Mainzer Bischof Kohlgraf setzt auf Dialog: Tür zu AfD-Wählern nicht schließen

Rechtsextremem Gedankengut möchte Bischof Kohlgraf mit Dialog begegnen und so überzeugen - dabei gönnt er sich eine gewisse Naivität, wie er sagt. In Debatten über Migration kommt für ihn manches Thema zu kurz.

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Peter Kohlgraf, Bischof von Mainz, spricht bei einem Interview der Deutschen Presse-Agentur dpa auf dem Grünen Sofa. Foto: Lando Hass/dpa

MAINZ. Im Kampf gegen Rechtsextremismus setzt der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf auf Dialog und sieht auch die katholische Kirche in der Pflicht. «Wir haben eine Schnittmenge zwischen AfD-Wählern und katholischen Gläubigen», sagte er in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur dpa in Mainz.

Die Tür zu diesen Menschen dürfe nicht zugemacht werden, sondern sie müssten mit klaren Botschaften angesprochen werden. Sie müssten etwa gefragt werden, ob das Menschenbild der AfD wirklich ihres sei und ob sie wirklich glaubten, dass sich eine Gesellschaft mit den Vorschlägen der AfD leiten und motivieren lasse. «Ich hoffe immer noch, dass die Menschen dann auch sagen: Okay, ich gehe noch mal ins Nachdenken.»

Wichtig sei, ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe engagierte Menschen zu stärken. Wenn Flucht ein Gesicht bekomme, man die Menschen dahinter kennenlerne, verändere sich möglicherweise die eigene Meinung zum Thema Migration. «Man sieht dann, das sind nicht alles Messerstecher, sondern Menschen mit einer Geschichte, mit einer Sehnsucht, mit etwas, was sie einbringen wollen», sagte Kohlgraf. «Das verändert auch das Denken. Diese Naivität gönne ich mir als Bischof.»

Es müsse deutlich gemacht werden, dass nicht einzelne Migranten für ungeklärte politische Probleme verantwortlich gemacht werden könnten. «Menschen gehen aus unterschiedlichsten Gründen auf die Flucht», betonte der Bischof. «Wenn irgendwo Menschen leben, denen aufgrund von Klimaveränderungen die Grundlagen entzogen werden, kann ich Ihnen nicht zum Vorwurf machen, dass sie sich auf den Weg machen und schauen, wo sie mit ihrer Familie ein besseres Leben führen können», sagte Kohlgraf.

Die Kirche müsse vor allem «vulnerable Gruppen» in den Blick nehmen wie unbegleitete Kinder oder Frauen. «Migration ist weiblich, das wird oft nicht gesehen», betonte Kohlgraf. «Oft wird in bestimmten Parteien mehr der kriminelle Mann gesehen.» Es müsse viel mehr über Menschen gesprochen werden, die versehrt nach Europa kämen, und über Menschenhandel. «Solche Themen haben wir als Kirche sehr stark im Blick», sagte Kohlgraf. In öffentlichen Debatten würden Menschen ohne Lobby aber oft gar nicht erwähnt.

Stattdessen werde häufig betont, dass Migranten als Fachkräfte gebraucht würden, kritisierte Kohlgraf. «Aber für mich als Bischof und Christ ist die Würde eines Menschen nicht abhängig davon, welchen wirtschaftlichen Beitrag er leistet.» Das sei vielleicht für eine politische Debatte schwierig, für manchen auch schwierig nachzuvollziehen. «Aber zunächst einmal ist dieser Mensch hier mit seiner Würde und nicht, weil er ein politischer oder ein ökonomischer Faktor ist.»

Das Bistum Mainz erstreckt sich über Teile von Rheinland-Pfalz und Hessen. (Quelle: dpa)

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1 Kommentar

  1. Mit Verlaub, Herr Kohlgraf…,

    nach meiner Auffassung haben wir
    eher eine Schnittmenge, zwischen
    katholischen Geistlichen, die ihr
    Amt als Auftrag im Sinne Jesu
    verstehen und einer nicht minder
    großen Zahl an übergriffigen
    Pädophilen….

    Vor diesem Hintergrund, sei Ihnen
    geraten, vor der eigenen Tür zu kehren.

    Ich bin mir sicher, die Arbeit wird
    Ihnen nicht ausgehen…

    Gott zum Gruß, Herr Bischof

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