
TRIER-QUINT. Kaum ein Thema ist derart mit negativen Emotionen behaftet wie die Jagd. Das niedliche kleine „Bambi“ vor Augen oder das „scheue Reh“ – und dann die Jäger, die gut getarnt mit modernster Technik bewaffnet diese Sympathieträger erschießen. Wie sollte es angesichts solcher Bilder im Kopf zu einem sachlichen Austausch kommen?
Gundolf Bartmann, der Leiter des Trierer Forstamtes, hat mit dem jährlich stattfindenden „Meulenwaldtag“ den richtigen Weg hin zum sachlich geführten Dialog gefunden. Hunderte Besucher kamen am vergangenen Sonntag erneut in den Meulenwald, um sich vor Ort in Gesprächen mit Förstern und Jägern über den Zustand des Waldes zu informieren. In diesem Jahr lautete das Motto „Wald, Waldschutz und Wildtiere“. Zahlreiche Informationsstände, Erlebnis- und Mitmachprogramme im Wald rund um das Forstamtsgebäude in Trier-Quint griffen das Thema auf und luden ein zum Gespräch. Darunter der NABU, der Landesjagdverband, der Hirschkäferverein, das Wildtierzentrum Wiltingen,der BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland) und die Meulenwaldschule.
Monokulturen haben keine Zukunft im Forst
Unter der Moderation von Heike Laux beleuchteten der rheinlandpfälzische Staatssekretär Erwin Manz (Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität) und Dieter Mahr, Präsident des rheinland-pfälzischen Landesjagdverbands, in einem gut besuchten Fachgespräch das Thema Jagd und Wald. Um es vorweg zu nehmen: Meinungsunterschiede gab es keine. Beide betonten den Stellenwert des Waldes, dem gerade in der Zeit des Klimawandels eine besondere Aufgabe zukomme. Um diese aber übernehmen zu können, müsse er vielerorts umgebaut werden. Reine Fichten-Monokulturen seien nicht mehr überlebensfähig, es brauche einen vielfältigen Mischwald. Nach Auffassung der Diskutanten befindet sich der rheinland-pfälzische Wald auf einem sehr guten Weg, da man schon früh mit der Umwandlung begonnen habe. Ein wesentlicher Hoffnungsträger für den Wald der Zukunft ist laut Erwin Manz die Tanne – und damit war das Thema Jagd präsent. Denn gerade die jungen Triebe der Tanne seien von Rehen gesucht, „das sind Feinschmecker, die lieben das wie Schokolade.“ Da riesige Flächen mit jungen Trieben Aufgeforstet werden müssen, sei es unmöglich, alle zu schützen. Deshalb sei es erforderlich, in solchen Gebieten mithilfe der Jagd regulierend einzugreifen. Ein anderes Problem gehe von Rotwild aus, das die Rinde von Bäumen schäle, wenn das Wildaufkommen zu groß werde.
Wildbestände sind gewachsen
Für Landesjagdpräsident Mahr gehört das Wild zum Wald, auch in diesem Punkt ist er sich mit Staatssekretär Manz einig. Allerdings müsse man sich die Frage stellen, wie viel Wild das Ökosystem Wald vertrage, ohne Schaden zu nehmen. Das Problem sei, dass es diesbezüglich keine gesicherten Aussagen zur Stückzahl gebe. Laut Manz hat das Futterangebot im Wald zugenommen und die milden Winter die Vermehrung der Tiere ermöglicht. Es gebe Waldbereiche, wo das kein Problem darstelle. Wo aber Aufforstung mit jungen Trieben erfolge, brauche es eine intensive Bejagung, die sich am Verhalten der Tiere ausrichte.
Auf die Situation des Waldes hatte zuvor auch schon Ministerpräsidentin Malu Dreyer in ihrer Eröffnungsansprache hingewiesen. Der Wald speichere nicht nur in hohem Maße CO2, sondern binde auch Wasser, das ohne Bäume Flutkatastrophen begünstige.