Experten: Schwimmcontainer nur “Zwischenlösung” – konsequente Erhaltung von Schwimmbädern nötig

Viele Kinder können nicht nur nicht Schwimmen, sondern haben gar keine Erfahrung im Wasser. Schwimmcontainer können das Problem zwar nicht beheben, aber abmildern, meinen Fachleute.

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Ein Kind schwimmt in einem Schwimmbad. Foto: Fabian Sommer/dpa/Symbolbild

MAINZ. Mobile Schwimmcontainer sind nach Ansicht von Fachleuten eine Möglichkeit für die Wassergewöhnung von Kindern, ersetzen aber keinen Schwimmunterricht. «Es soll eine Ergänzung zum Schwimmbad sein und eine reine Wassergewöhnung», sagte der Geschäftsführer des Kreissportbunds Düren in Nordrhein-Westfalen, Wolfgang Schmitz, am Mittwoch bei einer Anhörung im Landtags-Innenausschuss in Mainz.

Dort werden fünf Container in einem Modellprojekt erprobt. Die erschwinglichen Container seien eine «Zwischenlösung». Timo Horst von der Stadt Worms bezifferte die Kosten pro Container auf rund 20.000 Euro.

«Schwimmcontainer haben sicherlich einen Wert, aber wir werden in der Gänze nicht mehr Schwimmer und Schwimmerinnen erreichen», gab der Schulsportreferent der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD), Stefan Kölsch, zu Bedenken. Kinder sollten im Grundschulalter zu sicheren Schwimmern werden und bräuchten dafür mindestens das Abzeichen in Bronze, so die Fachleute.

Dafür reichten die Container aber nicht aus. Springen und Tauchen falle weg, lediglich einige Grundfertigkeiten wie Gleiten und regelmäßiges Atmen könnten darin gelehrt werden, sagte Anja Geisel von der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG). Schon für das Seepferdchen, das eine reine Prävention vor dem Ertrinken sei, brauche es ein 25 Meter langes Becken – also mehr als die bis zu 15 Meter langen Container.

Der Geschäftsführer Regionalbad Bingen-Ingelheim GmbH, Dirk Osterhoff, sagte, die Container reichten nur für vier bis maximal sechs Kinder und bräuchten auch eine technische Infrastruktur. Langfristig seien nur die konsequente Erhaltung von Schwimmbädern und Bäderkonzepte sinnvoll. Osterhoff warb auch für die interkommunale Zusammenarbeit beim Betrieb von Bädern und für Videotutorials, mit denen Kinder im privaten Umfeld das Schwimmen beigebracht werden könne.

Professor Lutz Thieme vom RheinAhrCampus in Remagen nannte die Schwimmcontainer eine «additive Ergänzung» und forderte eine landesweite Roadmap zur Versorgung mit Schwimmmöglichkeiten für Schüler. Nach Ansicht von Robert Collette von der Mainzer Universität fehlt eine landesweite Bedarfsanalyse.

Bundesweit haben in den vergangenen zwei Jahren nach Angaben der DLRG rund 2000 Schwimmbäder dicht gemacht. Die DLRG geht davon aus, dass sechs von zehn Kindern am Ende der Grundschulzeit keine sicheren Schwimmer sind. Die DLRG ist nach eigenen Angaben Deutschlands größter privater Anbieter in der Schwimmausbildung. (Quelle: dpa)

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