LUXEMBURG. Zwei Jahre nach der Flutkatastrophe im Ahrtal hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier Helfern aus Luxemburg für ihren damaligen Einsatz gedankt.
«Diese Hilfe war wertvoll zu einem Zeitpunkt, als viele andere noch nicht da waren und luxemburgische Rettungskräfte zu den Ersten gehörten, die vor Ort geholfen haben, Menschen zu bergen, für Sicherheit trotz der Flut zu sorgen», sagte er am Montag beim Besuch des nationalen Feuerwehr- und Rettungsdienstes in Luxemburg.
«Dieser Einsatz wird an der Ahr unvergessen bleiben, und deshalb sage ich meinen Dank auch im Namen der Mitbürgerinnen und Mitbürger von der Ahr», sagte Steinmeier bei seinem ersten offiziellen Besuch in Luxemburg.
Bei der Flutkatastrophe vom 14. auf den 15. Juli 2021 starben allein in Rheinland-Pfalz mindestens 136 Menschen, davon 135 in der Ahr-Region. Es wird geschätzt, dass entlang der Ahr etwa 42.000 Menschen von der Katastrophe betroffen waren.
Im Zentrum des Großherzoglichen Feuerwehr- und Rettungskorps (CGDIS) erinnert man sich gut an die Flut. Nachdem man erste Bilder gesehen habe, habe man den deutschen Kollegen sofort Hilfe angeboten, erzählte Cédric Gantzer, der beim CGDIS Abteilungsleiter der Generaldirektion ist. Am 16. Juli wurde die erste Mannschaft geschickt: 25 Leute mit zehn Krankenwagen und einem Kommandowagen. «Kaum eingetroffen, haben sie sofort Einsätze gefahren.»
«Wir haben zuerst ein Krankenhaus in Ahrweiler evakuiert», erzählte Ben Baus, Einsatzleiter der ersten Mannschaft an der Ahr. Dann hätten sie ältere Menschen aus einem Seniorenheim, die notdürftig in einer Sporthalle untergebracht gewesen sein, in Krankenhäuser gebracht. «Das war auch der Eindruck, der am meisten hängengeblieben ist.» Das Leid, das die Menschen erfahren hätten, habe alle bewegt.
Zudem seien sie Notarzt-Einsätze gefahren, packten an, wo es nur ging. «Wir sind sehr froh, dass wir unserem Nachbar helfen konnten», sagte Baus. «Und dass wir natürlich auch wissen, dass wir, wenn wir einmal Hilfe brauchen, sie auch aus Deutschland bekommen.»
Nach drei Tagen wurde das Luxemburger Team aus Feuerwehrleuten, Mitgliedern des Roten Kreuzes und Soldaten getauscht – es kam eine neue Gruppe. Insgesamt sei man zehn Tage mit 75 Kräften an der Ahr gewesen.
«Wenn ich mich nicht irre, waren im Ahrtal keine ausländischen Kräfte außer uns da», sagte Gantzer. Es sei für sie ein prägender Einsatz gewesen. Dass Steinmeier ihnen nun danke: «Das hat die Mannschaft ganz positiv aufgenommen. Das ist für uns wirklich ein Zeichen der Freundschaft zwischen Deutschland und Luxemburg.»
Ein Abkommen zwischen Luxemburg und Deutschland regelt, dass sich Rettungskräfte über die Grenze hinweg helfen dürfen. «Es ist gang und gäbe, dass von Luxemburg Rettungskräfte über die Grenze fahren und umgekehrt», sagte Gantzer. In 2022 seien die Luxemburger rund 90 Mal zu alltäglichen Einsätzen – vor allem mit Krankenwagen – in Deutschland gewesen. Wer näher verfügbar sei, der fahre.
Die alltägliche Zusammenarbeit sei wichtig, aber auch, dass man sich in schlimmen Situationen unterstütze, sagte Gantzer. 2019 seien auch deutsche Kräfte vom Technischen Hilfswerk zum Helfen nach Luxemburg gekommen: Damals hatte in der Gemeinde Petingen ein Wirbelsturm rund 500 Häuser beschädigt. Gantzer zur Zusammenarbeit: «Es ist einfach schön, wenn es so funktioniert.»
Bundespräsident Steinmeier hatte am Montag seinen ersten offiziellen Besuch in Luxemburg begonnen. Er und seine Frau Elke Büdenbender wurden von Luxemburgs Großherzog Henri und Großherzogin Maria Teresa im Palast empfangen.
Steinmeier besuchte unter anderem eine Ausstellung zum 175. Jahrestag der Revolution und Verfassung von 1848 in Luxemburg und sprach mit Mitgliedern des Luxemburger Jugendparlaments. Beim Gang durch die Stadt hielt er immer wieder an und redete mit Passanten.
Nach Gesprächen unter anderem mit Luxemburgs Premierminister Xavier Bettel und Außenminister Jean Asselborn traf Steinmeier die luxemburgischen Feuerwehrleute und Rettungskräfte. Das sei ihm «ein dringendes Anliegen» gewesen, sagte Steinmeier.
Insgesamt zeigte sich der Bundespräsident beeindruckt: «Luxemburg ist eigentlich Herzkammer der Europäischen Union und lebt dieses Europa wie kaum ein anderes Land in Europa.» Er sei gekommen, «weil ich Luxemburg mag und liebe. Weil ich das Lebensgefühl der Menschen mag, weil ich die Offenheit und die Vielsprachigkeit hier in Luxemburg mag». Daran könne sich Deutschland «durchaus ein Beispiel nehmen».
Am Dienstag sind eine Visite des Geburtshauses von Robert Schuman (1886-1963), einem Gründervater der Europäischen Union, und ein Besuch der Universität Luxemburg in Esch-Belval vorgesehen. Luxemburg zählt mehr als 660.000 Einwohner und ist nach Malta das zweitkleinste Land der EU. Steinmeier war in seinem früheren Amt als Außenminister (2013 bis 2017) schon oft in Luxemburg gewesen.