Forschungsprojekt: Uni Trier sucht Zeitzeugen und Betroffene von sexuellem Missbrauch

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Missbrauch in der katholischen Kirche; Symbolbild; Foto: dpa

TRIER. In einem Forschungsprojekt an der Universität Trier werden Missbrauchsfälle im Bistum Trier von 1946 bis 2021 aufgearbeitet. 

Seit November 2022 forscht eine Gruppe von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Universität Trier zum sexuellen Missbrauch und sexualisierter Gewalt im Bistum Trier. Ziel des auf drei Jahre angelegten Projektes ist es, aus einer historischen Perspektive sexuellen Missbrauch an Kindern, Jugendlichen sowie schutz- und hilfsbedürftigen Erwachsenen durch Kleriker und Laien im Verantwortungsbereich der Diözese Trier zwischen 1946 und 2021 aufzuarbeiten. In dem Projekt werden Informationen zu entsprechenden Vorkommnissen, zu Tätern, Beschuldigten und Betroffenen dokumentiert und analysiert.

Um ein möglichst umfassendes Bild zu gewinnen, will die Forschungsgruppe über die Auswertung verfügbarer Akten hinauskommen. Dazu sind Gespräche mit Betroffenen sowie Zeitzeuginnen und Zeitzeugen von großer Bedeutung, wie bereits geführte Gespräche bestätigt haben. Die darin geschilderten Erlebnisse haben die Forschung stark unterstützt und vorangebracht.

Niemand kann uns die Erfahrungen besser mitteilen als die Betroffenen selbst. Und niemand kann den Kontext, in dem Missbrauch im Bistum möglich werden konnte, besser beschreiben als Zeitzeuginnen und Zeitzeugen. Dazu gehören beispielsweise Eltern, Geschwister und Freunde von Betroffenen, Angestellte im Bistum und den Gemeinden oder Gemeindemitglieder“, sagt Dr. Lena Haase, wissenschaftliche Mitarbeiterin in dem von Prof. Dr. Lutz Raphael geleiteten Projekt. Daher wendet sich das Projekt mit einem Aufruf an diese Personengruppen und hofft, dass sich weitere Menschen melden. 

Es ist uns bewusst, dass es schwierig sein kann, über diese Erfahrungen zu sprechen und uns als fremde Personen ins Vertrauen zu ziehen. Daher ist es uns wichtig, zweifelnden Personen ein Vorgespräch anzubieten, um Fragen zu klären. Wir würden uns freuen, wenn uns weitere Personen ihr Vertrauen schenken und somit dazu beitragen, sexuellen Missbrauch und sexualisierte Gewalt im Bistum Trier umfassend und detailliert aufarbeiten zu können“, so Lena Haase.

Die Forscherinnen und Forscher gehen insbesondere den Fragen nach, wodurch der sexuelle Missbrauch ermöglicht und erleichtert wurde, warum die kirchlichen Institutionen den Missbrauch nicht verhinderten, welche zeitspezifischen Umstände dieses Versagen verursacht oder begünstigt haben oder warum das Leid der Betroffenen lange Zeit nicht beachtet wurde. Dabei geht es auch um die Rolle und die Verantwortung der kirchlichen Leitungsebene, voran der Bischöfe.

Für auftretende Fragen finden sich auch der Website des Projekts entsprechende Antworten in einem vorbereiteten FAQ. Individuelle Fragen können per Mail oder Telefonat geklärt werden:

E-Mail: [email protected] oder Telefon: +49 651 201-3332.

Weitere Informationen: www.aufarbeitung.uni-trier.de (Quelle: Universität Trier)

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1 Kommentar

  1. Warum wird der evangelischen Kirche nicht die gleiche Aufmerksamkeit geschenkt? Dort sind die Missbrauchsfälle genauso hoch wie in der katholischen Kirche, trotz des fehlenden Zölibats. Wird die Korrelation zwischen homosexuellen Geistlichen und den Missbrauchstaten (lt. La Croix) ebenfalls untersucht—oder widerspricht dies dem Bild—das die anscheinend „woken“ Forschenden der Universität Trier von der Kirche haben?

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