Realitätsfern, leer, ungenutzt und bürokratisch – Steuerzahlerbund zerreißt Triers Rotlicht-Container

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Foto: Sebastian Gollnow/dpa/Illustration

TRIER. Gut gemeint, aber offenbar schlecht umgesetzt: Ein Container für Sexarbeiterinnen im Trierer Gewerbegebiet Euren wird seit seiner Aufstellung im Jahr 2023 nicht genutzt. Der Bund der Steuerzahler kritisiert nun die Kosten und die umständliche Handhabung – und fordert Konsequenzen.

Schutzraum für Sexarbeiterinnen – eigentlich eine gute Idee

Die Stadt Trier wollte mit dem sogenannten „Rotlicht-Container“ bessere Bedingungen für Sexarbeiterinnen schaffen. Nachdem der Straßenstrich von der Ruwerer Straße ins Gewerbegebiet Euren verlegt wurde, stellte die Stadt im April 2023 in der Gottbillstraße einen speziellen Schutzraum auf.

Der Container ist mit einem Aufenthaltsraum und einer Toilette ausgestattet und sollte die Frauen vor Regen, Kälte und Gefahren im Gewerbegebiet schützen. Für Freier war er ausdrücklich nicht gedacht. Ziel war es, „sichere Bedingungen“ zu schaffen – ein freiwilliges Angebot der Stadtverwaltung. Mehr Trier-News

Der Haken: Schlüssel nur im Rathaus erhältlich

Wie der SWR berichtet, liegt das Problem in der praktischen Umsetzung: Der Container ist dauerhaft verschlossen. Wer ihn nutzen möchte, muss sich den Schlüssel im Rathaus, beim Ordnungsamt oder beim Gesundheitsamt abholen. Laut Bund der Steuerzahler sei es jedoch unrealistisch, dass Sexarbeiterinnen diesen Weg tatsächlich auf sich nehmen.

Fakt ist: Bislang hat noch keine Prostituierte den Schlüssel beantragt. Zwar habe die Stadt die Frauen mehrfach informiert, doch genutzt wurde das Angebot bisher nicht.

Stadt verweist auf veränderte Arbeitsrealität

Die Stadtverwaltung Trier führt das Scheitern auch auf veränderte Strukturen im Sexgewerbe zurück. Viele Dienstleistungen würden inzwischen online organisiert und in Hotels oder Privatwohnungen angeboten – der klassische Straßenstrich habe an Bedeutung verloren.

Der Bund der Steuerzahler hingegen sieht den Hauptgrund in der Bürokratie: Ein Schutzraum, der nur nach vorheriger Schlüsselabholung zugänglich ist, sei schlicht „realitätsfern“.

Kritik im Schwarzbuch und Forderung nach Konsequenzen

Im aktuellen „Schwarzbuch“ listet der Bund der Steuerzahler den Trierer Rotlicht-Container als Beispiel für Verschwendung. Mehr als 5.600 Euro jährlich fallen laut SWR an Miete und Nebenkosten an – ohne dass der Container genutzt wird.

Der Steuerzahlerbund urteilt deutlich: „Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht.“ Man hätte früh erkennen können, dass die Maßnahme in dieser Form nicht funktioniere. Die Forderung ist klar: Den Vertrag beenden und den Container aufgeben.

Ausblick: Wie geht es mit dem Container weiter?

Ob die Stadt Trier tatsächlich die „Reißleine“ zieht, ist derzeit offen. Klar ist jedoch: Solange die Schlüsselregelung nicht geändert wird oder sich die Situation auf dem Straßenstrich grundlegend ändert, dürfte der Container weiter leer stehen – und die Diskussionen um die Sinnhaftigkeit anhalten.

(Quelle: SWR, Stand 30.9.2025)

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3 Kommentare

  1. Viele Verwaltungsmitarbeiter auf allen Ebenen handeln sicher in bester Absicht – doch gute Absichten sind kein Ersatz für Realitätstauglichkeit. Wer sein Leben entlang der geraden Linie Kreissaal-Kindergarten–Schule–Verwaltung verbracht hat, mag integer und freundlich sein, aber ihm fehlt oft jede Vorstellung davon, wie die Welt außerhalb der Amtsstube funktioniert. Wirtschaft, soziale Dynamiken, Existenzkampf, Wertschöpfung, Korruption, Milieus – all das bleibt für viele ein blinder Fleck, bestenfalls aus dem Fernsehen bekannt. Das Ergebnis? Entscheidungen, die weltfremd wirken. Strukturen, die an der Lebensrealität vorbeigehen. Und Projekte, die wie der Rotlicht-Container in Trier teuer, bürokratisch und nutzlos verpuffen.

  2. Die Prostituierten brauchen doch nur einen Antrag bei der Stadtverwaltung zu stellen, schon bekommen sie den Schlüssel…leider ticken sie anders als die für diesen Schwachsinn zuständigen Bürokraten, zum Glück bekommt Trier auch noch einen „Queerbeauftragten“…sonst gibt es ja auch keine Probleme in der Stadt …

  3. … die Stadtverwaltung sieht veränderte Strukturen im Sexgewerbe …
    Liebe Verantwortlichen, hat sich in den letzten 2 Jahren soviel verändert? Wer durfte dies probehalber testen ??
    Solch ein Container war und ist STEUERVERSCHWENDUNG.

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