TRIER. Mit einem Hilfsfonds will der Verein der Missbrauchsopfer und Betroffenen im Bistum Trier Opfer bei Schmerzensgeld-Klagen gegen das Bistum Trier finanziell unterstützen.
Solche Zivilklagen könnten teuer werden, sagte der Vorsitzende des Vereins Missbit, Hermann Schell, am Mittwoch in Trier. Das Geld aus dem Hilfsfonds solle Betroffenen helfen, ihre Ansprüche durchzusetzen. Dazu sollten Spenden und Kredite zur Vorfinanzierung der Klagen eingeworben werden, sagte Schell.
Zwei Klagen von Opfern sexuellen Missbrauchs durch katholische Geistliche seien zurzeit in Vorbereitung, teilte der Verein mit. Weitere zehn Betroffene wollten den ersten Prozess abwarten und dann über eigene Klagen entscheiden, sagte Schell. «Sie sind auf jeden Fall klagebereit.» Zudem gehe man von weiteren Klagen von Betroffenen aus, die nicht mit Missbit in Verbindung stünden.
Missbrauchsopfer bekam 300.000 Euro Schmerzensgeld
Die möglichen Kläger orientieren sich an einem wegweisenden Urteil des Kölner Landgerichts vom Juni 2023, das einem Opfer 300.000 Euro Schmerzensgeld zugesprochen hatte. Es handelte sich um einen Mann, der in den 1970er-Jahren als Messdiener viele Jahre lang von einem Priester sexuell missbraucht worden war.
Vergewaltigung in der Benediktinerabtei St. Matthias
In Trier sagte Opernsänger Thomas Kießling (61) am Mittwoch: «Ich wurde vier Jahre lang von einem Priester in der Benediktinerabtei St. Matthias mehrfach in der Woche vergewaltigt.» Bei den Taten sei er anfangs zehn Jahre alt gewesen. Er habe sich jetzt entschlossen, zu klagen, auch weil er Aufarbeitung wolle. Bisher habe er rund 12.000 Euro als Entschädigung bekommen.
Der Trierer Missbit-Vorsitzende Schell sagte, bei schweren Fällen müssten 300.000 Euro Schmerzensgeld «die Untergrenze» sein. Der Verein wolle den Klägern auch menschlich zur Seite stehen, da solche Verfahren belastend seien. Man bedauere, dass der Trierer Bischof Stephan Ackermann außergerichtliche Vergleichsverhandlungen sowie eine vorgeschlagene formelle Kooperationsvereinbarung abgelehnt habe.
Bistum Trier rechnet mit den Klagen
Das Bistum Trier hatte zuvor bereits erklärt, es rechne mit Klagen auf Schmerzensgeld. Sie seien angekündigt. Bis Montag waren noch keine Klagen beim Bistum eingegangen, wie eine Sprecherin des Bistums auf Anfrage mitteilte.
Seit der Aufdeckung des Missbrauchsskandals in der katholischen Kirche im Jahr 2010 hat das Bistum Trier bis Ende 2022 insgesamt gut 2,1 Millionen Euro zur Anerkennung des Leids an 164 Opfer gezahlt. Zum Bistum Trier gehören gut 1,2 Millionen Katholiken in Rheinland-Pfalz und im Saarland.