers. Etwas auskunftsfreudiger war der Titelträger: „Ich wusste, dass es ein enges Match werden würde, weil wir in der Woche mehrfach zusammen trainiert haben. Jan ist sehr talentiert, wird seinen Weg gehen.“

Nach einer kurzen Erholungsphase errang Neuchrist dann auch noch den zweiten Titel mit seinem deutschen Partner George von Massow. Trotz der Müdigkeit, die dem Einzelsieger sichtbar zu schaffen machte, gelang ihnen im dritten Satz, der als Champions-Tiebreak gespielt wurde, der Sieg. Für Neuchrist war das „der Abschluss einer perfekten Woche.“ Am Mittwoch hatte er seinen 24. Geburtstag gefeiert, dann zwei Siege drangehängt und machte sich sofort auf den Weg nach Rosenheim wo er in der Regionalliga spielt. „Ich will mit meinen Freunden noch um Mitternacht ein Bierchen trinken“, verkündete er. Die Vermutung, ihn nicht mehr in Trier zu sehen, weil sein Weg in der Weltrangliste weiter nach oben führen wird, wollte er nicht stehen lassen: „Wenn das Turnier aufgewertet wird und in meinen Plan passt, komme ich gerne wieder. Mit hat es hier in jeder Hinsicht gut gefallen.“

Neuchrist räumte natürlich den Löwenanteil des Preisgeldes ab. 1.440 Dollar für den Einzelsieg, dazu 320 Dollar Anteil für den Doppeltriumph. Für die Weltranglisten sammelte er in jedem Wettbewerb 18 Punkte ein, die Finalteilnehmer bekommen 10 Zähler gutgeschrieben.

Der 30. Bitburger Tennis Grand-Prix wirft unterdessen schon seine Schatten voraus. Die Termin der 2016er-Auflage wird wohl etwas früher als in diesem Jahr liegen – wie in der Vergangenheit zum Zeitpunkt des Moselfests. Es wird gleichzeitig das letzte Turnier mit 10.000 Dollar Preisgeld sein, da diese Kategorie von der ITF gestrichen wird. „Es wird nur noch Turniere mit 15.000 Dollar Preisgeld geben“, sagt Grundhöfer. Ob das Trierer Turnier unter diesen Voraussetzungen auch seine 31. Auflage erleben wird, ist noch offen. TCT-Chefin Schmitt-Lonien: „Wir werden alles tun, um diese Veranstaltung zu erhalten und weiter zu entwickeln.“ Mit den Sponsorgeldern auf dem aktuellen Niveau wird dieses Vorhaben aber nicht umzusetzen sein.

Einzel-Finale: Maximilian Neuchrist (Österreich/Nr. 6) – Jan Choinski (Nr. 7) 6:7, 6:4, 6:2
Doppel-Finale: Maximilian Neuchrist (Österreich)/George von Massow (Deutschland/Nr. 3) – Matteo Fago (Italien) 6:4, 5:7, 10:8

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