Neue Schilder und Erklärtafeln: Bischof-Stein-Platz heißt jetzt “Platz der Menschenwürde”

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Der frühere «Bischof-Stein-Platz» in Trier heißt jetzt «Platz der Menschenwürde». Foto: Birgit Reichert/dpa

TRIER. Die Umbenennung des früheren «Bischof-Stein-Platzes» in Trier in «Platz der Menschenwürde» ist jetzt auch vor Ort ersichtlich: Mitarbeiter der Stadt Trier brachten am Mittwoch die neuen Straßenschilder an (lokalo.de berichtete). Der Stadtrat hatte am 5. Juli den neuen Namen für den Platz hinter dem Dom beschlossen.

Grundsätzlich für eine Umbenennung hatte der Stadtrat Anfang Februar gestimmt. Grund ist eine im Dezember 2022 vorgestellte Studie zum Missbrauchsgeschehen in der Amtszeit des früheren Trierer Bischofs Stein (1904-1993), die ihm Versagen im Umgang mit Tätern und Opfern nachweist.

Laut unabhängiger Aufarbeitungskommission im Bistum Trier war Stein «Teil des Systems» gewesen, das Missbrauchstäter gedeckt und geschützt hat. Der Vorwurf der «zumindest moralischen und systemischen Mitverantwortung» treffe auch auf Stein zu, der von 1967 bis 1981 Bischof von Trier war.

Unter den neuen Schildern steht auf Erklärtafeln unter anderem dazu: «In diesem Zeitraum waren mindestens 200 Kinder und Jugendliche betroffen.» Die alten Schilder mit dem durchgestrichenen Schriftzug «Bischof-Stein-Platz» sollen laut Stadt «zur besseren Orientierung und zur Dokumentation der Umbenennung» noch ein Jahr hängenbleiben.

Eigentlich hätten die neuen Schilder schon am 12. Juli aufgehängt werden sollen. Ein Stadtratsmitglied beantragte aber vor dem Verwaltungsgericht Trier eine einstweilige Anordnung dagegen und reichte Klage ein (lokalo.de berichtete). Am 1. August lehnte das Gericht den Eilantrag ab, so dass die Schilder jetzt montiert wurden. Im Hauptsacheverfahren erfolgte bisher keine Entscheidung.

Der Verein der Missbrauchsopfer und Betroffenen im Bistum Trier (Missbit), der sich für den Namen «Platz der Menschenwürde» eingesetzt hatte, begrüßte die Umbenennung. «Klerikales Vertuschertum ist nun erstmals zivilgesellschaftlich sanktioniert. Mit der Erklärtafel hat die Stadt Trier das Versagen von Bischof Stein nachvollziehbar und sichtbar gemacht», teilte Missbit mit. (Quelle: dpa)

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9 Kommentare

  1. Statt Eigenlob-Schilder aufzuhängen sollte man besser den Kirchen in den Arsch treten und endlich die absolute Trennung zwischen Kirchen und Staat vollziehen.
    Warum klagt eine Stadtratsmitglied, wenn doch einstimmig beschlossen wurde?

  2. Was dieses Erklär-Bär-Schild? Dann bitteschön sollten in der ehemaligen Hindburgstraße, ehem. Hitler-straßen und -Plätzen auch große Erklär-Schilder angebracht werden, warum die umbenannt wurde. Und „Hinter dem Dom“ ist eben hinter dem Dom und die Menschwürde mit ihrer Unantastbarkeit steht im Grundgesetz. Basta. Diese grün-rote Führungsriege im Rathaus (wie auch im ganzen Land) ist einfach unerträglich mit ihren Schwachmaten-Ideologien.

  3. In der ehemaligen Hindenburgstraße steht auch so ein Erklärschild, was kein Mensch liest. Die haben einfach zu viel Zeit und der Stadtrat geht so mit Steuermitteln um, ohne Hemmungen immer raus damit.

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