 
TRIER. Mit 51 Ja-Stimmen, keiner Gegenstimme und keiner Enthaltung hat der Trierer Stadtrat am gestrigen 25. Juni 2025 dem Bau eines Welterbe-Erlebniszentrums zugestimmt. Das Projekt wird durch die Trier Tourismus und Marketing GmbH (TTM) umgesetzt und im historischen Ratskeller der Steipe am Hauptmarkt eingerichtet. Es soll das UNESCO-Welterbe der Stadt innovativ, digital und barrierefrei erlebbar machen.
Die Entscheidung fiel überraschend geschlossen – doch hinter dem Projekt steht eine komplexe Struktur mit erheblichen finanziellen Verpflichtungen der Stadt.
Was geplant ist
Das Welterbe-Erlebniszentrum soll zentrale Aspekte des Trierer Welterbes (u. a. Porta Nigra, Dom, Konstantinbasilika, Weltdokumentenerbe) in einem Ort zusammenführen – interaktiv aufbereitet, multimedial inszeniert und ganzjährig zugänglich. Zielgruppe sind Touristen wie Einheimische.
Der Standort ist prominent gewählt: Der Ratskeller in der Steipe, einem der symbolträchtigsten Gebäude Triers. Die Steipe ist ein traditionsreiches Bauwerk bürgerlichen Selbstbewusstseins – und liegt mitten im touristischen Zentrum am Hauptmarkt.
So teuer wird das Projekt – und wer zahlt
Das Projekt kostet rund 2 Millionen Euro. Davon sollen 85 % über Fördermittel (EFRE-Programm „Tourismus 4.0“) gedeckt werden. Den Eigenanteil von 15 % (253.000 Euro netto) übernimmt die Stadt Trier, gestreckt über drei Jahre (2025–2027). Hinzu kommt:
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eine Ausfallbürgschaft für den Mietvertrag, falls die TTM scheitert, 
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die mögliche Gewährung eines Gesellschafterdarlehens von bis zu 2 Millionen Euro, um die Vorfinanzierung vor dem Fördermittelabruf zu sichern. 
Damit trägt die Stadt nicht nur Verantwortung für die Baukosten, sondern auch für Risiken aus Liquiditätsengpässen und Mietverträgen, obwohl die Durchführung formal in den Händen einer städtischen GmbH liegt.
TTM GmbH: Privatrechtlich organisiert, aber öffentlich abhängig
Die Trier Tourismus GmbH (TTM) ist zu 100 % im Besitz der Stadt Trier. Sie wurde 2013 als wirtschaftlicher Geschäftsbetrieb gegründet, um das Stadtmarketing, Veranstaltungsmanagement und die Tourismusförderung zu übernehmen.
Faktisch handelt es sich um eine ausgelagerte Verwaltungseinheit mit eigenem GmbH-Recht. Dennoch bleibt die Stadt finanziell verantwortlich, wie sich nun im Zusammenhang mit dem Erlebniszentrum wieder deutlich zeigt.
Einmütigkeit ohne Kontroverse – aber berechtigt?
Dass das Projekt im Stadtrat ohne Gegenstimme durchging, ist politisch bemerkenswert. Zwar begrüßen viele die Aufwertung der Innenstadt und die Aufwertung des Welterbes durch moderne Vermittlungsformate. Doch der Aufwand, die finanzielle Belastung und das Risiko bleiben bei der Stadt – obwohl natürlich Fördermittel winken.
Unklar bleibt auch, wie die Prognose von 65.000 Besucher:innen jährlich zustande kommt und ob diese realistisch ist. Weitere News aus Trier und Region
 
