“Unglaubliches geleistet”: Trierer ADD-Mitarbeiter sehen gutes Krisenmanagement

Die Landesbehörde ADD hat wieder einmal den Untersuchungsausschuss des Landtags beschäftigt. Diesmal geht es um die ersten Wochen, nachdem sie die Einsatzleitung im Katastrophengebiet übernommen hat.

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Die Nepomukbrücke in Rech wurde durch die Flutkatastrophe stark beschädigt. Foto: Thomas Frey/dpa/Archivbild

MAINZ/TRIER. Im Krisenmanagement der Landesbehörde ADD nach der Flutkatastrophe im Ahrtal hat es nach Worten von Behördenpräsident Thomas Linnertz am Anfang gehakt und manchmal länger gedauert.

«Es hat auch zu lange gedauert, die Gesamtlage zu erfassen», sagte er am Freitag vor dem Untersuchungsausschuss des rheinland-pfälzischen Landtags. «Wir haben aber immer wieder nachgesteuert.» Die gesetzten Ziele seien erreicht worden. «Wir haben vor Ort Unglaubliches geleistet», sagte er über die Arbeit aller an dem Katastropheneinsatz beteiligten Einsatzkräfte und Helfer.

Es sei im Prinzip immer im Dienst gewesen und habe sich höchstens am Wochenende ablösen lassen, sagte Linnertz. Auch sei er immer erreichbar gewesen. Der ADD-Präsident steht wegen seines Krisenmanagements seit Monaten in der Kritik. Die Oppositionsparteien CDU und Freie Wähler haben seinen Rücktritt gefordert.

Der Leiter des ADD-Referats Brand- und Katastrophenschutz, Heinz Wolschendorf, sagte, er sehe kein Versagen des Katastrophenschutzes. «Wir haben die Ziele der Gefahrenabwehr erreicht.» Es habe sicherlich einen Flaschenhals beim Austausch von Informationen gegeben, da alles erst habe aufgebaut werden müssen. Die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) hatte zwei Tage nach der Flutwelle vom 14./15. Juli 2021 die Leitung des Katastrophenschutzes vom Landkreis Ahrweiler übernommen.

Der ADD-Katastrophenschützer Fabian Schicker sagte, die Verwaltung der Kreisstadt Bad Neuenahr-Ahrweiler und die Kreisverwaltung seien nicht mehr einsatzfähig gewesen, als die Landesbehörde die Einsatzleitung übernommen habe. «Wir mussten ad hoc übernehmen.» Schicker war nach eigenen Angaben bis 18. Juli 2021 Leiter der ADD-Koordinierungsstelle in Trier, ab 19. Juli dann Stabsleiter der Technischen Einsatzleitung im Ahrtal.

Auf die Frage, was der in die Kritik geratene ADD-Präsident Thomas Linnertz als Einsatzleiter getan habe, sagte Schicker, dieser habe immer wieder an Stabsbesprechungen teilgenommen sowie Gesamt- und Richtungsentscheidungen getroffen. Zudem habe er Kontakt zu den nachgeordneten Bereichen und der Landesregierung gehalten und an Pressekonferenzen teilgenommen.

Ähnlich äußerte sich Christoph Pause, Leiter des damaligen ADD-Verwaltungsstabs. «Dafür, dass wir die besondere Lage hatten, ist uns doch Vieles gelungen», sagte er. Angesichts des Ausmaßes der Katastrophe sei das wichtigste Wort der ersten Woche «Priorisierung» gewesen: zunächst Menschenleben retten, dann Menschen versorgen, Seuchengefahren vorbeugen, Wasser- und Sanitärversorgung, aufräumen. Über den obersten Einsatzleiter sagte er: «Linnertz war ständig präsent.»

Linnertz‘ damalige Stellvertreterin Begona Hermann berichtete, sie sei erst am 23. Juli zum Krisenstab der ADD gestoßen. Bis zum 30. Juli habe sie Linnertz vertreten und sich die Arbeit mit ihm thematisch aufgeteilt. Es könne auch sein, dass sie an ein, zwei Tagen parallel vor Ort gewesen seien. Am 31. Juli sei sie dann zu einem seit Langem geplanten Urlaub zu Familienangehörigen in die USA geflogen, sagte sie auf mehrere Nachfragen aus Reihen der Opposition. Linnertz erklärte später, er habe den Urlaub genehmigt.

Die Zeugenaussagen vom Freitag sollen eine Grundlage für das Gutachten zum Krisenmanagement der ADD sein. Dabei geht es um Maßnahmen der Landesbehörde in den ersten drei Wochen nach der Flutnacht, nachdem die Landesbehörde am 17. Juli die Einsatzleitung übernommen hatte. Das Gutachten soll bei der nächsten Sitzung des Ausschusses am 24. März vorgelegt werden. Fragen durfte der Gutachter Dominic Gißler aus Berlin bei der Sitzung nicht stellen. Den Antrag auf die Begutachtung hatte die CDU gestellt.

Bei der Flutkatastrophe im Juli 2021 waren mindestens 135 Menschen im nördlichen Rheinland-Pfalz ums Leben gekommen, darunter 134 im Ahrtal. 766 Menschen wurden verletzt.

(Quelle: dpa/)

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