Weihnachten gilt als das Fest der Liebe, der Familie und der Geborgenheit. Themen, wie zum Beispiel Harmonie, Traditionen und tiefe Emotionen gelten gerade im Advent fast schon als allgegenwärtig. Aber genau deswegen fühlen sich viele Menschen gerade im Dezember einsam. Während der Rest der Welt vermeintlich im Lichterglanz versinkt und durch das so oft zitierte „Winter-Wonderland“ spaziert, erleben andere das Gegenteil: Sie fühlen sich allein und leer.
Emotionen dieser Art sind nicht zwangsläufig vom Alter abhängig. Einsamkeit zu Weihnachten wird nicht nur für Senioren zu einem Problem. Auch viele jüngere Menschen erleben den Advent als eine Zeit der Traurigkeit.
Aber warum ist das so? Die folgenden Abschnitte setzen sich ein wenig genauer mit einem Thema auseinander, das oft mehr Menschen betrifft als gedacht.
Gesellschaftliche Erwartungen können einen hohen Druck erzeugen
Mit so gut wie keiner anderen Zeit des Jahres ist so stark mit Erwartungen aufgeladen wie Weihnachten. Medien, Werbung und Traditionen erschaffen eine Art Idealbild, was dazu führt, dass viele Menschen reagieren. Frauen aus Saarland suchen Kontakte, und auch viele Männer überlegen sich, was sie tun können, um Weihnachten nicht allein verbringen zu müssen.
Manchmal handelt es sich beim „Fest der Liebe“ um den Anstoß, den viele nutzen, um aus sich herauszukommen und neue Kontakte zu knüpfen. Andererseits gilt: Diese überhöhten Bilder erzeugen einen enormen emotionalen Druck. Wer nicht in dieses Schema passt, fühlt sich schnell „falsch“ oder außen vor. Ein Problem, das unter anderem auch durch die „perfekte Welt in den Sozialen Medien“ noch weiter geschürt wird.
Weihnachten lädt zu einem genauen Blick auf das eigene Leben ein
Im ganz normalen Alltag fällt es vielen leichter, über ihr Single-Dasein, die Distanz zu Freunden oder komplizierte Familienverhältnisse hinwegzusehen. Immerhin gibt es im Job, beim Ausüben von Hobbys und Co. viel zu tun. Arbeitsroutine, Termine und soziale Ablenkungen schaffen einen Puffer. Doch an Weihnachten bricht dieser Puffer weg.
Viele Sportvereine schließen ihre Pforten. Nicht jeder arbeitet an den Feiertagen. Das Wetter ist trüb und kalt und sorgt dafür, dass man sich tendenziell eher in die eigenen vier Wände zurückzieht.
Es bleibt also viel Zeit, um sich mit dem eigenen Leben und seinen Lebenszielen auseinanderzusetzen. Diese Perspektive macht nicht immer Freude.
Fragen wie:
- Wer fehlt in meinem Leben?
- Mit wem hätte ich gerne Zeit verbracht?
- Welche Beziehungen sind in diesem Jahr zerbrochen (und hätte ich vielleicht früher gegensteuern sollen?)?
werden jetzt relevanter denn je. Und immer wieder zeigt sich, dass Weihnachten stark mit emotionaler Nähe verknüpft ist. Wenn diese Nähe fehlt, spürt man die Lücke intensiver als sonst. Und genau das kann schmerzhaft sein.
Auf einmal erscheint die Vergangenheit aktueller denn je
Viele Menschen dürften zustimmen: Das Weihnachtsfest ist mit vielen Erinnerungen verbunden. Diese reichen oft bis in die Kindheit zurück. Gerüche, Lichter, Musik, Traditionen: All das kann dafür sorgen, dass sich eine gewisse Form der Wehmut einstellt.
Interessanterweise zeigen sich hier mitunter spannende Gegensätze. Denn: Während diese Erinnerungen für manche Menschen warm und wohltuend sind, sind sie für andere extrem belastend.
- Streit innerhalb der Familie
- eine Trennung oder ein Todesfall
- Erinnerungen an eine einsame Kindheit
- Stress während der Vorweihnachtszeit
können schnell dafür sorgen, dass Gefühle, die während der Hektik des Alltags erfolgreich verdrängt werden, auf einmal zutage treten. Auch die Diskrepanz zwischen damaligen Erfahrungen und heutigen Wünschen kann Einsamkeit besonders schmerzlich machen.
Eine besondere Herausforderung: Alle sind beschäftigt
Ein Treffen mit Freunden im Café? Ein längeres Telefonat? Was im Alltag in der Regel kein Problem darstellt, kann gerade in der Adventszeit zu einer echten Herausforderung werden. Immer wieder zeigt sich: Wer einsam ist, sucht oft Ablenkung – aber gerade zur Weihnachtszeit gibt es davon deutlich weniger.
Unter anderem sind viele Freunde in die Familie eingebunden. Sie kaufen Geschenke ein, bereiten „das große Weihnachtsessen“ vor und klagen über einen vollen Terminkalender.
Dadurch entsteht das Gefühl, ausgeschlossen zu sein… und das, obwohl die Geschäftigkeit der betreffenden Personen natürlich keine persönliche Abneigung ausdrückt. Die Prioritäten verschieben sich. Oder anders: Das, was den Rest des Jahres über selbstverständlich zu sein scheint, wirkt auf einmal geschlossen und schwer zugänglich. Dieses Phänomen kann die Einsamkeit noch einmal verstärken.
Einsamkeit ist weiter verbreitet, als viele glauben
Wer an Einsamkeit zu Weihnachten denkt, denkt oft an Großeltern, deren Kinder keine Lust darauf haben, einen weiten Weg auf sich zu nehmen, um Heiligabend zusammen zu feiern. Aber auch viele junge Menschen sind betroffen. Vielleicht, weil sie sich frisch getrennt haben und/oder in eine neue Stadt gezogen sind.
Hinzu kommt, dass sich sehr viele Menschen einsam fühlen, obwohl sie von anderen umgeben sind. Das Gefühl einer entsprechenden Leere, wie es auch im Rahmen einer Depression auftreten kann, kann zum Beispiel auch in Beziehungen auftreten, selbst wenn äußerlich alles stabil wirkt. Zudem zeigt sich Einsamkeit auch bei Menschen, die eigentlich einen großen Freundeskreis haben.
Kurz gesagt: Einsamkeit ist unabhängig von Alter, Status oder Lebensform. Gerade weil so viele betroffen sind, aber nur wenige offen darüber sprechen, entsteht leicht der Eindruck, man sei der einzige Mensch, der sich so fühlt… und genau das verstärkt das Einsamkeitsgefühl und das hiermit verbundene Stimmungstief häufig noch zusätzlich.
Was kann man gegen das Gefühl von Einsamkeit unternehmen?
Wichtig ist es im ersten Schritt, sich in Erinnerung zu rufen, dass es durchaus oft möglich ist, sich gegen das Gefühl von „Ich bin allein!“ zur Wehr zu setzen. Oft helfen kleine, aber gezielte Schritte, die wieder mehr Verbindung zu sich selbst und zu anderen schaffen.
Ein erster wichtiger Ansatz ist Selbstfürsorge: Bewegung, frische Luft, Musik oder kleine Rituale können in vielen Fällen das emotionale Wohlbefinden stabilisieren.
Hierbei ist es unerlässlich, sich vor allem mit der Frage: „Was tut mir gut?“ auseinanderzusetzen.
Auch das Pflegen bestehender Kontakte kann unterstützen… selbst wenn es nur kurze Nachrichten oder Telefonate sind. Gleichzeitig lohnt es sich, neue soziale Impulse zu setzen, etwa durch Gruppen, Kurse, Ehrenamt oder Online-Communities, die echte Begegnungen ermöglichen. Viele Seiten im Internet haben sich auf entsprechende Angebote spezialisiert.
Und klar: Vielen Menschen hilft es auch, über ihr Gefühl der Einsamkeit zu sprechen. Allein schon deswegen, weil so viele Personen gerade während der Weihnachtszeit derart stark eingebunden sind, dass sie schlicht vergessen, wie sehr sich ihr Gegenüber über ein ehrlich gemeintes: „Hast du Lust, Weihnachten bei uns zu feiern?“ freuen würde.
Ist es falsch, wenn ich Weihnachten einfach allein sein möchte?
Selbstverständlich ist es nicht verwerflich, Weihnachten allein verbringen zu wollen. Im Gegenteil! Viele Menschen empfinden die Feiertage als anstrengend, überladen oder emotional herausfordernd und entscheiden sich ganz bewusst für Ruhe statt für volle Räume und familiäre Verpflichtungen. Alleinsein kann durchaus ein Akt von Selbstfürsorge sein, vor allem, wenn man bemerkt, dass die stillen Tage mehr Kraft geben als gesellschaftliche Treffen.
Doch egal, ob allein oder im großen Kreis: Wichtig ist, dass die entsprechende Entscheidung aus einem inneren Bedürfnis heraus getroffen wird und nicht aus dem Gefühl, Erwartungen entsprechen zu müssen.





















