BETTINGEN. Nach der Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz muss der Bau kritischer Infrastruktur stärker auf den Klimawandel ausgerichtet werden.
Das sagte der rheinland-pfälzische Klimaschutz-Staatssekretär Erwin Manz (Grüne) am Montag in einer auswärtigen Sitzung der Enquete-Kommission «Zukunftsstrategien zur Katastrophenvorsorge» des Mainzer Landtags in Bettingen im Eifelkreis Bitburg-Prüm. Die Flut im Juli 2021 habe gezeigt, «dass kritische Infrastruktur zumindest in Teilen verwundbar ist».
«Klimaanpassung und Klimaresilienz müssen beim Bau und der Sanierung von kritischer Infrastruktur eine wichtige Rolle spielen», sagte er. Sie müssten «auf die sich verändernden Rahmenbedingungen» ausgelegt sein. Die Erfahrungen zeigten, dass Gefahrenhinweise «nur selten in einem Maße berücksichtigt werden, wie es den Fachverwaltungen vorschwebt». Ziel müsse es daher sein, «Gefahrenhinweisen in der kommunalen Bauleitplanung eine größere Verbindlichkeit zuzuweisen».
Nach der Flut seien im Ahrtal in «sehr vielen Teilen der Infrastruktur» große Anstrengungen unternommen worden, damit die Menschen wieder versorgt werden konnten, berichtete Manz. Kläranlagen seien wieder in Betrieb. An einer Neuordnung der Abwasserbeseitigung werde gearbeitet. Viele Trinkwasserleitungen seien repariert worden. Bei neuen Rohren werde eine Verlegung zusammen mit Leitungen für Abwasser, Energie und Kommunikation angestrebt.
Thomas Siekmann von der Ingenieurgesellschaft Dr. Siekmann regte an, Seniorenheime, Kitas und Betreuungseinrichtungen nicht mehr in gefährdeten Gebieten zu bauen. «Die möglichst hochwasserfreie Verortung gilt vor allem auch für Hilfskräfte wie die Feuerwehr.» Zudem sprach er sich für ein «intelligentes Hochwasserwarnnetz» aus, das mit smarten Sensoren und einem in der Fläche ausgerollten Messnetz in Echtzeit aktuelle Wasserstände liefere.
Eifelbahnstrecke im Blickpunkt
Mitglieder der Enquete-Kommission machten sich am Montag bei einer Tour durch mehrere Orte der Eifel ein Bild vom Wiederaufbau nach der Flut und von Schutzkonzepten gegen Hochwasser. Dabei ging es auch um die massiv beschädigte Eifelbahnstrecke. Diese soll laut einer Bahnsprecherin bis Ende 2023 wieder komplett befahrbar sein. Als nächstes Teilstück werde nach jetzigem Stand der Abschnitt zwischen Kyllburg und Gerolstein bis Ende März wieder in Betrieb gehen. In Rheinland-Pfalz umfasst die Eifelstrecke von Trier-Ehrang bis Nettersheim in Nordrhein-Westfalen rund 100 Kilometer. Insgesamt ist die Strecke bis Hürth-Kalscheuren bei Köln rund 160 Kilometer lang.
Bereits 2022 wurden Teilabschnitte wieder in Betrieb genommen: So fahren Züge wieder von Trier-Ehrang über Auw an der Kyll bis Kyllburg. Beim folgenden Abschnitt nach Gerolstein war es zu Verzögerungen gekommen, weil unter anderem für den Bau benötigte Kabel nicht in erforderlichen Mengen am Markt verfügbar waren, wie die Sprecherin erklärte.
Bei der Beseitigung der Schäden werde zugleich die veraltete Stellwerkstechnik modernisiert. Ziel sei es, dass vom elektronischen Stellwerk in Gerolstein aus Signale und Weichen auf der Strecke von Trier-Ehrang bis Nettersheim über fünf neue elektronische Stellwerke gestellt und bedient würden. Der Aufbau einer modernen Stellwerkstechnik sei Voraussetzung für eine Elektrifizierung der Strecke. Diese werde bis zum Fahrplanwechsel 2026/27 angestrebt.
Bei der Flutkatastrophe im Juli 2021 nach extremem Starkregen waren mindestens 135 Menschen in Rheinland-Pfalz ums Leben gekommen – 134 im Ahrtal sowie ein Mann in der Eifel.