TRIER. Im Jakobsstift wurde aus einem ganz besonderen Anlass gefeiert: Zum 100. Geburtstag der ehemaligen Ehrangerin Sonja Orth versammelten sich Familie, Freunde und offizieller Besuch. Wer die lebensfrohe Frau Orth kennenlernt, kann allerdings kaum glauben, dass sie bereits 100 Jahre alt ist.
Auch Bürgermeisterin Elvira Garbes sowie der Ortsvorsteher von Ehrang, Bertrand Adams, zeigten sich sichtlich erstaunt, als sie der junggebliebenen Dame die Glückwünsche des Oberbürgermeisters und des Ministerpräsidenten überbrachten und ihr Blumen und Wein überreichten. Auch wenn man es ihr kaum ansieht, hat die Jubilarin viel erlebt. Die gebürtige Berlinerin ist 1945 mit ihrem Mann aus ihrer Heimatstadt geflohen. Insgesamt sechs Wochen waren sie unterwegs nach Trier, teilweise zu Fuß, nur mit einem Handwagen. An der Elbe geriet er dann in amerikanische Gefangenschaft, sodass sie schließlich alleine in Ehrang-Quint ankam und bei ihrem noch unbekannten Schwiegervater an die Tür klopfte. Die Erleichterung war groß als ihr Ehemann, der inzwischen freigelassen worden war, ihr die Tür öffnete.
Doch der Anfang im katholischen Trier, war für sie, die evangelisch getauft ist, nicht leicht, erzählt sie. Hinzu kam, dass ihr Mann und ihre Tochter an Tuberkulose erkrankten. Doch sie fand ihren Weg: Die gelernte Industriekauffrau betrieb jahrelang gemeinsam mit ihrem Ehemann ein Unternehmen für Erdaushub und Transport. Später widmete sie sich ihrem Garten, ihrem „Paradies“, wie sie sagt. „Es war ein erfülltes, aber auch schweres Leben“, resümiert sie mit einem Lächeln im Gesicht.
Nach einem Oberschenkelbruch zog Sonja Orth vor vier Jahren schließlich in das Jakobsstift. Auch wenn sie ihr großes Haus vermisst, ist sie sehr zufrieden dort. Zu ihrer Tochter pflegt sie eine enge Beziehung, und auch ihre beiden Enkelkinder besuchen sie regelmäßig.
Dass sie so alt geworden ist, führt sie vor allem auf ihren gesunden Lebensstil zurück: nie geraucht, nur selten Alkohol getrunken und immer frisch gekocht. Und auch ihre Gene tragen wohl dazu bei – ihre Mutter sei 97 Jahre alt geworden und ihre beiden Großmütter sogar 99 Jahre.
Mit Blick auf das Weltgeschehen, zeigt sich die eigentlich optimistische Seniorin sorgenvoll. Die aktuellen Entwicklungen in Bezug auf Russland und die USA stimmen sie nachdenklich: „Ich bin froh, dass ich so alt bin bei dieser unguten Zeit.“ (Quelle: Stadt Trier)













