Bonn/Mainz .Kein Schalter, kein Mensch, kein Gespräch: Die Deutsche Post ersetzt zunehmend klassische Filialen durch vollautomatische Poststationen. Auch in Rheinland-Pfalz stehen inzwischen fünf dieser Automaten – und weitere sind geplant.
Nach Angaben der Bundesnetzagentur wurden bis Ende September fünf Automaten als Postfilialen zugelassen. Die Standorte liegen in Germersheim, Reinsfeld (Landkreis Trier-Saarburg), Landscheid (Bernkastel-Wittlich), Andernach (Mayen-Koblenz) und Ramstein-Miesenbach (Kaiserslautern).
Automaten statt Schalter – neue Regelung macht’s möglich
Hintergrund ist eine seit Jahresbeginn geltende gesetzliche Änderung:
Demnach darf die Post bei ihrer Pflicht zur flächendeckenden Grundversorgung auch Automatenlösungen einsetzen. Diese Entscheidung muss jedoch von der Bundesnetzagentur genehmigt und zuvor mit den betroffenen Kommunen abgestimmt werden.
Bislang wurden deutschlandweit 553 Anträge gestellt – sollten alle genehmigt werden, wäre jede zwanzigste Postfiliale ein Automat. Aktuell betreibt die Post rund 12.600 Filialen, meist in Supermärkten oder Kiosken.
So funktionieren die neuen Poststationen
Die sogenannten Poststationen bieten mehrere Funktionen:
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Paketannahme und -abholung,
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Briefmarkenkauf,
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Einwurf von Briefen,
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Videoberatung bei Fragen.
Insgesamt gibt es mehr als 900 solcher Stationen in Deutschland. Doch nur 72 davon gelten offiziell als Filialen – bei den restlichen ersetzt der Automat keine Pflichtfiliale, weil sich eine andere in der Nähe befindet.
Rheinland-Pfalz besonders betroffen vom Strukturwandel
Die Post kämpft seit Jahren mit den Folgen des Strukturwandels auf dem Land.
Wenn der letzte Dorfladen schließt, fehlt meist auch der örtliche Partnerbetrieb, bei dem ein Postschalter betrieben werden könnte. Gerade in kleinen Orten wie Reinsfeld oder Landscheid soll der Automat daher die Grundversorgung sichern – zumindest theoretisch.
Tatsächlich stellt sich vielerorts die Frage, ob Automaten die gleiche Servicequalität bieten können wie echte Filialen mit Personal. Denn während die Geräte rund um die Uhr zugänglich sind, fehlt es an menschlicher Beratung und Barrierefreiheit – etwa für ältere oder weniger digitalaffine Kunden.
Bundesnetzagentur überwacht Versorgungspflicht
Die Bundesnetzagentur betont, dass jede Automatenfiliale geprüft und zugelassen werden müsse, um als Teil des offiziellen Versorgungsnetzes zu zählen.
Damit soll sichergestellt werden, dass auch bei fehlenden Mitarbeitenden der Zugang zu postalischen Grunddiensten gewährleistet bleibt.
Kritiker bemängeln jedoch, dass die Post mit dieser Strategie Kosten spart, während der Service in ländlichen Regionenschleichend abgebaut werde.
Fazit: Bequem oder Rückschritt?
Mit den neuen Automaten reagiert die Deutsche Post auf Personalengpässe und steigende Betriebskosten – doch der Umbau stößt auf Skepsis.
Für die einen ist die Lösung modern und effizient, für andere ein weiterer Schritt zur Entmenschlichung der Daseinsvorsorge.
Wie viele klassische Filialen in Rheinland-Pfalz langfristig erhalten bleiben, wird sich zeigen – die Entwicklung dürfte nicht ohne Folgen für ländliche Regionen bleiben.


















