Trier. Wie wird man der Würde des Menschen in der Grenzsituation von Leid und Todesnähe am besten gerecht? Über diese grundsätzliche Frage diskutierten der Trierer Bischof Dr. Stephan Ackermann und die Bundestagsabgeordnete Dr. Katarina Barley am 11. März in Trier. „Wenn es zu einer Dienstleistung wird, die regelmäßig angeboten wird, lehne ich das ab“, sagte der Bischof über die Sterbehilfe. Die SPD-Politikerin hatte unter dem Titel „Klartext: In Würde leben – In Würde sterben“ zu einem öffentlichen Austausch rund um das geplante Gesetz zur Sterbehilfe eingeladen. Mehr als 100 Gäste im Römersaal des Trierer Stifts St. Irminen belegten das rege Interesse am Thema.
Einem Sterbenskranken auf dessen eigenen Wunsch hin den tödlichen Giftcocktail besorgen und neben das Bett stellen – nach bestehender Gesetzeslage ist dieser begleitende Suizid nicht strafbar. Ärzten indes untersagen die Landes-Berufsordnungen solches Handeln, Geldstrafen wurden in der Vergangenheit bei einzelnen Verstößen bereits verhängt. Gerade diese Ausnahme findet Barley fatal. „Ich halte es für besser, wenn Menschen, die sich mit dem Gedanken an Suizid tragen, damit zu ihren Arzt gehen können, statt sich vor einen Zug zu werfen oder in die Schweiz zu fahren“, plädierte sie für eine neue Regelung.
Alleine das Wissen kann ein Trost sein
Mediziner hätten ihre Patienten oft schon sehr lange begleitet. Sie könnten am ehesten sagen, wie eine Krankheit sich entwickeln wird und somit am besten beraten, welche Wege möglich sind. Schmerzlindernder Palliativmedizin sei dabei in jedem Fall der Vorzug zu geben, aber es gebe eben Extrem-Situationen in denen ein Mensch für sich entscheidet, es geht nicht mehr. „Alleine zu wissen, dass es dann notfalls eine Möglichkeit gibt, kann für Menschen ein wichtiger Trost sein“, meinte Barley.
Bischof Ackermann sieht hier eine Grenze überschritten. Er warnte vor einer Überforderung der Ärzte. Rein juristisch seien solche Grenzsituationen aus kaum zu regeln, es gehe auch um ein menschliches Grundempfinden. Für ihn und die Deutsche Bischofskonferenz sei Leben eine Gabe Gottes, ein Geschenk: „Es unterscheidet sich von anderen Geschenken wie etwa einem Blumenstrauß. Es fordert Ehrfurcht vor der Würde des eigenen Lebens ab.“
Ich werde Dich begleiten
Allerdings sei es eine Gabe mit Grenzen, Schmerzen und Ängsten. „Ich kann zu einem Sterbenskranken nicht sagen, du musst das aber aushalten. Ich kann nur sagen, ich weiß auch nicht, warum du das erleiden musst, aber ich werde dich begleiten“, formulierte der Bischof und sprach sich für eine Stärkung des Hospizwesens aus.
Absage an kommerzielle Sterbehilfe
Eine klare Absage erteilten beide Gesprächspartner jeder Form von kommerzieller Sterbehilfe. Eine abrechnungsfähige Leistung dürfe es auch beim Arzt nicht werden und man könne auch keinen Mediziner dazu verpflichten, meinte Barley. Gemeinnützige Vereine lehne sie ebenfalls ab, weil die Gefahr einer Eigendynamik bestehe.
Im Anschluss an das von der Journalistin Katharina Hammermann moderierte Zwiegespräch wurde die Saalrunde in die Diskussion einbezogen. Ärzte, Hospizbegleiterinnen und Betroffene meldeten sich kontrovers zu Wort. Der Deutsche Bundestag werde das Thema Sterbehilfe weiter beraten, vorab sei jedoch ein Gesetz zu Stärkung und Ausbau der Palliativ-Medizin in Arbeit, berichtete Barley. Eine erste Lesung sei für Juni dieses Jahres angekündigt.