Sechs Übergriffe auf Schafe durch Wölfe: Schafhalter im Land fordern Schutz

Ein Wolfsrudel gibt es in Rheinland-Pfalz. Es streifen aber weitere, noch nicht sesshafte Tiere durch das Land. Diese Entwicklung macht die Schafhalter zunehmend nervös.

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Foto: dpa/Symbolbild

MAINZ/TRIPPSTADT. Fünf neue Wölfe sind in diesem Jahr erstmals in Rheinland-Pfalz vorgekommen. Diese Tiere seien teilweise nur einmal nachgewiesen worden und noch nicht sesshaft im Land, sagte der Leiter des Koordinationszentrums Luchs und Wolf, Julian Sandrini, der Deutschen Presse-Agentur in Mainz.

«Wir wissen nicht genau, wo sie herkommen.» Es gebe aber Hinweise, dass es sich umherziehende Wölfe aus Hessen, den Niederlanden und Belgien handele.

In Rheinland-Pfalz gibt es bislang ein nachgewiesenes Wolfsrudel im Westerwald an der Grenze zu Nordrhein-Westfalen. Der Rüde aus dem Rudel lebe weiterhin in der Region und markiere sein Revier. Er habe aber mittlerweile eine andere Partnerin, berichtete Sandrini. Die ursprüngliche Mutter aus dem Rudel war im vergangenen Jahr vermutlich ums Leben gekommen. Die Jungen aus dem Wurf seien teilweise von Autos überfahren worden oder in andere Regionen weitergezogen. Das Rudel wurde auf insgesamt bis zu 15 Tiere geschätzt.

Ein einzelner Wolf muss für einen Zeitraum von mindestens sechs Monaten in einem gewissen Territorium nachgewiesen werden, damit er als residenter Wolf gewertet werden kann. Wolfspaare gelten als resident, wenn es zwei Nachweise von beiden Tieren zusammen mit einem Abstand von mindestens vier Wochen gibt.

31 Wolfsnachweise hat das Koordinationszentrum in diesem Jahr in Rheinland-Pfalz registriert. Dabei handelte es sich teilweise um Kot, Haare oder Aufnahmen aus einer Fotofalle. In vier Fällen sei gemeldet worden, dass Wildtiere gerissen wurden. Dazu sei es seit Beginn des Jahres zu sechs Übergriffen auf Schafe durch Wölfe gekommen. Bei dieser Liste handele es sich um die gemeldeten Fälle, sagte Sandrini. Ob es weitere nicht gemeldete Vorkommnisse gegeben habe, könne er nicht sagen.

Grundsätzlich sei die Kooperation mit den Schafzüchtern für den Herdenschutz gut, erklärte der Leiter des Koordinationszentrums. Wegen der jüngsten Risse von Tieren im Westerwald- und im Rhein-Lahn-Kreis gebe es aber verständlicherweise eine gewisse Unruhe unter den Tierhalterinnen und Tierhaltern.

Im Vergleich zu anderen Bundesländern sei das Vorkommen von Wölfen in Rheinland-Pfalz noch recht gering, sagte der Chef des Landesverbands der Schafhalter/Ziegenhalter und Züchter Rheinland-Pfalz, Werner Neumann. «Wenn die Zahl aber weiter steigt, wird es mit dem Herdenschutz eng.» Herdenschutzhunde zum Schutz vor Wölfen seien gerade in enger besiedelten Regionen nicht gut geeignet, sagte Neumann der Deutschen Presse-Agentur.

Derzeit würden vor allem Elektrozäune genutzt. «Aber auch das ist ja nur eine Frage der Zeit, bis die Wölfe auch über diese Zäune kommen.» Die Höhe der Elektrozäune beträgt nach Angaben des Verbandsvorsitzenden etwas mehr als einen Meter. «Die Wölfe sind nicht scheu und können springen.» Sollte es zunehmende Attacken auf Schafe oder andere Nutztiere geben, müssten die Wölfe, die diese Zäune überwinden, entfernt werden, mahnte Neumann.

«Wir wollen die Tiere nicht ausrotten. Das sind Lebewesen wie alle anderen auch. Aber auch unsere Nutztiere haben einen Anspruch auf Leben.» Den Schafzüchtern sei egal, ob die für die Risse verantwortlichen Wölfe dann eingefangen und in Wildparks gebracht oder getötet werden, sagte Verbandsvorsitzende. Der Bestand der Schafe in Rheinland-Pfalz beträgt nach seinen Angaben rund 80.000 Tiere.

Wölfe gelten in Deutschland und damit auch Rheinland-Pfalz als streng geschützte Tiere. Das Land zahlt für von Wölfen getötete oder verletzte Nutztiere freiwillig Entschädigungen. Zudem gibt es Förderungen für Präventionsmaßnahmen wie die Anschaffung von festen und mobilen Elektrozäunen zum Herdenschutz sowie für Herdenschutzhunde. (Quelle: Bernd Glebe, dpa)

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4 Kommentare

  1. Mein Gott, der Wolf ist nicht vom Aussterben gefährdet, wenn man das Geld woanders in den Artenschutz investieren würde wäre viel mehr gewonnen. Wölfe gibt es in Polen und anderen Regionen wo wenige Menschen leben, genug. Irgendwann ist auch mal Schluss und man muss eben die Wölfe auch mal wieder zurückdrängen. Typisch deutscher Blödsinn, wenn man mit dem Geld Feldhecken vernetzen würde wäre mehr gewonnen. Irgendwann wird mal ein Mensch von Wölfen getötet, statistisch eine Frage der Zeit.

  2. “ Irgendwann wird mal ein Mensch von Wölfen getötet, statistisch eine Frage der Zeit. “

    Ja natürlich haben Sie recht Man muss nur die alten Chroniken des Mittelalters nachlesen, als die Menschen regelmässig mit Wölfen konfrontiert wurden. Das sind keine harmlosen niedlichen Dackel, sondern gefährliche Raubtiere, die im Rudel besonders effiziente Tötungsquoten erzielen.

    Da wir konsequent von unseren Volksvertretern durch Technologieabbau und andere Massnahmen in Richtung Mittelalter geführt werden, sollte sich der Wolf hierzulande immer wohler fühlen.

    Wenn in Kürze ein Mensch dran glauben sollte, wird man der Bevölkerung immer noch erzählen, dass das Opfer schuld war. Wäre er nicht da gewesen, wäre er auch kein Opfer geworden ….

    Diese Logik wurde auch in anderen Szenarios präsentiert.

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