TRIER. Die Kindertagespflege hat sich in den letzten Jahren für viele Familien zu einer Betreuungsalternative zu Kitas entwickelt, auch weil es dort in Wohnortnähe immer wieder zu wenig Plätze gibt. Mit einer Neufassung der entsprechenden Satzung reagierte der Stadtrat nun auf die gestiegenen Anforderungen und verbesserte die Rahmenbedingungen, um diese selbständige Tätigkeit attraktiver zu machen.
Dabei geht es vor allem um die Absicherung bei einer Erkrankung sowie die Urlaubsansprüche: Ab 2025 werden trotz Selbständigkeit sechs Wochen Urlaub bezahlt plus zwei Wochen bei einer Erkrankung der Tagesmutter.
Das berichtet die Trier Rathaus Zeitung in ihrer aktuellen Ausgabe vom Dienstag.
Nach der bisherigen Regelung ist nach einem krankheitsbedingten Ausfall kein Erholungsurlaub mehr möglich. Dorothee Faber als zuständige Sachgebietsleiterin im Jugendamt sieht in der Neuregelung einen wichtigen Schritt zu fairen Arbeitsbedingungen und hofft, qualifizierten und erfahrenen Kindertagespflegepersonen eine langfristige Perspektive in dieser Tätigkeit bieten zu können und neue zu gewinnen, die immer wieder benötigt werden.
Der Bedarf vieler Trierer Familien nach einer flexiblen und individuellen Option der Kinderbetreuung ist weiterhin sehr groß. Faber: „Nur mit Hilfe der Kindertagespflege lassen sich Arbeitszeiten, wie sie etwa im Einzelhandel oder in der Pflegebranche vorgegeben sind, mit den familiären Verpflichtungen verbinden.“ Kinder können dort zum Beispiel auch bis in den Abend hinein oder gelegentlich auch am Wochenende betreut werden. Daher kommt es auch vor, dass Familien dieses Angebot ergänzend zur Kindertagesstätte nutzen, weil deren Öffnungszeiten nicht zu ihren Arbeitsabläufen passen. Das gilt besonders für Familien mit Pendlern oder Alleinerziehende.
Tagespflegemodell mit Vorteilen für die Eltern
Aus Sicht der Eltern hat das Tagespflegemodell weitere Vorteile: Durch die kleinen Gruppen mit maximal fünf Kindern kann eine enge Bindung an die Betreuungsperson entstehen. Oft gibt es dann auch eine vertraute Beziehung zu den Eltern, denen die Tagespflegeperson mit Rat und Tat zur Seite stehen kann, weil sie die ganze Familie kennt. „Besonders für Kinder unter drei Jahren kann ein geschützter und vertrauter Rahmen entstehen“, betont Faber. Diese Einschätzung zeigt sich auch in Aussagen von Eltern, deren Kinder von einer Trierer Tagesmutter betreut werden: „Wir haben uns für eine Tagesmutter entschieden, da sie auf jedes Kind individuell eingehen kann. Sie gibt den Kindern Nähe und Geborgenheit und fördert sie ihrem Alter entsprechend.“
Eine andere Mutter betont: „Damals kam für mich und meine schüchterne Tochter nur eine Tagesmutter in Frage, da sie eine familiäre Betreuung brauchte. Auch ich musste dieses vertraute Verhältnis haben, was meiner Meinung nach in der Kita zu kurz kommt. Unsere Tagesmutter hat mich berührt, mit ihrer Liebe zu ihrem Beruf. Mittlerweile darf sich auch unser zweiter Zwerg in ihrer Familie wohlfühlen. “
Faber weist Interessierte aber auch darauf hin, dass die Tätigkeit in der Tagespflege ein „Familienbetrieb“ ist, in den auch der Partner und die eigenen Kinder eingebunden sind, weil Wohnen und Arbeiten jeweils unter einem Dach stattfinden.
Das Jugendamt unterstützt und fördert die Tagespflegepersonen, die sozialversichert sind und für die es eine Unfallversicherung gibt. Faber: „Man muss die Vor- und Nachteile sorgfältig abwägen. Man hat eine eigene Beziehung zu den Tageskindern, die Arbeit macht viel Freude, man kann seinen Tagesablauf eigenverantwortlich gestalten und die Zeiten bei Bedarf auch an die eigene Familiensituation anpassen. Bei dieser selbstständigen Tätigkeit kann es aber auch ein finanzielles Risiko geben und man hat immer wieder die Herausforderung, allen Beteiligten gerecht zu werden: den Tageskindern, deren Eltern und der eigenen Familie.“
Wegen dieser komplexen Anforderungen gibt es neben der grundlegenden Basisqualifizierung auch die Möglichkeit, sich beim Jugendamt und beim Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) beraten zu lassen und an Weiterbildungen teilzunehmen.
(Quelle: Trierer Rathaus Zeitung / Petra Lohse, Ausg. v. 12.11.24)