„Pannenkraftwerk“ Cattenom: Frankreich verlängert Laufzeit auf 50 Jahre!

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Das französische AKW Cattenom bei Nacht; dpa
Das Atomkraftwerk im französischen Cattenom ist immer wieder aufgrund von "Pannen" im Gespräch und in den Schlagzeilen; Foto: dpa

Cattenom/Trier – Das französische Atomkraftwerk Cattenom bleibt ein Dauerstreitthema in der Großregion. Nun sorgt eine weitreichende Entscheidung der französischen Atomaufsicht Autorité de Sûreté Nucléaire (ASN) für Aufsehen: Die Laufzeit des umstrittenen „Pannenkraftwerks“ nahe der deutschen Grenze wird verlängert – auf bis zu 50 Jahre.

Laufzeitverlängerung: Cattenom läuft wohl bis 2041

Ursprünglich waren die Reaktoren von Cattenom, die zwischen 1986 und 1991 ans Netz gingen, für eine Betriebsdauer von 40 Jahren ausgelegt. Doch die ASN hat nun grünes Licht für eine Verlängerung auf 50 Jahre gegeben. Damit könnte Cattenom je nach Block theoretisch bis 2036 oder sogar 2041 am Netz bleiben.

Die Entscheidung betrifft insgesamt 20 französische Reaktoren und unterstreicht die Bedeutung der Kernenergie für Frankreichs Energiepolitik. Atomkraft deckt dort etwa 70 % des Strombedarfs ab und wird als Schlüssel zur Erreichung der Klimaziele gesehen.

Zahlreiche Störungen und Pannen

Cattenom gerät seit Jahrzehnten immer wieder in die Schlagzeilen: Über 750 meldepflichtige Ereignisse wurden seit Inbetriebnahme registriert. Von Ventildefekten, Bränden und Lecks bis hin zu Korrosionsproblemen – immer wieder sorgten Vorfälle für Kritik.

Besonders besorgniserregend: Im Jahr 2013 gelangten 58.000 Liter Salzsäure in die Mosel. 2017 stellte die Aufsicht fest, dass die Kühlsysteme dem Referenz-Erdbeben nicht standhalten würden (INES 2). Auch in den letzten Jahren wurden Korrosionsschäden an sicherheitsrelevanten Leitungen entdeckt.

Auflagen für EDF: Sicherheit soll verbessert werden

Die ASN hat die Verlängerung der Laufzeiten nicht bedingungslos genehmigt. Der Betreiber Electricité de France (EDF) ist verpflichtet, umfassende Sicherheitsmaßnahmen umzusetzen. Dazu gehören:

  • Nachrüstungen und technische Modernisierungen, um die Widerstandsfähigkeit gegen Erdbeben, Überschwemmungen oder Cyberangriffe zu verbessern.

  • Optimierung der Notfallsysteme, insbesondere der Kühlsysteme und Notstromversorgung.

  • Überwachung und Sanierung alternder Bauteile, um Materialermüdung vorzubeugen.

Diese Maßnahmen sollen sicherstellen, dass die alten Reaktoren auch über die ursprüngliche Laufzeit hinaus sicher betrieben werden können.

Kritische Stimmen aus Deutschland und Luxemburg

In Rheinland-Pfalz, dem Saarland sowie in Luxemburg und Belgien wird Cattenom seit jeher mit großer Skepsis betrachtet. Die Nähe zur Grenze und die lange Liste an Störungen schüren Ängste vor einem möglichen Atomunfall.

Insbesondere nach der Katastrophe von Fukushima 2011 sind viele Menschen in der Region sensibilisiert und fordern ein schnelleres Abschalten alter Meiler. Doch Frankreich setzt weiterhin stark auf Kernenergie, um energiepolitisch unabhängig zu bleiben und seine Klimaziele zu erreichen.

Fazit

Trotz seiner Pannen-Geschichte bleibt Cattenom ein Eckpfeiler der französischen Energieversorgung. Die Entscheidung zur Laufzeitverlängerung auf 50 Jahre sorgt in den Nachbarländern für Kopfschütteln – unter strengen Auflagen soll das Kraftwerk jedoch sicherer gemacht werden. Ob dies die Sorgen der Anwohner mindert, bleibt fraglich.

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1 Kommentar

  1. Die Laufzeitverlängerung sorgt nicht in den Nachbarländern pauschal für Kopfschütteln, sondern bei den rot-grünen AKK-Gegnern in den Nachbarländern.
    Zu denen gehöre ich nicht.
    Wir brauchen dringend wieder eigene AKK in Deutschland.

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