Trier vor 100 Jahren: Höhepunkt der Inflation – Stadt gab eigene (Not) Geldscheine aus

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(Not) Geldschein der Stadt Trier aus dem Jahr 1923; Quelle: OB Leibe via facebook

TRIER. Die Inflation von 1923 in Deutschland war eine der drastischsten Hyperinflationen in der Geschichte. Auch die Stadt Trier gab vor 100 Jahren im Oktober/November eigene (Not) Geldscheine aus – gedruckt von der Trierer Druckereigesellschaft.

Deutschlands Wirtschaft lag im Jahr 1923 in Scherben. Die junge Weimarer Republik war pleite und musste das kriegsgeschüttelte Land wieder aufrichten, Kriegsanleihen an die eigene Bevölkerung zurückzahlen und Geld für die Reparationsleistungen aufbringen. Die Folge: Um den Verbindlichkeiten nachzukommen wurde damals ständig mehr Geld gedruckt. Somit brachte die Regierung mehr und mehr Geld in Umlauf, auch wenn es für die immer höhere Anzahl Banknoten keine materiellen Gegenwerte im Land gab.

Teufelskreis der Inflation

Dadurch begann der Teufelskreis der Inflation. Immer mehr Geld war bald immer weniger wert, Preise und Löhne explodierten. Geld war Spielgeld geworden. Wer seinen Lohn nicht gleich nach Erhalt wieder ausgab, konnte sich schon Tage, manchmal Stunden später kaum mehr etwas davon kaufen. Wer seinen Lohn am Monatsende erhielt, war buchstäblich mittellos. So kostete beispielsweise in Ei 300 Milliarden, 1 kg Kartoffeln – 90 Milliarden und ein US-Dollar – 4 Billionen.

Die Menschen rechneten bald in Bündeln statt Scheinen. Geld wurde in Schubkarren transportiert, Bündel als Heizmaterial zweckentfremdet, die Rückseite als Schmierpapier benutzt. Über Nacht waren alle, oft jahrelang angesparten Rücklagen weggeschmolzen. Die Wechsel für die Kriegsanleihen an den Staat waren wertlos.

Größter Profiteur waren hingegen Schuldner der Staat. Auf dem Höhepunkt der Inflation wurde im November 1923 eine neue Währung geschaffen: die Rentenmark, ab Oktober 1924 schließlich die Reichsmark. Die alte Währung wurde abgeschafft.

Angesichts der katastrophalen wirtschaftlichen Folgen der Inflation überdachten die Alliierten ihre Politik gegenüber dem Deutschen Reich. Sie erkannten, dass nur ein wirtschaftlich erstarkendes, gesundes Deutschland umfassende Reparationszahlungen leisten konnte.

Besonders durch die Hilfe der Amerikaner konnte die neue Währung schließlich stabilisiert werden. Der Amerikaner Charles Dawes entwickelte einen Plan, wie die Reparationszahlungen der Deutschen an die Aliierten von nun an ablaufen sollten.

Quelle: Oberbürgermeister Wolfram Leibe (via facebook); planet-wissen.de (ARD)

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2 Kommentare

  1. Zitat: “ Somit brachte die Regierung mehr und mehr Geld in Umlauf, auch wenn es für die immer höhere Anzahl Banknoten keine materiellen Gegenwerte im Land gab. “

    So ist es ja jetzt auch. Die Geschichte wiederholt sich also immer wieder …..

  2. Reparationszahlungen heißen heute Target-2-Salden. Die deutsche Staatsverschuldung erreicht gerade ein Allzeithoch, die Bild titelt heute „Jetzt kommt der Spar-Hammer“. Leider sieht es global nicht besser aus, alle Staaten sind verschuldet bis überschuldet, die USA knapp am Haushalts-Lockdown. SOMIT WIRFT NICHT NUR DEUTSCHLAND STAATSANLEIHEN OHNE ENDE AUF DEN MARKT, SONDERN ALLE. Wenn in dieser Situation ein Staat keine Staatsanleihen mehr loswurde, sprich, niemand leihte ihm noch Geld, dann mündete das immer in Hyperinflation und schlussendlich in Krieg.

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