TRIER/SCHWEICH – Seit den 1930ern wird in der Klostermanufaktur des Trierer Brüderkrankenhauses ein Mundwasser hergestellt, auf dessen heilsame Wirkungen nicht wenige Menschen in der Region vertrauen. Bis heute ist die Rezeptur die gleiche geblieben und trägt das Kosmetikum den Namen und das Porträt jenes Mannes, der es erfunden hat: Bruder Gebhard Thiel.
Mit seinen rein natürlichen Inhaltsstoffen ist Frater Gebhard‘s Mundwasser so ganz nach dem Geschmack von Konsumenten, die es naturnah und nachhaltig mögen. Nun führen die Barmherzigen Brüder Schönfelderhof das traditionsreiche Produkt in die Zukunft.
Es liegt was in der Luft in den St. Bernhards Werkstätten am Standort Schweich: Kaum ist die letzte Stufe der Treppe erklommen, strömt dem Besucher ein ganz besonderer Duft in die Nase – der von Frater Gebhard’s Mundwasser. In einem kleinen Nebenraum steht ein 20 Liter fassendes Kunststofffass, gleich daneben befindet sich die Abfüllanlage. Auf dem Display leuchten Begriffe wie „Abfüllzeit“ und „Füllgeschwindigkeit“ auf. Wird zu schnell abgefüllt, drohen in der Flasche zu viele Luftbläschen, was wiederum die tatsächliche Füllmenge beeinflussen würde. Hier aber geht alles exakt zu, betont Frank Lauer. Deshalb auch die Briefwaage auf dem Tisch, auf der jedes der 50 oder 100 Milliliter kleinen Fläschchen nach dem Abfüllen noch einmal auf den Prüfstand kommt, erläutert der Ergotherapeut. Höchstes Augenmerk gelte auch der Hygiene, handelt es sich doch um ein Kosmetikum, dem nicht wenige gesundheitsfördernde oder gar heilsame Wirkungen bescheinigen.
Das Produkt, das in der Klostermanufaktur des Trierer Brüderkrankenhauses von Mitarbeiterinnen der Krankenhausapotheke hergestellt und von Klienten der Barmherzigen Brüder Schönfelderhof abgefüllt, etikettiert und schließlich für Verkauf und Vertrieb fertiggestellt wird, hat es in sich: Myrrhe, Salbei, Melisse und Thymian sind die wesentlichen und allesamt natürlichen Bestandteile. Der Alkoholgehalt liegt bei satten 80 Volumenprozent.
Mit seiner ursprünglichen und rein natürlichen Zusammensetzung liegt das Mundwasser gleichermaßen im Trend wie es eine lange gepflegte Tradition der Barmherzigen Brüder von Maria-Hilf widerspiegelt. „Wir führen hier eine wichtige Tradition des Ordens fort in die heutige Zeit und darüber hinaus in die Zukunft“, bringt es Daniel Olk, Leiter der St. Bernhards-Werkstätten auf den Punkt. Als „Ein Geschenk der Natur“ wird das Mundwasser beworben, gerade in der Region Trier hat es viele treue Abnehmer, die niemand mehr von den vielseitigen guten Wirkungen zu überzeugen braucht.
Auch Diana Deutsch, Zusatzkraft in der Werkstatt für Menschen mit Behinderung, muss niemand mehr überzeugen: „Wenn ich als Kind Bauchweh hatte, gab mir meine Oma ein paar Tropfen Mundwasser auf einem Stück Zucker“, schwelgt sie kurz in Erinnerungen und ergänzt dann schmunzelnd: „Und es hat tatsächlich geholfen.“ Behaupten, dass das Mundwasser nachweislich gesundheitsfördernde Wirkung hat oder gar als Arznei taugt, dürfen und wollen Diana Deutsch und Daniel Olk nicht. Dafür bräuchte es groß angelegte und entsprechend teure Studien, was bei einem Nischenprodukt mit überschaubarem Absatz – denn als Massenware taugt das Mundwasser wahrlich nicht – schwierig und nur bedingt sinnig wäre.
Sichtet man das Archiv der Barmherzigen Brüder von Maria-Hilf, findet man Anhaltspunkte dafür, dass Bruder Gebhard Thiel seine Essenz vor allem für die tägliche Mund- und Zahnpflege vorgesehen hatte. Tatsächlich gibt es Menschen, denen hilft es bei anhaltenden und immer wiederkehrenden Aphten. Doch wissenschaftlich bewiesen ist das alles nicht. Aus dem Bergischen Land stammend, trat Gebhard Thiel zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts der Ordensgemeinschaft bei. Zu seinem 90. Geburtstag gratulierte der Trierische Volksfreund ebenso wie die heute nicht mehr erscheinende Trierer Landeszeitung. Längst hatte Bruder Gebhard mit dem nach ihm benannten Mundwasser einen gewissen Kultstatus erlangt.
Doch dass seine Erfindung dereinst im Online-Versandhandel von Kunden angepriesen und ihm bei Entzündungen im Zahnbereich gewisse Wunderwirkung attestiert werden würde, konnte der 1970 verstorbene Erfinder nicht ahnen. Dass der Geschmack des Mundwassers nicht jedermanns Sache ist, dürfte er indes schon zu Lebzeiten mitbekommen haben. Doch damals wie heute ist es für den Verzehr nicht gedacht, sondern lediglich zum Spülen des Mundraums sowie zum Gurgeln.
Gleich mehrere Mitarbeiter und Klienten der St. Bernhards-Werkstätten an den beiden Standorten Zemmer und Schweich bringen das Mundwasser in die Fläschchen und diese, nachdem sie von Hand etikettiert wurden, samt Begleitzettel in kleine Kartons. 1.200 Liter der traditionsreichen Essenz werden jedes Jahr in der Klostermanufaktur von Mitarbeitern der Krankenhausapotheke des Brüderkrankenhauses hergestellt, Kunden gibt es inzwischen bundesweit und sogar im Ausland. Geht es nach Daniel Olk und Diana Deutsch, werden noch viele Menschen auf den Geschmack des Mundwassers kommen.
Das Mundwasser ist unter anderem erhältlich in den Hofläden der Barmherzigen Brüder Schönfelderhof in Zemmer sowie im Brüderkrankenhaus Trier und auch im Online-Shop ( https://www.etsy.com/de/shop/BernhardsWerkstaette ).














