Erster saarländischer Wohnungslosenbericht: Zahlen gestiegen

Im Saarland liegt der erste Wohnungslosenbericht vor. Experten bilanzieren: Es besteht deutlicher Handlungsbedarf.

1
Eine Person liegt in der Innenstadt unter einem Schlafsack. Foto: Marijan Murat/dpa/Archivbild

SAARBRÜCKEN. Im Saarland leben aktuell im Schnitt rund 100 Menschen auf der Straße – dabei handelt es sich vor allem um Männer. Zwischen dem 29. Januar und dem 4. Februar zählten Streetworker zwischen 71 und 132 Obdachlose, nur ein Viertel davon waren Frauen.

Hinzu kamen im vergangenen Jahr 2805 untergebrachte wohnungslose Menschen. Das waren vor allem wegen der hohen Zahl von Flüchtlingen aus der Ukraine knapp 2000 Menschen mehr als 2022. Diese Zahlen nennt der erste Wohnungslosenbericht, der am Mittwoch bei einer Fachtagung des Sozialministeriums in Saarbrücken vorgestellt wurde.

«Die Daten signalisieren insgesamt einen deutlichen Handlungsbedarf», sagte Dieter Filsinger von der Forschungsgruppe für Bildungs-, Evaluations- und Sozialstudien an der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes. Diese hatte den Bericht im Auftrag des Sozialministeriums erstellt. Der Bericht soll ein Konzept erweitern und wissenschaftlich bewerten, das der Runde Tisch zur Wohnungsnot erarbeitet hatte.

Nach Ansicht der Wissenschaftler ist dieses Konzept zur Weiterentwicklung der Obdachlosenhilfe ausgesprochen gut geeignet, um den Herausforderungen von Wohnungslosigkeit im Saarland gerecht zu werden. Die Experten loben vor allem, dass es gelungen sei, dafür unterschiedliche Akteure aus Politik, Verwaltung, Wohlfahrtsverbänden, der sozialen Arbeit, Kommunen und Land zu gewinnen.

«Das vorliegende Konzept sieht aus gutem Grund die Notwendigkeit einer präventiv ausgerichteten Politik, die Sorge für ausreichend bezahlbaren Wohnraum trägt, als zentral an», heißt es zusammenfassend. Auch werde begründet vorgeschlagen, das Angebot noch bedarfsorientierter auszugestalten: also etwa den spezifischen Bedürfnissen von jungen Männern und Frauen gerecht zu werden. Ferner müsse eine angemessene medizinische Versorgung sichergestellt werden. Aus Sicht der Wissenschaft erscheint es überdies besonders dringlich, für eine angemessene Qualität in der Notfall-Unterbringung zu sorgen.

Nach Ansicht Filsingers beinhalte das Konzept «ein beachtliches Entwicklungspotenzial». Die Forschungsgruppe will die vorgeschlagenen Maßnahmen nun noch genauer bewerten – etwa mit Blick auf Kosten und Nutzen sowie einer Prognose voraussichtlicher Wirkungen. Eine besondere Aufmerksamkeit will das Team unter anderem auf Schnittstellen und die Vernetzung zwischen den Einrichtungen legen.

«Die ersten Zwischenergebnisse bestätigen unsere Einschätzung», sagte Sozialminister Magnus Jung (SPD) am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur. «Zur Beseitigung von Wohnungs- und Obdachlosigkeit muss deutlich mehr getan werden. Dazu bauen wir neue Strukturen auf und nehmen mehr Geld in die Hand.»

Für die Fachtagung «Wohnungslosenhilfe im Saarland», die vom Sozialministerium in Kooperation mit dem Regionalverband und der Stadt Saarbrücken organisiert wurde, hatten sich laut Ministerium mehr als 180 Teilnehmerinnen und Teilnehmer angemeldet. Sie ging zurück auf einen 5-Punkte-Plan des vor einem Jahr gegründeten «Runden Tisch Wohnungsnot».

Vorheriger ArtikelPolizei Trier: 11. Internationales Motorradsymposium in der Eifel im April
Nächster ArtikelRLP: Meldeportal für Schäden durch Krähen online

1 Kommentar

  1. Vielleicht wäre es eine Idee, wenn die ganzen „Demokraten“
    mal für die Einhaltung der Verfassung auf die Straße gingen
    und unter Berücksichtigung dieser unhaltbaren Zustände
    für eine gesetzeskonforme Politik demonstrieren…

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

Die Redaktion behält sich vor, Lesermeinungen zu kürzen. Es besteht kein Anspruch auf die Veröffentlichung Ihrer zugesandten Meinungen. Klarname ist nicht erforderlich. Eine E-Mail-Adresse muss angegeben werden, wird aber nicht veröffentlicht.