Kenntnisse erweitern: Was ein Experte aus RLP zu TV-Duellen sagt

Vor der Bundestagswahl treffen die Kanzlerkandidaten von SPD und Union im Fernsehen aufeinander. Welche Erkenntnisse haben Forscher aus der Pfalz über die Publikumswirkung solcher Streitgespräche?

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Foto: Arne Dedert / dpa / Symbolbild

LANDAU. TV-Duelle wie das zwischen Kanzler Olaf Scholz (SPD) und Unionskanzlerkandidat Friedrich Merz (CDU) am Sonntag (ARD/ZDF 20.15 Uhr) können nach Ansicht des Politikwissenschaftlers Prof. Jürgen Maier erheblich zur Meinungsbildung beitragen. «Analysen zeigen, dass Zuschauer ihre politischen Kenntnisse durch solche Sendungen deutlich erweitern können – auch wenn komplexe Themen nicht immer ausreichend behandelt werden», sagte der Experte der Rheinland-Pfälzischen Technischen Universität Kaiserslautern-Landau (RPTU).

Besonders für politisch eher weniger interessierte Gruppen biete das Duell eine Gelegenheit, sich mit Themen auseinanderzusetzen und zu informieren, sagte Maier der Deutschen Presse-Agentur. «Eine Langzeitstudie für Deutschland zeigt, dass 27 Prozent jener, die sich überhaupt nicht für Politik interessieren, TV-Duelle ansehen. Solche Segmente wären sonst sehr schwer zu erreichen.»

«Blick in die USA würde deutscher TV-Duell-Kultur guttun»

TV-Duelle hätten seit ihrer Einführung 2002 eine zentrale Rolle im Wahlkampf gespielt. «2005 erreichte die Sendung mit Gerhard Schröder und Angela Merkel mit fast 21 Millionen Zuschauern einen Höchstwert.» Neben ARD und ZDF ist auch ein Schlagabtausch zwischen Merz und Scholz beim Nachrichtensender Welt TV und bei bild.de für den 19. Februar vorgesehen.

Ob TV-Duelle nur als Show enden oder tatsächlich Substanz haben, hätten die Produzenten selbst in der Hand, sagte der Politikprofessor. «Leider sehen sich Sender oft als Konkurrenten und stimmen sich insbesondere mit Blick auf Themen nicht ab. Das führt dazu, dass jedes Duell mehr oder weniger das gleiche Themenspektrum aufweist.»

Ein Blick in die USA würde der deutschen TV-Duell-Kultur aus seiner Sicht guttun. «Ein Modell wie dort, bei dem Debatten thematisch aufgeteilt werden, könnte auch in Deutschland für mehr Erkenntnisse sorgen.» Zudem sollten TV-Duelle Kandidaten zwingen, konkrete Umsetzungspläne zu nennen, damit man die Substanz der Vorschläge erkennen könne.

Vorsicht vor Attacken auf die Konkurrenz

Spannend sei, ob Kandidaten eher ihre eigenen Leistungen betonen oder den Gegner angreifen. «Analysen zeigen, dass die Mehrheit beide Ansätze kombiniert», sagte Maier, «wobei der, der in Umfragen zurückliegt, häufig aggressiver auftritt.» Zwar würden solche Attacken vom Publikum nicht grundsätzlich negativ wahrgenommen. «Sie können aber problematisch werden, wenn sie den Gegner persönlich angreifen oder respektlos sind.»

Ein RPTU-Forschungsteam um Maier untersucht seit Jahren die Wirkung der Duelle auf Publikum. Auch in diesem Jahr will es erforschen, ob Zuschauer von den Diskussionen für ihre Entscheidung profitieren und ob solche Formate die politische Bildung fördern können. Die Teilnahme ist einfach: Benötigt wird nur die kostenlose App «real smart», die in Kooperation mit dem Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) in Kaiserslautern entwickelt wurde und für Android- und iOS-Geräte verfügbar ist. (Quelle: dpa)

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