Fünf Regionalligen, vier Aufsteiger – ein Problem, das im deutschen Fußball seit Jahren brodelt. Nun arbeitet eine DFB-Arbeitsgruppe an einer Reform, die die Aufstiegsfrage endlich entschärfen soll. Doch zwischen Tradition, Gerechtigkeitsforderungen und gescheiterten Ideen wie dem Klopp-Modell ist klar: Die Reform wird ein Kraftakt.
Strukturelles Ungleichgewicht: Fünf Meister, aber nur vier Plätze
Ein System, das seit Jahren für Ärger sorgt
Die Regionalliga als vierthöchste Spielklasse ist in fünf Staffeln organisiert: Nord, Nordost, West, Südwest und Bayern. Seit der letzten Reform steigen jedoch nur vier Vereine in die 3. Liga auf – zwei fest (West, Südwest) und ein dritter rotierend zwischen Nord, Nordost und Bayern. Die übrigen Meister müssen in der Relegation antreten – und mindestens ein Meister bleibt jedes Jahr ohne Aufstieg, obwohl er sportlich seine Liga gewonnen hat.
Viele Klubs bezeichnen dieses Modell als „ungerecht“ und „unvermittelbar“.
„Meister müssen aufsteigen!“ – 50 Vereine erhöhen den Druck
Bundesweite Bewegung fordert direkten Aufstieg für alle Meister
Unter dem Motto „Meister müssen aufsteigen!“ formierte sich eine beachtliche Allianz: über 50 Klubs, darunter auch namhafte Vereine wie Union Berlin, Schalke 04 und der 1. FC Magdeburg. Vor allem aus dem Nordosten kommt massiver Druck – Ostvereine beklagen seit Jahren, dass ihre Meister im Rotationssystem benachteiligt werden.
Die Initiative „Aufstiegsreform 2025“ fordert klar: 👉 Fünf Meister – fünf Aufsteiger. Keine Playoffs mehr.
DFB reagiert: Arbeitsgruppe favorisiert viergleisige Regionalliga
Große Strukturreform mit deutlichen Einschnitten
Im Sommer 2025 setzte der DFB die Arbeitsgruppe „Regionalliga-Reform“ ein. Vertreter des Verbandes, der Regionalverbände und der Klubs sollen gemeinsam einen tragfähigen Vorschlag erarbeiten.
Nach der zweiten Sitzung ist die Richtung klar: Statt fünf künftig nur noch vier Regionalligen (geplant: Nord, Ost, West und Süd) Damit hätten künftig alle vier Meister einen festen Aufstiegsplatz – die Schieflage „5 Meister – 4 Aufsteiger“ wäre beseitigt.
Offen bleibt jedoch, wie die Vereine verteilt werden und ob geografische Grenzen, historische Rivalitäten und Verbandstraditionen berücksichtigt werden. Dies könnte neue Konflikte erzeugen.
Klopp-Vorschlag abgelehnt: Keine eigene U21-Liga
Zweitvertretungen bleiben – viel Frust bei Traditionsklubs
Für zusätzlichen Zündstoff sorgte ein alter Vorschlag von Jürgen Klopp: eine eigenständige U21- bzw. Perspektivspieler-Liga, in die die Zweitvertretungen der Profiklubs ausgelagert würden.
Das hätte die Regionalligen von den oft dominanten Nachwuchsteams befreit. Viele kleinere Vereine sehen darin einen unfairen Wettbewerbsvorteil.
Doch laut Berichten der Bild hat die DFB-Arbeitsgruppe den Klopp-Vorschlag nun endgültig vom Tisch gewischt: Zweitvertretungen bleiben fester Bestandteil des Regionalliga-Spielbetriebs.
Ostvereine drängen auf Tempo – Skepsis gegenüber DFB bleibt
Viel Gespräch, wenig Ergebnis – seit Jahren
Die Ostklubs fürchten, dass die Reform erneut in einer Endlosschleife landet.
Bereits im Frühjahr hatten Vertreter der Initiative „Aufstiegsreform 2025“ intensive Gespräche mit DFB-Präsident Bernd Neuendorf und NOFV-Präsident Hermann Winkler geführt – konstruktiv, aber ohne konkrete Zusagen.
Der DFB betont einerseits, dass die Entscheidung letztlich bei den Regionalverbänden liegt – sieht sich andererseits als „vermittelnde Instanz“. Ein gefährlicher Balanceakt.
Zeitplan: Früheste Umsetzung 2027/28
Reform nicht vor übernächster Saison möglich
Medienberichte gehen davon aus, dass die neue Struktur frühestens in der Saison 2027/28 kommen kann – wenn der DFB-Bundestag rechtzeitig beschließt.
Andernfalls droht eine Verzögerung bis 2028/29.
Klubs benötigen Planungssicherheit für Lizenzierung, Kader, Verträge und Budget – ein Umbau dieser Größenordnung lässt sich nicht abrupt vollziehen.
Mehr Fairness – aber auch neue Baustellen
Reform bringt Chancen, aber auch Konfliktpotenzial
Die Reduzierung auf vier Regionalligen würde das bisherige Grundproblem lösen – aber gleichzeitig neue Herausforderungen auslösen:
-
Regionale Zuordnung: Wer spielt künftig in welcher Staffel?
-
Tradition: Wiedervereinigung alter Rivalitäten oder neue Zwangsstrukturen?
-
Leistungsgefälle: Größere Ligen könnten die Schere weiter öffnen.
-
Zweitvertretungen: Ihr Verbleib sorgt weiter für Unmut.
Gerade im Osten verbinden viele Vereine die Reform mit einer Frage der Gleichbehandlung im deutschen Fußball.
Ausblick: Der große Durchbruch steht noch aus
Arbeitsgruppe macht Tempo – Entscheidung fällt beim DFB-Bundestag
Der Fokus auf vier Regionalligen ist ein erster spürbarer Schritt. Doch ob die Reform wirklich hält, was die Initiative „Meister müssen aufsteigen!“ fordert, entscheiden am Ende die Delegierten des DFB-Bundestags.
Bis dahin bleibt das System: Fünf Meister. Vier Aufsteiger. Ein dauerndes Provisorium.















